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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ferne. Blutige Schwerter wurden über den Köpfen geschwungen – gefährlich. Blasse Gesichter und braune Gesichter grinsten sie an, ein schwindelerregendes Meer aus Gesichtern. Doch ihre Schwierigkeiten fingen jetzt erst an. Irgendwie mußte sie diesen tierischen Mob, den sie aufgestachelt hatte, unter Kontrolle bringen. Sie hatten Schwerter. Die meisten von ihnen waren sturzbetrunken – wenn nicht vom Bier, dann von der Aufregung. Im Königreich ihres Vaters hatte es nur wenige Waffen gegeben. Falls Imps und Jotnar jetzt aufeinander losgehen würden, gäbe es ein viel größeres Blutbad.
    Sie hob beide Arme, um Ruhe zu schaffen, und langsam verebbte der Lärm.
     
    Aber nicht schnell genug. »Bitte, beruhigt Euch«, sagte sie leise, und die Menge verstummte.
    »Falls eine Leiche neben Euch liegt, eine Leiche eines Nordländers, dann bringt sie bitte hinaus und werft sie über die Zinnen!« Dieser Befehl brachte ihr ein kurzes Jubeln ein sowie ein wenig Tumult. »Helft den Verwundeten und bringt sie zum Kamin!« Sie fragte sich, wie viele ihrer Gefolgsleute in den letzten paar Minuten wohl gestorben waren, und sie entschied, darüber kein Wort zu verlieren. »Ich bin Königin Inosolan, und ich erhebe meinen Erbanspruch auf diesen Thron!«
    Weiteres Jubeln, nicht ganz so laut.
»Geld!« flüsterte sie.
»Geld?« Rap sah sie erstaunt an.
    Er hatte ihr selbst erzählt, daß es in der Stadt kein Geld mehr gab. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie die Menschen ohne Geld überleben sollten – vermutlich machten sie irgendwelche Tauschgeschäfte.
    Sie ließ ihren Blick über die Gesichter in ihrer Nähe schweifen, und der einzige, den sie erkannte, war der alte Stallknecht. Er war klein und hielt sich gebeugt. Beide Hände hatte er in seinen Taschen vergraben, doch sein knorriges Gesicht grinste sie an. Anscheinend hatte er sein Schwert einem jüngeren Mann gegeben, doch er war ehrenhaft und wurde respektiert.
    »Master Hononin! Stellt an der Tür einen Tisch auf. Ich habe Geld mitgebracht. Kauft die Schwerter zurück – fünf Kronen pro Klinge.« Sein Unterkiefer klappte herunter. »Fünf?«
     
    Bumm!
     
    »Fünf Kronen pro Klinge! Hier, Sergeant, gebt diesem Mann diese Münze.«
    Rap schnaubte, doch er hielt zwei riesige Ledertaschen auf. Der alte Mann stolperte verdrießlich nach vorne, versuchte, eine der Taschen zu nehmen und ließ sie fallen. Sie polterte mit einem metallischen Klirren zu Boden, das den aufbrandenden Tumult zum Schweigen brachte.
    Bumm!
     
    »Mögen bitte alle noch lebenden Mitglieder des Rates meines Vaters zu mir kommen!« rief Inos. »Hilf ihm, Rap!« flüsterte sie.
    Doch Hononin sammelte bereits knurrend ein paar Gehilfen um sich, und im Handumdrehen war das Geld auf dem Weg zur Tür. Jetzt war es wichtig, die Halle zu räumen, während sie noch die Kontrolle über alles hatte.
    Sie sah ein weiteres vertrautes Gesicht. »Mistress Meolorne! Die Mädchen, die wir gerettet haben, sind oben im Audienzzimmer. Würdet Ihr Euch bitte um sie kümmern – sorgt dafür, daß sie Kleider bekommen und zu ihren Familien zurückkehren können?«
    Bumm!
     
    Leise fügte sie hinzu: »Du kannst diese verfluchte Glocke jetzt anhalten, danke.«
    Lauter: »Heute abend gibt es Freibier! Sagt jedem Wirt in der Stadt, daß die Krone Eure Zeche zahlt für jeden Toast, den Ihr auf die Königin sprecht!«
    Der Jubel, den sie damit auslöste, erschütterte die ganze Burg, und bei der Tür entwickelte sich ein Strudel von Menschen, die begierig davoneilten, um auf Inos’ Gesundheit zu trinken, bevor die Vorräte zu Ende gingen – und das würde sicher bald der Fall sein, falls Rap sich nicht entschloß, dagegen einzuschreiten.
    Inos dachte kurz darüber nach, was sie als nächstes tun würde. Plötzlich sah sie einen großen Mann, der sich durch die Menge hindurch zu ihr führen ließ, und ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    Es war der Verwalter, Foronod. Sein silberner Helm aus Haaren war unverkennbar, und dennoch hatte sie das Gefühl, daß die Haare nun eher weiß als aschblond waren. Seit dem Frühling war er um zehn Jahre gealtert. Er ging gebeugt, stützte sich auf einen Stock und zog einen Fuß nach. Ein Auge wurde von einer Augenklappe verdeckt, seine Nase war verunstaltet. Wer hatte das getan – ein Imp oder ein Jotunn?
    Die Gesichter in ihrer Nähe alterten zusehends. Man hatte die jungen Leute mit dem Kämpfen betraut, doch jetzt kamen die Alten der Stadt, um die politischen Konsequenzen in Augenschein

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