Dave Duncan
runzelte die Stirn, weil er so bestimmt zurückgewiesen wurde.
»Sire?« Inos wurde ungeduldig.
»Hm? Oh… nun gut!« Der alte Mann erhob sich unsicher und ließ Schwert und Schild auf dem Thron liegen. Er gesellte sich zu den anderen und schwankte dabei ein wenig. Doch als er sich aufrichtete, war er größer als alle anderen außer Rap. »Wie war das noch? Ist hier jemand anwesend, der einen Grund kennt, warum dieser Mann und diese Frau – Shandie!«
Der kleine Prinz war aus der Dunkelheit hereingestürmt und hatte sich an Master Raps Beine gehängt. »Rap! Rap! Geht es Euch gut, Rap?« Der Zauberer lachte und tätschelte ihm die Schulter. »Ja, es geht mir gut! Dir auch?«
Der Prinz nickte heftig. »Ja! Ja, es geht mir gut!«
Drohend wiederholte der Imperator »Shandie!«
Rap zauste dem Jungen durch das Haar. »Verzeihung, Sire! Was habt Ihr gesagt?«
Sie sind alle so müde, dachte Kadolan. Sie sollten alle im Bett liegen, ganz besonders der erschöpfte alte Imperator. Auch Master Rap sah so schlapp und ausgezehrt aus, als habe er tagelang nicht geschlafen. Nur Inos schien sich völlig erholt zu haben, und sie sah aus, als schwebe sie auf Wolken.
»Jemand anwesend, der einen Grund kennt…« Der Imperator machte ein finsteres Gesicht. »Egal. Wollt Ihr, Rap, diese…«
»Du magst Pferde, Shandie«, fragte Rap. »Vielleicht können du und ich morgen ein wenig zusammen ausreiten, hm?«
Die Antwort des Jungen ging in einem lauten Einwand von Inos und einem Brüllen des Imperators unter: » … zur Frau nehmen?«
»Frau?« fragte Rap matt. »Frau?« Endlich schien er zu bemerken, welche Personen dort standen – Inos neben ihm, Senator Epoxague hinter ihr, als Ehrenvater der Braut… Kade noch dahinter und der Imperator vor ihnen. Marschall Ithy hatte sich selbst zum Trauzeugen ernannt und stand neben Rap.
Er starrte Inos an, als habe er sie noch nie zuvor gesehen. Gewiß hatte er sie noch nie glücklicher gesehen.
Kadolan spürte, daß dieser gräßliche Tag eine weitere furchtbare Wendung nehmen würde.
»Frau?« flüsterte er und erblaßte. »Frau? O Inos! Nein! Nicht jetzt!« Sie zuckte zusammen, als habe er sie geschlagen. »Was? Aber, Rap, Azak ist fort! Ich bin jetzt frei! Ich liebe dich, und ich weiß, du liebst –«
»Nein! Inos! Ich kann nicht!« Er taumelte vor Entsetzen zurück und prallte gegen Marschall Ithy, ohne ihn richtig zu bemerken. »Das dürfen wir nicht!«
»Warum nicht?« schrie sie wütend.
Er schüttelte den Kopf. »Weil… weil… Die Worte…«
»Es ist mir egal, ob du ein Zauberer bist, du Dummkopf!«
»Aber… das ist es ja! Ich bin keiner! Ich bin… ich bin Oh, Ihr Götter! Nein! Nein! Nein!«
Master Rap wirbelte auf dem Absatz herum und nahm denselben Weg, den Azak genommen hatte. Der Klang seiner Schritte verhallte. Inos wandte sich mit einem Winseln an Kadolan. »Tante? Was ist geschehen? Was stimmt denn nicht?«
»Ich weiß es nicht, Liebes! Ich weiß es nicht!«
Doch offensichtlich stimmte etwas nicht. Ganz und gar nicht. Es mußte mehr zu bedeuten haben als Raps offensichtliche Abneigung gegen Hochzeiten.
2
I loved a young man,
Young man, Oh…
loved a young man,
Long ago…
I gave him gold, and rubies, too,
I gave my all, his heart to woo.
Young man, young man, young man, Oh…
Long ago…
Das Wetter hatte sich geändert, als wolle es die Rückkehr des Imperators begrüßen. Die spätnachmittägliche Sonne machte einen tapferen Versuch, die Gärten des Palastes zu erfreuen, wo die letzten Rosen dem verlorenen Sommer hinterhertrauerten. Über ihnen hingen kahle Zweige, und klatschnasse Haufen von gelben Blättern lagen auf der feuchten Erde neben den kleinen Buchsbaumhecken. Der Winter war noch nicht da.
Inos’ Stimme schwebte aus dem Musikzimmer durch die Fenster hinaus. Ihre Finger eilten über die Tasten des Spinetts und rangen ihnen wirre Melodien aus komplizierten Arpeggien, Glissandi und Kontrapunkten ab.
Jalon, weint Euch die Augen aus!
Mit einem ohrenbetäubenden Disakkord beendete sie ihr Spiel und wirbelte auf ihrem Stuhl herum. Ungefähr dreißig Mann standen als Zuhörer mit weit aufgerissenem Mund da – Sekretäre, Speichellecker, sogar Legionäre. Sie knallte den Deckel hinunter und sprang auf. Aus Angst vor ihrer Wut wollten sie sich langsam zurückziehen, doch plötzlich drehten sie sich alle um und stürzten hinaus.
Idioten!
Es war zwei Tage her, seit sie zur Geweihten geworden war.
Es wurde bereits
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