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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich fürchte, ich habe gesehen, was geschieht…«
    »Man hat mir alles darüber erzählt.«
    »Tatsächlich?« Er klang überrascht. »Nun… deswegen gehe ich fort. Ich traue mir selbst nicht. Ich habe Angst, daß ich völlig die Kontrolle über mich verliere.«
    Einen Augenblick lang durchschnitt diese absurde Bemerkung den Nebel, der sie umgab. »Rap! Oh, Rap! Ich will, daß du völlig die Kontrolle verlierst! Je eher, desto besser!«
    Er drehte sich um und starrte sie kopfschüttelnd an. »Das genau meine ich nicht. Nun, schon. Natürlich meine ich das. Aber ich kann vielleicht nicht kontrollieren, was sonst noch…«
    Wieder wunderte sie sich, daß er so viele Probleme hatte, das zu sagen, was er sagen wollte.
    »Zauberer können heiraten«, wandte sie schwach ein.
»Sie heiraten keine Zauberinnen.«
»Inisso war verheiratet. Olliola war der Name seiner Frau.« »Aber sie kannten nicht mehr als…« Er stöhnte auf und hielt inne. »Du kommst doch zurück? Bald?«
Als er zögerte, fuhr sie fort: »Versprich es!«
»In Ordnung. Ich verspreche es. Noch vor dem Winter.«
»Früher!«
    »Nein. Oh, Inos! Es liegt nicht an dir, Liebste!« flüsterte er mit heiserer Stimme. »Glaube mir, es liegt nicht an dir! Und nicht an Krasnegar. Wir haben schon viel von dieser Welt gesehen, nicht wahr? Und ich weiß, es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre, als in dem schäbigen kleinen Krasnegar. Es ist langweilig, aber ehrenwert und freundlich. Es gibt keine Kriege, Ungerechtigkeit oder Unterdrückung. Du mußt dasselbe denken, oder?«
    Sie nickte erschöpft.
    Er hatte sich bewegt. Er kniete neben ihrem Stuhl, aber sein Flüstern kam von weither. »Inos… wenn ich sagen würde, du könntest mit mir kommen; wenn ich sagen würde, wir könnten fortgehen und für immer an einem wundervollen Ort zusammenleben und niemals wieder Sorgen haben… Was würdest du dazu sagen, Inos?«
    »Pflicht?« murmelte sie. Dumme Frage!
Sie spürte eine sehr sanfte Berührung auf ihrer Stirn…
    Dann schüttelte Kade sie an der Schulter und sagte, ihr Bad sei fertig, und Rap war verschwunden.

4
    Ganz langsam wurden die Tage immer länger. Ganz langsam entwickelte Inos in ihrem Leben eine gewisse Routine. Ganz langsam begannen ihre Reformen Wirkung zu zeigen.
    Die Holzexpedition war erfolgreicher, als sie es sich in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte, und drei weitere folgten. Anscheinend hatte niemals zuvor jemand an Schlitten gedacht. Das Holz war natürlich grün, doch gab es reichlich davon. Entweder bemerkten die Kobolde nichts von diesen neuen Aktivitäten, oder aber es war ihnen gleichgültig, und die einzigen Wunden, die die Männer davontrugen, waren einige verlorene Zehen, und das wegen Frost oder aus Unerfahrenheit. Der Verschleiß der Pferde war besorgniserregender, doch Inos hatte sogar den Älteren gezeigt, daß neue Wege die besseren sein konnten, und ihr Ruf nahm keinen Schaden.
    Allmählich wurden Babys geboren, und die meisten wurden angenommen und geliebt, wie sie es erwarten durften. Weder die Kinder noch ihre Mütter konnten etwas für ihre Existenz, und Leben war im kahlen Norden etwas Kostbares. Die Krasnegarer versammelten sich und ließen die kleinen stinkenden Lieblinge hochleben.
    Teepartys mit Kade wurden zu einem Fixpunkt in Inos’ Leben und zu einer wunderbaren Entspannungsmethode. Kade, die Kinvale zu ihrer Zufriedenheit umorganisiert hatte, stand ihr auch in vielen anderen Punkten stets hilfreich zur Seite. Ihr scharfsinniger gesunder Menschenverstand war soviel wert wie ein Dutzend Räte.
    »Das hier«, erklärte Inos eines sonnigen Nachmittags im Zimmer ihrer Tante, »ist Liste Nummer eins.«
    Kade, die elegant in ein rosafarbenes Nachmittagskleid aus Kambrai gekleidet war, nahm die Schriftrolle mit sorgfältig manikürter Hand entgegen. »Breitbeile, Ahle, Bischof… Ein Bischof? Also wirklich, Inos! Ein Bischof auf der Einkaufsliste?«
»Und mindestens zwei Hofgeistliche. Das ist nur die Liste >Reparieren und Wiederherstellen< damit wir wieder an den Punkt kommen, wo wir schon einmal waren. Das hier ist Liste Nummer zwei, Dinge, die wir brauchen; wir müssen hier eine Alternative zum Landweg suchen, den die Kobolde blockieren. Es dreht sich hauptsächlich um Salz und einige Nahrungsmittel, aber wir brauchen auch lebende Tiere, um Herden aufzubauen, und das wird den Seeleuten nicht gefallen.«
    Kade schürzte die Lippen und versuchte es dann mit Liste Nummer drei.
    »Das ist eine

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