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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, und über die Hinweise, die er hatte fallenlassen, und über etwas, das sie ein-oder zweimal kurz hatte erhaschen, aber nicht verstehen können. Jetzt hatte sie eine Theorie. Sie war weit hergeholt, aber sie paßte zu ihren wenigen Beweisen.
    Und sie hatte einen Plan.
     
    Inosolan war noch nicht bereit, sich geschlagen zu geben.

5
    Der Vollmond kroch über den Horizont, als Rap zum Strand ritt. Die Luft war schneidend und der Boden hart, doch es lag noch kein Schnee. Der Gott des Winters hatte Seine Pflichten vernachlässigt. Der Seetang, die Fische, der durchdringende Ruf der Seemöwen – das alles war ihm so vertraut und zerriß ihm fast das Herz. Drei Wagen warteten auf die Ebbe, anonyme schwarze Umrisse unter dem bewölkten Himmel. Erde und Meer verschmolzen grau ineinander, eine breite Borte aus rötlichem Sonnenuntergang auf der einen und die silbernen Flecken des aufgehenden Mondlichtes auf der anderen Seite. Die Wellen trugen die heraldischen Farben Rot-auf-Silber.
    Nur wenige Menschen hielten sich noch in den Hütten an der Küste auf, und sie achteten kaum auf den Fremden auf dem schwarzen Pferd. Ein oder zwei Leute nickten ihm freundlich zu und gingen dann ihrer Wege. Niemand würde sich erinnern, ihn gesehen zu haben oder daran, daß er ohne Geschirr geritten war.
    Es gab wenig zu transportieren: einige Häute, Knochen, ein paar Fässer gesalzenes Pferdefleisch für die Hunde. In schlechten Jahren aßen die Menschen natürlich das Pferdefleisch, und manchmal aßen sie auch Hunde, doch dieses Jahr würde ein gutes Jahr werden. Foronod war nicht mehr da, was allein schon als Beweis ausreichte, daß die Stadt sich mit allem Nötigen für den Winter ausgerüstet hatte. Überall lag noch immer viel Torf aufgeschichtet. Davon konnte Krasnegar nie genug haben. So lange es das Wetter gestattete, würden die Wagen weiterhin Torf laden.
    Inos hatte gute Arbeit geleistet. Rap hatte ihre Fortschritte im Auge behalten – am Anfang öfters, dann immer seltener, denn er sah, daß sie ihre Sache gut machte. Sie selbst war normalerweise im Schloß gewesen und somit durch den Schutzschild vor ihm verborgen, doch er hatte in den Straßen viele fröhliche Menschen gesehen. Krasnegar würde überleben. Er wäre nicht zurückgekommen, wenn er es nicht versprochen hätte. Es würde das letzte Mal sein.
    Überrascht bemerkte er die neuen Ställe für den Winter, und im Vorbeireiten machte er sie lässig koboldsicher. Die Zeiten änderten sich, sogar in Krasnegar.
    Er trabte mit einem Nicken zu Jik am ersten Wagen vorbei; Jik erwiderte das Nicken, und runzelte dann die Stirn, als ärgere er sich über sein schlechtes Gedächtnis.
    Evil zuckte mit den Ohren, als er die Wellen sah, die über die Kiesel schlugen; nachdem er okkult beruhigt worden war, tauchte er seine großen Hufe spritzend ins Wasser. Köter schnüffelte argwöhnisch und versuchte einen Schluck dieser unbekannten, ruhelosen Flüssigkeit. Ihn zu überzeugen brauchte länger als bei Evil, doch schließlich folgte er mit einem kurzen Knurren.
    Schon bald trabte Evil über Big Island, und der große Hund jagte wieder mit großen Sprüngen voraus. Die Straße schlängelte sich zum Strand hinunter, und endlich gestattete Rap sich, die Docks am Hafen zu überprüfen. Alles war so herzerweichend, wie er erwartet hatte – einfaches Volk ging heiter seiner Arbeit nach, Fischernetze hingen auf Gestellen, viele Boote waren bereits aus dem Wasser genommen und wurden für die Winterpause hergerichtet. Friede, freundliche Abgestumpftheit und Sicherheit. Ein leerer Wagen machte sich soeben auf den Weg nach draußen; sein Fahrer hatte den Reiter vorbeireiten sehen.
    Und Inos! Sie ritt auf Lightning über die Hafenstraße, zweifellos wollte sie die Überfahrt beobachten. Inos’ Aufmerksamkeit würde nicht viel entgehen, dachte Rap. Sie würde als Regentin so gut sein wie alle Regenten, die Krasnegar zuvor gehabt hatte. Doch das hatte er schon immer gewußt. Er zwinkerte gegen eine Träne an und lachte laut über den Gedanken, daß ein Zauberer weinte. Welchen Grund könnte ein Zauberer dafür haben?
    Er sah, daß sie zu dem einsamen Reiter hinüberspähte und mit der Hand ihre Augen vor der untergehenden Sonne schützte. Er nahm den okkulten Schleier von ihr. Ihre sofortige Reaktion ließ das Pferd scheuen, doch Inos brachte es sofort unter Kontrolle, gab ihm die Sporen und fiel in Galopp. Evil jagte durch die letzten Ausläufer des Big Damp, und die beiden Pferde

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