Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
trafen sich auf dem Hang dahinter. »Rap! Oh, Rap!«
    Gott der Narren! Dem dummen Kind liefen die Tränen über die Wangen. Hätte er es nicht versprochen, wäre er niemals zurückgekommen.
    »Hallo, Inos.« Er war froh, daß er über seine Sehergabe verfügte, denn seine Augen waren vor lauter Zuneigung ganz feucht, und es sah nur verschwommen. Kein Kind. Eine schöne, wunderbare Frau.
    »Das ist Evil? Und Köter? Du bist in Arakkaran gewesen?« »Ich bin überall gewesen. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.« Lügner!
    Sie schluckte eine Frage hinunter – natürlich über Azak –, und nahm Rap genauer in Augenschein. Er fluchte verhalten: er hätte etwas an seinem Äußeren tun sollen. »Rap! Stimmt etwas nicht? Bist du krank?« »Nein, nein. Nur ein wenig müde, das ist alles.« Du brichst mir das Herz,
    Mädchen. Das ist es, was nicht stimmt. »Du siehst furchtbar aus! Was ist los? Götter!« Natürlich! »Du siehst großartig aus, Inos. Und ich weiß, du hast im Königinnengeschäft gute Arbeit geleistet.«
    Sie bedachte ihn mit diesem argwöhnischen Blick, den auch seine Mutter gehabt hatte, wenn er keinen zweiten Nachschlag hatte haben wollen. Dann brachte sie ein falsches Lächeln zustande. »Und du bist zum Erntedanktanz gekommen!« Den Erntedanktanz hatte er ganz vergessen. »Natürlich«, log er.

    Er blieb drei Tage, und er wurde beinahe verrückt.
    Manchmal wünschte er, einfach in seinem alten Äußeren zurückgekommen zu sein, doch dann hätte er immer wieder dieselben Fragen beantworten müssen, und die Menschen hätten gesehen, wie Inos ihn ansah und versuchte, ihn nicht wieder loszulassen, und es würde ihr schwerfallen zu erklären, wenn er wieder verschwand.
    Also blieb er unbemerkt, doch das bedeutete auch, daß er nicht mit alten Freunden sprechen konnte. Er nickte ihnen zu, und sie reagierten wie Jik
– ein vertrautes Gesicht, das man nicht einordnen kann. Freunde aus der Kinderzeit waren zu großen Männern geworden. Gith und Krath und Lin. Einige trugen Bärte. Alle Mädchen waren jetzt Mütter. Ufio, Fan… Über kurz oder lang traf er alle wieder, meistens, wenn Inos ihn durch die Stadt zerrte und ihm zeigte, was sie schon erreicht hatten und was noch getan werden mußte. Dabei redete sie die ganze Zeit und gab vor, ihr Herz sei nicht so schwer wie das seine. Er sah, wie die Menschen lächelten, wenn sie sie sahen, und wie eifrig sie sie begrüßten und auf ein Lächeln von ihr hofften. Sie waren stolz auf ihre junge Königin. Imps hatten schon immer romantische Vorstellungen über schöne Prinzessinnen und Kaiserinnen gehegt, doch hier in Krasnegar war dieses Gefühl einfach überall vorhanden. Einen der ansässigen Jotnar damit aufzuziehen, daß er eine weibliche Regentin hatte, wäre sehr ungesund gewesen.
    Nur einmal sah Rap, daß Inos auf Widerstand stieß. Ein alter Zimmermann diskutierte mit ihr über ihre neumodischen Vorstellungen, was Möbel betraf. Grüne Augen blitzten auf, die Nebenwelt erzitterte ganz leicht, und Zunge und Füße des alten Mannes gerieten gleichzeitig ins Stolpern, als er versuchte, sich zu verbeugen, sich zu entschuldigen und zu fliehen, alles zur selben Zeit. Abgesehen von dieser einen Gelegenheit erspürte Rap niemals, daß sie ihre königliche Aura benutzte oder auch nur benötigte. Doch es war eine hübsche Arbeit, beinahe kaum spürbar, der beste Bann, den er jemals erschaffen hatte.
    Beim Erntedanktanz traf er beinahe alle Freunde wieder, doch niemand traf ihn. Die Große Halle war mit Bändern geschmückt und vollgestopft mit Menschen und erfüllt mit Lärm, Gelächter und Musik.
Es war keine richtige Musik, denn Krasnegar war nicht Hub, doch niemand kümmerte sich besonders um Takt oder Tonart, Hauptsache, es war laut und lustig. Zweimal tanzte er mit Inos, doch den Rest der Zeit bestand er darauf, daß sie mit einigen der loyalen Untertanen tanzte, die sich hoffnungsvoll um sie herumtrieben. Sie hatte noch keinen Geliebten gefunden, das war offensichtlich. Sie hätte Hunderte haben können, auch das war offensichtlich. Alle liebten sie, und jeder junge Mann in der Stadt war verrückt nach ihr.
    Er hätte dafür sorgen können, daß sie sich in einen von ihnen verliebte, wenn er gewollt hätte. Dann wäre sie glücklich, oder? Er stand im Schatten verborgen und rang mit seinem Gewissen. Er hatte dem Imperator einmal gesagt, er wolle nur, daß Inos glücklich war. Mit Zauberei könnte er sie glücklich machen. Warum tat er es also nicht? Er

Weitere Kostenlose Bücher