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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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transparent, verängstigt, ihre Hände über ihren Ohren. Doch sie war eine Zauberin, eine herrliche, schöne, begehrenswerte Zauberin. Er konnte es nicht ertragen.
    »Inos, ich liebe dich!« Er griff nach ihr.
    »Nein, Rap!« schrie ihr Geist und zog sich vor ihm zurück, eingehüllt in eine Aura aus Rot und Rosa. Er lief ihr nach, um sie zu ergreifen, an sich zu ziehen und seinen Mund an ihre Ohren zu führen oder ihre Lippen oder Wangen oder…
    In der weltlichen Größen Halle ergriff seine Hand den Saum ihres Kleides, als sie vor ihm floh. Er riß sie zurück. Sie stolperte gegen einen Stuhl und fiel schreiend zu Boden, doch er hielt sie in seinen Armen fest.
    Er wollte sie küssen und ihr sagen, daß er sie liebte, und dann das fünfte Wort mit ihr teilen.
    In der Welt der Normalsterblichen zauberte sie sich aus seiner Umklammerung frei, so daß er hart gegen die Beine des Stuhles schlug und nur noch ein leeres Kleid umarmte. Die Normalsterblichen hatten den Radau bemerkt und drehten sich langsam um, so schwerfällig wie alte Kohlköpfe.
    Sie floh in der Nebenwelt und rannte davon über eine Ebene, ein nacktes Mädchen, hell und süß vor einem dunklen unharmonischen Himmel.
    Er tastete die Umgebung mit seiner Sehergabe ab und fand sie in Inissos Turm, in ihrem Schlafzimmer, wo sie die Tür zur oberen Treppe aufriß. Sie lief zum Portal, um nach Kinvale zu entkommen.
    Sie durfte nicht entkommen! Er mußte sie fassen, ihr alles sagen, alles mit ihr teilen und den schrecklichen, brennenden Zwang herauslassen. Heulend verschwand er aus der Großen Halle. Alles war so schnell geschehen, daß die Normalsterblichen sich immer noch nicht ganz umgedreht hatten. Ein letzter Stuhl fiel zu Boden, direkt neben dem Kleid der Königin.
    Rap geriet ins Stolpern, als er die schmale, gewundene Treppe erreichte, und das gewährte ihr eine zusätzliche Sekunde oder auch zwei. Dann sauste er die Stufen hinauf, ohne sie mit den Stiefeln zu berühren. In der Nebenwelt berührten seine Finger ihren Arm. Kurz vor Raps weltlicher Berührung erreichte Inos den Kopf der Treppe und verschwand sowohl aus der Nebenwelt als auch aus der Reichweite seiner Sehergabe. Rap, der sich okkult vorwärts bewegte, prallte an dem Schutzschild ab, schleuderte über die Treppe und schlug gepeinigt mit den Fäusten um sich. Er drängte die Schmerzen zurück, die Wut, die wahnsinnige Liebe, den unerträglichen Zwang.
Irgendwie brachte er sich wieder in die Gewalt; er zitterte, schwitzte und weinte wie ein dummer Normalsterblicher. Vielleicht ließen sich die Todesqualen jetzt ein wenig leichter unterdrücken, ein wenig leichter als zuvor.
    Aber, oh, Ihr Götter, Mädchen, das war ganz knapp gewesen!
    Er ließ es nicht zu, daß er es sich noch einmal anders überlegte. Er ging sofort zum Stall, und in einer halben Sekunde sattelte er Firedragon. Köter, der in einer leeren Box vor sich hingedöst hatte, folgte dem Ruf seines Herrn. Ein paar Stallknechte, die schwatzend zusammenstanden, bemerkten kaum, daß Hund, Sattelzeug und Pferd verschwanden.
    Draußen im Burghof sahen sich ein oder zwei überrascht nach dem Reiter um, den sie zuvor nicht bemerkt hatten. Er ritt durch den Schutzschild des Tores hinaus.
    Hier war Inos in der Nebenwelt zu erkennen, mit großen Augen und feuchten Haaren, und sie sah ihn furchtsam an. Er konnte sie berühren… Physisch stand sie in der Kammer der Macht, eine Hand auf dem Portal.
    »Es ist gut, Liebste«, sagte er und kämpfte eine neue Welle der Qual und des Verlangens nieder. »Ich glaube, ich kann jetzt damit umgehen. Aber bleib mir aus den Augen. Bleib in der Burg, bis ich fort bin.«
    Sie nickte und rannte durch die Kammer zur Treppe. Er ritt immer noch im Burghof hin und her und wagte nicht, auf die Ebbe zu warten. Er lenkte Mann, Pferd und Hund zu den Hügeln.
    Schließlich war der Felsen von Krasnegar nur noch ein winziger Punkt, der sich ganz weit entfernt gegen den endlosen blaßblauen Himmel des Wintermeeres abzeichnete. Seine Burg war kaum zu erkennen.

7
    Die Sonne stand tief und wärmte kaum, als er gen Süden über die Hügel ritt. Das dürre Gras knisterte unter dem Frost und knirschte unter Firedragons Hufen, und der Wind schnitt grausam in die Haut. Hin und wieder versetzte er der Nebenwelt einen kleinen Schubs und beförderte sich quer durch ein Tal zu einem entfernten Gipfel, um Zeit zu sparen. Er wollte so bald wie möglich eine große Entfernung zwischen sich und Inos legen, doch aus Gewohnheit zog er

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