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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Straße hoch, und eine andere drängte durch die überdachten Gassen herbei. Sie versuchte, nicht an die Gefahren zu denken, an die Leute, die dabei zertrampelt wurden. Sie hatte eine Revolution angezettelt und mußte den Preis dafür zahlen, ganz gleich, wie hoch er sein würde.
    Ihre Zähne begannen zu klappern.
    »Tut mir leid!« murmelte Rap abwesend, und auf einmal war ihr von den Ohren bis zu den Zehen angenehm warm. Er trug immer noch einfache Hosen und eine Tunika, die er nur halb zugeknöpft hatte, die Kleider, die er auch in Kinvale im Haus getragen hätte. Seine Stiefel und sein Hemd waren dünn, Kleidung für das Klima des Südens, sein Kopf unbedeckt.
    Es war das Seitentor, das ihm Sorgen machte. Denn acht Monate im Jahr waren die Tore der Burg geschlossen und durch dicke Schneewehen verbarrikadiert. Nur der kleine Seiteneingang blieb immer offen, gerade breit genug für einen Mann oder ein Pferd. Eine Armee konnte durch einen solchen Schlitz nicht hindurchstürmen.
    Rap steckte seinen Kopf hindurch, sah sich um und zog sich wieder zurück. »Vom Bösen geschaffenes Ärgernis, dieser Schild«, murmelte er. Erneut betrachtete er nachdenklich die andere Seite des Hofes. »Falls die Krieger rechtzeitig aufwachen und es bis hierher schaffen, um die Tür zu verteidigen, dann muß ich mir in die Karten sehen lassen. Ich glaube, ich mache es besser auf diese Weise. Komm weiter!«
    Er zog sie ein paar Schritte weiter über den schneebedeckten Weg. Gleichzeitig hörte sie die Tore in ihren Angeln quietschen. Langsam, sehr laut und durch okkulte Kräfte getrieben begannen die beiden großen Flügel hin und her zu schwingen und Berge von Schnee zusammenzudrücken. Als sie halb offenstanden, gab Rap sie frei.
    »Das sollte reichen. Ich frage mich, ob jemals irgend jemand danach fragen wird, wer die Burg geöffnet hat?«
    Das Singen wurde lauter, der Rauch aus den Schornsteinen über ihnen funkelte heller. Eine Reihe von Lichtern kam in Sicht – Männer, die Fakkeln trugen – zwanzig oder mehr – kämpften sich Seite an Seite fluchend und stolpernd durch den Schnee. Sie wurden durch die anderen, die ihnen folgten, unerbittlich vorwärtsgetrieben, und diese wiederum von den ihnen folgenden Männern. Die dampfende Menge drängte unerbittlich den Berg hinauf. Männer, die hinfielen, wurden zu Tode getrampelt. Die tapferen Anführer hatten die meiste Arbeit. Der Rest hatte es leichter, und sie waren es auch, die sangen. Aus der Königsgasse brach plötzlich noch mehr Mob hervor. Die Männer ohne Fackeln zeichneten sich dunkel gegen den Schnee ab. Sie strömten in den Hof; die größte Menge stand ganz oben an der Straße.
    »Komm!« Rap ergriff wieder Inos’ Handgelenk, und sie rannten vor der näherkommenden Horde her – durch das Außenwerk an der Tür des Wachraumes vorbei in den Burghof. Ihr Vater hatte sich jeden Winter vergeblich darum bemüht, den Burghof schneefrei zu halten, dieses Jahr schien sich niemand darum gekümmert zu haben. Sie kämpfte sich durch die Schneemassen, als Rap sie zu den Stufen hinüberzog, die zur Waffenkammer führten.
    »Bleib hier stehen!« Er war nicht einmal außer Atem, obwohl seine dummen Stiefel vermutlich voller Schnee waren. »Da kommen sie – nimm das hier!«
    Irgendwie fand sich Inos auf einer Mauer wieder, in der Hand eine monströse Fackel mit Flammen so lang wie ihr Arm, die zischte und spuckte. Sie war so schwer, daß Inos sie beinahe hätte fallenlassen. Bevor sie sich beschweren konnte, flackerte im Bogengang Licht auf und Füße polterten über die Steine. Die Männer von Krasnegar stürmten in den Burghof, und ihre Schwerter funkelten im Licht ihrer Fackeln, ihre Schritte knirschten auf dem hartgefrorenen Schnee, und ihre Stimmen sangen ein herausforderndes Lied.
    Inos spürte, wie ihr Herz sich öffnete und Tränen in ihren Augen brannten. Sie hatte ihr Volk zusammengerufen, und es hatte sich um seine Königin versammelt! Als die Vorhut sie erreichte, hatte sie ihre Rede schon parat. Sie hob mit heroischer Geste ihre Fackel und rief: »Meine loyalen Untertanen –«
    Die Armee marschierte ohne aufzublicken an ihr vorbei. Was sie auch sagen wollte, es würde kein Gehör finden. Von den Mauern hallten Echos wider, als sich der Burghof mit Männern füllte, deren Anführer schon den Küchentrakt erreicht hatten, vorbei an den Ställen und Unterständen für die Wagen hielten sie gnadenlos auf die Große Halle zu. Immer mehr strömten an Inos, der vergessenen

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