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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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vonnöten, die während des kurzen Befreiungskampfes gefallen waren. Ihr früherer Tutor, der langweilige alte Master Poraganu, war entsetzt, als sie ihn zum amtierenden Bischof ernannte. Sie wußte, daß er gewissenhaft war und gute Arbeit leisten würde, dennoch fragte sie sich schuldbewußt, inwieweit sie ihm für ungezählte Stunden der Langeweile eins auswischte.
    Beinahe jede Frau im gebärfähigen Alter in Krasnegar war schwanger, entweder von einem Imp-Legionär oder einem Jotunnkrieger, und viele standen kurz vor der Niederkunft. Die medizinischen Einrichtungen waren hoffnungslos unangemessen, also befahl Inos, daß ein ganzer Flügel der Burg in eine Entbindungsstation umgewandelt wurde. Das brachte sie auf den Gedanken, eine Hebammenschule zu errichten und eine öffentliche Kinderbetreuung für den Sommer, wenn die Frauen bei der Arbeit gebraucht wurden.
    Die Hälfte der Fischer war während der schlimmen Zeit geflohen, also mußte sie sich auch Gedanken um Bootsbau und Arbeitskräfte dort machen.
    All diese Dinge nahmen die ersten drei Tage ihrer Regentschaft in Beschlag.

3
    »Und jetzt werdet Ihr Euch hinlegen und Euch ausschlafen«, sagte Mistress Aganimi fest.
     
    »Oh, das würde ich zu gerne, aber –«
    »Kein Aber. Euer Schlafzimmer ist fertig, und ich habe ein schönes Feuer machen lassen, damit es nicht so kalt ist. Und jetzt fort mich Euch! Kann nicht zulassen, daß unsere teure Königin sich zu Tode arbeitet…«
    Als Kind hatte Inos die freudlose alte Haushälterin nicht leiden können, die ihr aufgrund irgendwelcher ungeschriebener Vorschriften oft die Freunde genommen hatte, damit diese irgendwelche Arbeiten ausführten. Doch in diesen letzten drei Tagen war die furchterregende Aganimi beinahe so unverzichtbar wie Rap geworden. Inos suchte nach besseren Argumenten in ihrem von Müdigkeit umnebelten Verstand, doch sie sah, daß es keine mehr gab. Götter, wenn das Königreich nicht eine Nacht lang ohne sie auskam, was war es dann wert?
    War wirklich schon Schlafenszeit? Über den Hügeln im Süden war der Himmel ein heller Streifen, und das bedeutete entweder Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, aber gewiß doch Mittag. Durch die Fenster kam genügend Licht, so daß sie ausnahmsweise nicht einmal eine Laterne brauchte.
    Als sie sich die Stufen zum Thronzimmer hinaufschleppte, fragte sie sich, ob sie überhaupt noch genügend Kraft hatte, ihr Bett zu erreichen. Die Könige von Krasnegar hatten stets ganz oben in Inissos Turm geschlafen. Das war ein heiliger Erlaß, allerdings hatte niemand gewußt, daß der Grund darin lag, daß die andere Kammer, über dem Schlafzimmer, bewacht werden mußte. Nun, inzwischen mußten alle darüber Bescheid wissen.
    Sie durchquerte den Audienzsaal und lächelte über die Jungen, die dort versuchten, sich zu verbeugen, während sie mit Schaufeln und Eimern hantierten. Mit dem Aufräumen ging es jetzt flott voran.
    Inos durchquerte das Gewandzimmer, und dort arbeiteten Mädchen mit Mops und Lappen. Warum hielt Aganimi die Jungen und Mädchen getrennt? Vermutlich, damit sie nicht von der Arbeit abgelenkt wurden. Doch das machte auch weniger Spaß. Sie mußte daran denken, das zu ändern.
    Sie durchquerte das leere Wartezimmer. Holz brauchte Schlitten, Schlitten brauchten Kufen, und Kufen brauchten Eisen – hatte man ihr gesagt. Eisen war knapp. Schwerter aus Zwergenstahl für einen solchen Zweck einzuschmelzen war undenkbar, hatten die Schmiede gemeint. Also denkt nicht, tut es einfach, hatte sie erwidert.
    Sie durchquerte den Salon, der jetzt ebenfalls ganz kahl war. Wenn sie Boote bauen konnten, sollten sie auch in der Lage sein, Möbel zu bauen, die nicht so aussahen, als hätten Trolle sie fortgeworfen. Natürlich konnte sie jederzeit durch Raps magisches Portal nach Kinford ausweichen und von dort aus befehlen, daß alles, was sie brauchte, im Frühling gen Norden verschifft wurde.
    Sie durchquerte das Ankleidezimmer; sie ging ganz langsam und keuchte schwer. Den Kobolden konnten sie zwar Bauholz stehlen, aber Nägel wuchsen nicht auf Bäumen. Rap konnte Nägel herstellen, doch sie würde Rap lieber nicht um Hilfe bitten, wenn es nicht unbedingt sein mußte, denn das gab ihr das Gefühl zu betrügen. Sie fragte sich, wie viele Nägel sie durch das magische Portal herbeischmuggeln konnte, bevor die Menschen argwöhnisch würden, und warum sie dabei nicht das Gefühl des Betruges hatte.
    Sie schleppte sich die letzte Stufe hinauf in ihr Schlafzimmer und ließ

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