Dave Duncan
lauschten begierig dem Klatsch des Sommers, schwelgten in echten Betten und trockenen Hütten, erneuerten alte Freundschaften und paßten sich glücklich an die langsamere Gangart des Winters an. Warum war er nur so närrisch gewesen herzukommen?
Inos starrte ihn unentwegt an und zerknautschte mit ihrer freien Hand die Serviette. Ja, sie führte etwas im Schilde, und er weigerte sich stur, in ihren Kopf zu spähen und es herauszufinden.
»Kein Rittmeister?« sagte sie endlich nachdenklich. »Du solltest Hononin diesen Titel gewähren. Er macht es noch mal mindestens zehn Jahre.« Seit der Nacht, in der die Königin zurückgekehrt war, hatten sich die Schmerzen in den Gelenken des Stallburschen auf wunderbare Weise verflüchtigt. In vierzehn Jahren würde er, kurz vor dem Winterfest, ganz plötzlich sterben.
»Und kein Waffenmeister?«
Ihre Blicke trafen sich und tauschten ein feuchtes Lächeln.
»Das ist eigentlich nicht das richtige für mich«, sagte Rap. »Oopari kann das viel besser, als ich es jemals könnte.«
»Dann vielleicht König?« flüsterte sie. »Das ist der einzige freie Posten, den ich dir zur Zeit anbieten kann.«
»Ich glaube nicht, daß ich dafür qualifiziert bin.«
»Du bist besser qualifiziert als sonst jemand auf der Welt.«
Rap seufzte. Warum quälten die Menschen sich selbst, indem sie sich nach dem Unmöglichen sehnten? Er wechselte das Thema. »Alle werden wissen, daß du durch Zauberei zurückgekommen bist. Was denken sie jetzt über Zauberei?«
Inos zuckte die Achseln und tat nicht weiter so, als würde sie essen. »Bei allem, was ich tue, finden sie Zauberei. Wenn ich ein Baby anlächele, habe ich es gesegnet. Mein Stirnrunzeln ruft Asthmaanfälle hervor. Doch sie scheinen sich langsam an den Gedanken zu gewöhnen.« »Mich haben sie gemieden!« Das nagte immer noch an ihm.
Sie legte ihre Hand auf die seine. »Ich glaube, sie sind jetzt klüger, Lieber. Magie hat auch ihre Vorteile, und das haben sie begriffen. Außerdem können sich die Menschen mit der Zeit an alles gewöhnen.«
Ja. Er ließ einen Becher Schokolade erscheinen und zog seine Hand fort, um zu trinken.
»Sie würden dich akzeptieren, Liebster.«
»Sie werden gar nicht die Gelegenheit dazu bekommen.«
»Du gehst endgültig fort?«
»Endgültig.«
»Wie lange dieses Mal?«
Er sah sie direkt an, und sie biß sich auf die Lippe.
»Für immer.«
»Du hast Schmerzen!«
Wie hatte sie das nun erraten? »Wenn ich in deiner Nähe bin, wird es nur noch schlimmer«, erwiderte er. »Viel schlimmer. Und auch für dich ist es schlimmer. Ich habe dir gesagt, daß es niemals sein kann, Inos.«
»Diese Art von Schmerz meine ich nicht. Echte Schmerzen. Sagorn hat es bemerkt. Er hat es Kade erzählt. Und dann habe ich es auch gesehen.«
Rap aß seinen Porridge.
»Und zwar seit jener Nacht, als Zinixo dir das fünfte Wort gesagt hat. Du hast das Feuer gelöscht, Rap – aber alles bist du damit nicht losgeworden, oder? Seitdem brennst du, nicht wahr?«
»Kein Brennen.« Doch das war eine ziemlich gute Beschreibung. »Schmerzen? Deshalb siehst du so furchtbar aus.«
»Ich sehe nicht furchtbar aus!«
»Doch, so war es, als ich dich auf der Straße traf. Als ich es erwähnte, hast du dein Aussehen gerichtet. Aber in diesen ersten Augenblicken sahst du so alt aus wie Emshandar. Du hast Schmerzen!«
Er wollte sie nicht anlügen, doch er durfte ihr das Problem auch nicht erklären, also schwieg er. Er rechnete damit, daß sie wütend wurde, doch nichts geschah. Mit ihren beiden Händen machte sie es dieser Serviette unter dem Tisch ganz schön schwer.
»Ich nehme das Pferd gerne an, Rap«, sagte sie schließlich. »Kann ich dir als Gegenleistung irgend etwas geben?«
»Nur Firedragon.«
Sie wurde noch ein wenig nervöser. »Ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten.«
»Was du willst, natürlich.« Er wartete. Um Gold konnte es nicht gehen, denn er hatte ihre Truhe wieder aufgefüllt, und sie hatte mehr als genug. Den Damm über die Hochwassergrenze erheben? Veränderungen an der Burg? Nun, er würde nicht neugierig sein. »Ich will Zauberin werden.«
Ein heißer Klecks Porridge landete unbemerkt auf seinem Schoß. »Inos, nein! Du weißt nicht, was das bedeutet!«
»Dann sag es mir.«
»Es ist fürchterlich! Du siehst die Menschen nicht mehr als Menschen. Sie sind langsam, dumm und unbedeutend! Du kannst alles haben, was du willst, also bedeutet es nichts mehr, etwas zu besitzen. Und die Wünsche und
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