Dave Duncan
sie hinüber zum Thron, und beide machten einen Knicks.
Der Senator verbeugte sich. »Inos, Ihr seid überzeugt, daß Master Rap in Ordnung ist? Daß er zurückkommen wird?«
»O ja«, erwiderte Inos munter, als seien Opferung und Wiederauferstehung eine gewöhnliche und alltägliche Angelegenheit. »Er sagte ja. Rap kann man immer vertrauen. Er wird in Kürze hier sein, da bin ich sicher.«
Epoxagues Augen funkelten, und er wandte sich wieder an den Thron. »Sire? Es war ein höchst bemerkenswerter Abend, der zumindest Zeuge der ersten Scheidung war, die von einem regierenden Imperator seit… sagen wir mal, sehr langer Zeit vorgenommen wurde. Aber warum nun aufhören? Warum nicht auch eine Hochzeit vollziehen?«
»Hochzeit?« fragte Kadolan verwirrt.
Inos klatschte in die Hände. »Ja! Ja! Könnt Ihr das tun? Ich meine, würdet Ihr es tun?«
Der ausgemergelte alte Herrscher war genauso verwirrt wie Kadolan. Er betrachtete einen Augenblick lang mit dunkler Miene den Senator und Inos, als rechne er mit Spott. Dann zuckte er die Achseln und bleckte seine großen Zähne zu einem Lächeln. »Wenn ich sage, ich könne eine Hochzeit durchführen, wüßte ich nicht, wer etwas dagegen haben könnte. Und wenn es das ist, was Euer Zauberer will, dann werde ich ihm gerne entgegenkommen, denn ich stehe tief in seiner Schuld.«
»Inos!« flüsterte Kadolan. »Nicht heute abend! Das ist doch sicher nicht nötig?«
»Ich hoffe doch!« antwortete Inos ausgelassen.
Der Senator hustete diskret. »Hier in Hub ist das keine außergewöhnliche Sitte, Kade. Große, formelle Hochzeiten in Tempeln brauchen einige Vorbereitungszeit. Eine kurze zivile Zeremonie im voraus… nicht ungewöhnlich. Wird normalerweise nicht unbedingt an die große Glocke gehängt – aber manchmal ist es ratsam.«
»Oh!« machte Kade zweifelnd. Natürlich war junges Blut sehr heiß, und sie konnte es verstehen. Doch es schien ihr nicht… nun… passend. Doch wenn man in Hub so vorging…
»Er meint, das hält beide Parteien davon ab, sich aus den Verpflichtungen des Vertrages zurückzuziehen«, sagte der Imperator. »Aber es ist nicht unangemessen, Hoheit.«
Wenn der Imperator das sagte, dann war es so.
»Und es ist der Befehl der Götter!« Inos strahlte triumphierend. »Vertrau auf die Liebe, Tante!«
Die Zuschauer waren inzwischen durch gar nichts mehr zu überraschen; Kadolan spürte die Belustigung und den Jubel in Inos’ glückseligem Gesicht. Das Gefühl spiegelte sich im Lächeln der anderen oder in deren stillem Achselzucken, die Frieren und Übermüdung überdeckten. Das Imperium war wiederhergestellt, der Krieg beendet, der mörderische Krieger tot, die Erbfolge sichergestellt… Warum keine Hochzeit feiern?
»Wenn Eure Majestät dies sagen, habe ich selbstverständlich keine Einwände.« Kadolan hatte ohnehin kein Recht, etwas dagegen einzuwenden. Inos war jetzt alt genug, und sie war Königin. Plötzlich fühlte sich Kade entmutigend alt. Ihre Aufgabe war beendet, jetzt, wo Inosolan mit einem Zauberer verheiratet sein würde…
»Nun gut!« rief Emshandar. Er lachte leise und setzte sich ein wenig aufrechter auf den Thron. »Nach allem, was Master Rap mir heute morgen erzählt hat, glaube ich nicht, daß er irgendwelche Einwände haben wird. Aber ich wünsche, daß Ihr den Bräutigam beibringt!«
Flopp!
Alle zuckten zusammen, als Master Rap in ihrer Mitte erschien, doch er sah nicht anders aus als zuvor, ein übergroßer Faun mit wirren Haaren in lederner Arbeitskleidung. Doch was er getan hatte, forderte seinen Tribut: einen Augenblick lang stand er aufrecht, dann sackte er mutlos zusammen. Schließlich drehte er sich unter offensichtlichen Mühen um und spähte mit trübem Blick zum Imperator hinauf.
»Falls Ihr einen Zauberer kennt, der Arbeit sucht, Sire, es gibt eine freie Stelle im Westen«, murmelte er.
Die Zuschauer zuckten zusammen, doch Emshandar nickte wohlwollend. »Ihr habt heute ehrenvolle Arbeit geleistet, Zauberer. Für mich und für ganz Pandemia. Ich glaube, nur wenige werden um Zinixo trauern.«
Rap hatte Inos bemerkt, die neben ihm stand. Er lächelte sie matt an. »Danke!« murmelte er beinahe unhörbar.
»Ich wünschte nur«, fuhr Emshandar ein wenig lauter fort, »daß ihr den Roten Thron für Euch selbst akzeptieren würdet!«
»Ich?« Rap rieb sich die Augen. »Nein, ich nicht.« Er betrachtete wieder Inos’ strahlendes Lächeln, und es schien, als verwirre es ihn. Der Imperator
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