Dave Duncan
Schemel, und jemand anderes stopfte ihr ein Kissen in den Rücken.
»Sie hat gerade gegessen«, sagte Rap. »Ein heißes Bad und etwa zehn Stunden Schlaf sollten reichen. Niemand wird in der Burg nach ihr suchen, hier wird sie sich besser entspannen.«
Inos starrte beide mit trüben Augen reizbar an, während Kade sich eilig daranmachte, alles in die Wege zu leiten. Rap hockte sich hinter Inos auf die Lehne ihres Stuhles, ein Fuß auf dem Boden, einer in der Luft baumelnd. Keine Tätowierungen mehr. Haare wie das Nest eines Vogels. Dummes Gesicht mit wehmütigem Ausdruck. Das war ihr Mann, und er war dabei, sie zu verlassen.
»Ich gehe jetzt, Inos.«
»Das weiß ich wohl.« Sie war viel zu erschöpft, um sich mit ihm zu streiten, deshalb hatte er auch diesen Augenblick gewählt. Es war ohnehin niemals ergiebig, sich mit Rap zu streiten. Dickköpfiger Idiot!
»Du wirst es schon schaffen. Du machst es doch gut.«
»Ohne dich hätte ich gar nichts tun können.«
Es war nicht fair! Es war einfach nicht fair!
»Das stimmt, aber seit dem ersten Abend habe ich nicht viel mehr getan, als Geld auszugeben. Ich habe dir keinen Rat gegeben, weißt du – keinen einzigen! Du wußtest instinktiv, was du tun mußtest. Ich werde ein wachsames Auge auf dich haben…«
»Ich liebe dich. Du liebst mich. Aber du gehst fort.«
»Und du willst wissen warum. Ich kann es dir nicht sagen. Oh, Inos, Liebste, ich würde es dir erzählen, wenn ich könnte!« Er starrte sie voller Bestürzung an. »Hör zu – die Worte sind offensichtlich mehr als nur Worte. Vielleicht sind sie Namen von Dämonen oder Elementargeistern. Ich weiß es nicht, aber das scheint mir vernünftig. Der Elementargeist ist durch seinen Namen gebunden und muß demjenigen dienen, der diesen Namen kennt. Das ergibt schon irgendwie Sinn. Wenn man dann ein Wort der Macht teilt, sorgt man dafür, daß dieser arme alte Elementargeist mehr als einem Menschen dienen muß, also ist seine Macht… Nun, du verstehst schon.«
Es war schwer, sein Gesicht im Auge zu behalten, wenn man den Kopf auf dem Kissen liegen hatte. Schwer, überhaupt etwas im Auge zu behalten. Die Wärme machte sie ganz benommen.
»Und die Worte sind auch in anderer Hinsicht mehr als nur Worte, zum Beispiel sind sie für Magie nicht sichtbar.« Er rieb sich über die Stirn, als habe er dort Schmerzen. »Sie mögen es noch nicht einmal, daß man über sie spricht.«
Sie wollte seine Lektion nicht hören. Sie wollte, daß er sie festhielt und immer bei ihr blieb.
»Und natürlich sind sie schwer auszusprechen.« Rap stand auf und streckte sich. »Außer, wenn sie sonst verlorengehen würden. Als ich dachte, ich würde in Azaks Gefängnis sterben, wurde eines meiner Worte ganz unruhig, daß es vielleicht vergessen werden könnte. Ich glaube, es wäre damals ziemlich einfach gewesen, es jemandem zu verraten.«
Inos wollte eine Frage stellen, doch sie hatte sie vergessen, und sie war sich nicht sicher, ob ihr Mund im Augenblick gute Dienste leisten würde.
»Manchmal verhalten sich die Worte also, als seien sie lebendig.« Rap holte tief Luft, und ihr wurde benommen klar, daß er Schwierigkeiten hatte, das alles zu erzählen.
Schmerzen? Schmerzen beim Sprechen? Schmerzen, ein Wort mitzuteilen?
»Was ist mit fünf Worten?« murmelte sie. »Erklär mir, was mit Rasha geschehen ist, und beinahe auch mit dir.«
Rap öffnete und schloß den Mund einige Male, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid!« Er drehte sich um und starrte aus dem Fenster in die Wintersonne hinaus. »Mir hat einmal jemand erzählt, daß Zinixo der mächtigste Zauberer seit Thraine war. Ich habe ihn übertroffen! Aber ich kann nicht…«
»Olybino sagte, daß das, was geschehen ist, unmöglich sei…«
»Beinahe ja. Der Zwerg war dagegen ein Kinderspiel. Aber damals war ich verrückt vor Wut. Das… was ich getan habe… hätte ich nicht tun können, wenn ich nicht so wütend auf den Zwerg gewesen wäre. Ich haßte ihn so sehr…«
Sie gab auf. »Und du erzählst mir nicht, warum du fortgehst.« Er sprach mit der Fensterscheibe. »Inos… Wenn zwei Menschen sich lieben… dann möchten sie gerne Händchen halten, sich in die Arme nehmen, sich küssen und… Nun, auf intime Weise zärtlich zueinander sein.«
»Du überraschst mich.« Sie gähnte laut. Sehr vulgär.
»Da kommt eins zum anderen. Es tut mir leid, wenn du jetzt schockierst bist, aber ich bin ein Zauberer, und ich kann durch Wände hindurchsehen, und, nun,
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