Dave Duncan
Inos-Innovations-Liste«, sagte Inos lässig und wedelte mit einer Hand, die ganz entschieden nicht manikürt war. »Bücher, Lehrer und solche Sachen, und Möbel für den Palast.«
»Musikinstrumente? Fünfhundert Paar Tanzschuhe?«
»Nun, es ist nicht alles notwendig, das gebe ich zu. Und natürlich kommen diese drei Listen nach den anderen wichtigen Waren wie Getreide, Medikamente, Gewürze, Farben und Eisenschwämme und –«
»Was sind Eisenschwämme? Nun, wie auch immer, Liebes. Ich glaube nicht, daß ich glücklicher wäre, wenn ich es wüßte. Nimm statt dessen ein wenig von diesem Biskuit.«
Kade, die sich während ihrer offiziellen Trauerzeit um Ekka mangels respektabler Gesellschaft langweilte, war glücklich, nun als Handelsagentin für Krasnegar fungieren zu können. Sie rief Kaufleute zusammen und holte Angebote ein, sie mietete Schiffe, und schließlich bestand sie darauf, alles aus den reichen Pfründen Kinvales zu bezahlen.
Ekka hatte einen Großteil der Schwierigkeiten Krasnegars verursacht, sagte sie, und ihr Vermögen sollte dafür bezahlen. Raps Gold würde nicht ewig reichen. Außerdem, wie sollte Krasnegar in Zukunft überleben, falls die Kobolde aufhörten, mit ihren Fellen zu handeln?
Inos hatte dieses Problem nicht bedacht. Sie erkundigte sich näher und erfuhr, daß die Kobolde im vergangenen Sommer nicht aufgetaucht waren. Niemand schien sich Sorgen zu machen, aber sie bat Foronod, ihr die Zahlen zusammenzustellen, und bald entdeckte er, daß Krasnegar vom Handel mit den Kobolden noch stärker abhing als vom Handel mit Nordland. Königin und Verwalter beschlossen, diese besorgniserregende Erkenntnis geheimzuhalten, sogar vor dem Rat – Königin und Verwalter entwickelten langsam widerwilligen Respekt voreinander.
Der Frühling kam früh, und der Damm war wieder eher frei als erwartet. Die Herden zogen los, die Boote wurden klar gemacht. Das Leben ging weiter.
Allmählich erneuerte Inos alte Freundschaften und schloß neue. Doch ihre Krone trennte sie von den anderen, und sie hatte akzeptiert, daß Untertanen, ganz gleich, wie loyal sie waren, niemals echte intime Freunde sein konnten. Selbst auf Festen war sie allein. Man hatte die alten Geschichten über Inisso wieder hervorgekramt, und man ging allgemein davon aus, daß sie seine magischen Kräfte geerbt hatte. Merkwürdige Pakete mit Nägeln und Medikamenten, die von Zeit zu Zeit in der Nähe der Burg auftauchten, taten das ihrige, daß solche Gerüchte nicht verstummten. Inos wahrte das Geheimnis des Portals nach Kinvale; sie glaubte, ohne diese magische Fluchtmöglichkeit wäre sie schon lange verrückt geworden.
Im Hafen schmolz das Eis, und die südliche Flotte fuhr ein. Die Bürger waren über die Menge der Schiffe erstaunt, die in jenem Jahr einliefen, und wunderten sich darüber, wie viele benötigte Waren plötzlich verfügbar waren.
Foronod arbeitete weiterhin als Verwalter, aber die unendlich genaue Überwachung, für die er bekannt war, leistete er nicht mehr. Inos verbrachte selbst mehrere Wochen auf dem Festland und sah ihm über die Schulter, beobachtete, lernte und machte ihn schließlich beinahe überflüssig. Eine Geweihte konnte alles lernen.
Die Kobolde kamen, doch jetzt weigerten sie sich unerklärlicherweise, den Damm zu überqueren und beharrten darauf, daß auf dem Festland mit ihnen gefeilscht wurde. Königin und Verwalter waren sehr erleichtert, als sie die ersten von ihnen mit den Bündeln stinkender Häute ankommen sahen. Die Bündel wurden von Frauen getragen.
Einem Impuls folgend bot Inos zum Tausch Schwerter an, und die männlichen Kobolde akzeptierten nur zu gerne. Sie hatte viele Schwerter und keinen Bedarf dafür.
Erst nachdem die ersten wieder fort waren, kam es ihr in den Sinn, ihr Abkommen mit dem Impire zu lesen. Darin wurde ihr untersagt, Waffen an Kobolde zu verkaufen. Lieber Emshandar!
Die Nächte wurden länger. Man hatte die Ernte in die Stadt gebracht, und diese große Aufgabe war viel früher vollendet worden, als, soweit man sich erinnern konnte, je zuvor.
Jetzt hoffte Inos jeden Tag auf Rap. Er hatte versprochen, vor dem Winter zurückzukommen, und sie wußte, er würde sein Wort halten.
Er war in ihrer Erinnerung nicht verblaßt, und kein anderer starker Bursche hatte seinen Platz eingenommen – oder besser, den Platz, den er hätte einnehmen sollen. Sie hatte viele Stunden lang über die unerklärliche Veränderung nachgegrübelt, die diese Zauberei bei ihm hervorgerufen
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