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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Länder gab, in denen es zulässig war, daß Männer sich umarmten, doch sie hatte geglaubt, es sei eine Sitte der Elfen, nicht aber der Zwerge.
    Kadolan entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. Nun, vielleicht war die Show jetzt vorbei und sie konnten bitte alle ins Bett gehen? Nein – plötzlich bekam der Tag eine weitere seiner wahnsinnigen Wendungen in die Katastrophe.
    Hexenmeister Zinixo verschwand. Master Rap taumelte zurück und faßte sich an den Kopf. Die drei anderen Wächter sprangen auf, und Hexenmeister Lith’rian bedeckte seine Ohren mit den Händen.
    Diese Geste…
    Dasselbe hatte Rap getan, nachdem Rasha ihn dazu gebracht hatte, ihr sein Wort der Macht zu nennen, als höre er etwas, das weltliche Ohren nicht erfassen konnten.
    Kein Kuß. Ein Flüstern!
    Rap wirbelte herum, blickte zum Imperator – der bestürzt auf seinen Platz gesunken war – und nacheinander zu allen drei Wächtern. Schließlich starrte er zu Inos, als wolle er Lebewohl sagen. Seine Gesicht war zu einer verzweifelten Maske verzerrt, und in seinen Augen glühte bereits ein perlmuttartiges graues Licht.
    Es war ein Urteil – ein Urteil über das falsche Urteil! Die Götter hatten gesprochen!
    Kadolan hörte sich selbst schreien. Die Rundhalle schwankte, und der Regen war plötzlich unerträglich laut… Inosolan fing sie auf, und Azak half ihr dabei, sie auf den Boden zu setzen, doch sie widersetzte sich und weigerte sich trotz des Schwindels in ihrem Kopf, sich hinzulegen.
    Rap schrie. Mehrere der Anwesenden schrien. Sein Kleider kokelten und qualmten… aus seinem Kragen züngelten Flammen. Und plötzlich war er von einer sengenden weißen Flamme umgeben.
    Inosolan ließ Kades Arm los und raste ein zweites Mal durch die Rundhalle zu Rap. »Sag es mir!« schrie sie im Laufen. »Teile sie auf! Schwäche sie ab!«
    Ungestüm wie üblich warf sie ihre Arme um ihn und wurde ebenfalls vom Feuer umfangen. Ihr Kleid verschwand in einem einzigen Blitz. Für einen kurzen Augenblick waren sie als Paar sichtbar, zwei Körper in grauenhafter Umarmung, die gemeinsam verglühten und die Rundhalle mit einem Licht erfüllten, das die Kerzen überflüssig machte.
    Die Zuschauer hoben zum Schutz die Hände vor die Augen, auf dem Boden zeichneten sich schwarz ihre Schatten und die Schatten der Kandelaber ab. Die Sitze und Wände wurden sichtbar, die großen Steinrippen der Decke waren erkennbar, und jede Kristallscheibe reflektierte durch einen Nebel aus Rauch hindurch den Scheiterhaufen der weißglühenden Liebenden.
    Die Körper verglühten und verschwanden wie auch das Feuer, und die Rundhalle fiel zurück in eine schauerliche Dunkelheit.

     
Sacred flame:
    All thoughts, all passions, all delights,
    Whatever stirs this mortal frame,
    Are all but ministers of Love,
    And feed his sacred flame.
    Coleridge, Love 

(Heil’ge Flamme:
    Alle Gedanken, alle Leidenschaft und alle Freud
    Was immer diese sterbliche Gestalt bewegt,
    All jene sind die Diener nur der Liebe
    Und nähren Ihre heil’ge Flamme. )

Zehn
    Kühne Liebende

1
    Am mitternächtlichen Himmel funkelten Myriaden heller Sterne. Langsam, wurden sie immer heller und größer und zu Kerzenflammen und Kristalltropfen auf den Kandelabern. Als die Augen sich langsam an das Licht gewöhnten, wurde es stumpf und schwach, obwohl ein grünlich nachglimmendes Bild der Opfer noch auf der Hornhaut des Auges schmerzte. In den düsteren Schatten wurden langsam die Umrisse der Männer in ihren Togen wieder sichtbar, und zwei Damen eilten herbei, um Kadolan zu helfen.
    »Nein, bitte!« protestierte sie. »…habe ein wenig zu lange gestanden. Es geht schon… Wenn Ihr mir nur aufhelft…«
    Da war Marschall Ithy schon persönlich an ihrer Seite und brachte den Stuhl, auf dem Prinzessin Uomaya gesessen hatte, und hilfsbereite Hände halfen Kade, sich zu setzen. Sie fühlte sich wie eine Närrin.
    Die Rundhalle wirkte immer noch sehr dunkel. Die Hexenmeister waren verschwunden. Der Imperator war auf dem OpalThron zusammengesunken, die Ellbogen auf den Knien, das Gesicht in den Händen. Entsetzen und Furcht hatten sich am Hofe breitgemacht.
    Tot? Inosolan tot? Rap tot?
     
    Kadolans Verstand konnte die Tragödie nicht erfassen. Die Götter waren doch gewiß nicht so grausam?
     
    Langsam erhob sich ein Stimmengewirr, als die Menschen Erklärungen verlangten. Azaks barscher Ton erklärte, was geschehen war. Flopp! Köpfe fuhren herum. Plötzliche Stille.
    Inosolan war wieder da. Sie stand genau dort, wo sie

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