Dave Duncan
gewesen war, ein Wort mit Rasha zu teilen, als Azak in Hörweite stand.
Warum hatten sich die Götter dann Sorgen gemacht?
Nein! Er würde sich nicht einmischen.
Die Welt um ihn herum schimmerte und schien sich zu verdunkeln. Er schrie unter dem herzzerreißenden Gefühl des Verlustes auf. Inos! Sie tat es! Sie würde sich töten!
Wie von Sinnen rannte er zu seinem Pferd und kletterte in den Sattel. Er wendete Firedragons Kopf gen Norden und gab ihm die Sporen. In genau diesem Augenblick schimmerte die Welt erneut und sank zusammen, und über ihm wurde es dunkel. Er tastete nach der Nebenwelt, doch sie war verschwunden.
Inos kannte vier der fünf Worte, der er selbst kannte – und sie zerstörte sie.
8
Ein Normalsterblicher konnte nicht auf dieselbe Weise reisen wie ein Zauberer, und so dauerte seine Rückkehr viele Stunden.
Lange, bevor es dunkel wurde, sah er, wie sich die Sturmwolken zusammenballten. Bei Sonnenuntergang fiel Schnee aus einem geisterhaften, blutroten Himmel. Er fragte sich, ob die Götter dabei waren, ihn für seinen Widerstand zu bestrafen. Er ritt ohne Pause weiter, hinein in die Wut eines arktischen Sturmes.
Inos hatte ihren Plan durchgeführt. Vier seiner Worte der Macht waren verschwunden, und er wurde wieder in den Zustand versetzt, in dem er gelebt hatte, als er noch kein Geweihter gewesen war.
Er besaß immer noch seine Sehergabe; sie war zwar nicht mehr als die Verhöhnung der Fähigkeiten eines Zauberers, doch sie reichte aus, ihm den Weg durch die Hügel zu zeigen und ihn nach Krasnegar zu führen, selbst in diesem Schneetreiben und der tiefen Dunkelheit. An jenem Morgen hatte die Welt, ganz Pandemia, ihm zu Füßen gelegen, jetzt konnte er nicht weiter sehen als eine Wegstunde, ein winziges Stück Gras und Gestrüpp, umgeben vom Nichts. Er konnte nicht sehen, was in der Stadt geschah, und das war die reinste Folter. Er wußte, daß Inos die Zerstörung der drei Worte überlebt hatte, denn er hatte gespürt, wie alle verloren gegangen waren, aber hatte sie auch die Zerstörung des vierten überlebt? Und selbst wenn sie noch lebte, was hatten diese Qualen ihrem Verstand angetan?
Er besaß immer noch sein Geschick für den Umgang mit Tieren, und das nutzte er, um dem armen alten Firedragon jeden möglichen Huf schlag zu entlocken. Der Hengst war mutig und beherzt. Sein Atem gefror um seine Nüstern, seine Hufe donnerten über die harte Erde, und er gab sein Bestes für seinen Freund Rap. Der jüngere und stärkere Evil hätte es nicht besser machen können.
Irgendwo während dieses langen und wahnsinnigen Rittes ging Köter verloren. Vermutlich war der Hund einfach zu erschöpft, denn Rap hätte es gemerkt, wenn er von wilden Tieren angefallen worden wäre. In diesem Falle würde er sich wieder erholen. Wenn er wollte, würde er später folgen – oder gen Süden in den Wald laufen und wie ein Wolf überleben.
Rap hatte keine Ahnung, wie weit er reisen mußte, doch er wußte, er mußte die Nachtebbe erwischen, oder er würde vor dem Morgen sterben. Er trieb sein Pferd so hart an, wie er es sich nie hatte vorstellen können, doch seine Lage war verzweifelt. Jetzt hatte er keine Macht mehr, um sich zu wärmen oder seine Reise zu verkürzen oder Hunger und Müdigkeit abzuschirmen. Er war für dieses Klima nicht richtig angezogen, er hatte nichts zu essen bei sich.
Die meiste Zeit lag er beinahe flach auf dem Bauch, sein Gesicht auf dem schaumbedeckten Nacken seines Pferdes, eine Hand der Wärme wegen in der Mähne vergraben, die andere zum Schutz über seinem freien Ohr. Alle paar Minuten wechselte er die Seite. Diese Folter hätte der Prüfung eines Koboldes zur Ehre gereicht; einen reinrassigen Faun hätte sie gewiß ganz schnell getötet. Er verfluchte ganz besonders seine unpassenden Stiefel und hatte Angst, seine Zehen zu verlieren.
Mann und Pferd stürmten weiter, überzogen mit einer Schicht aus Schnee.
Er war so erschöpft, daß er die Hütten am Strand gar nicht bemerkte. Zuerst versuchte sein benebelter Verstand, sie als eigenartige Felsformationen zu interpretieren. Dann erkannte er dahinter das Meer und sah, daß die Flut bereits gekommen war. Es war zu spät, den Damm noch vor dem Morgen zu überqueren.
Er brachte Firedragon in Schrittempo und suchte starr vor Kälte nach einem Unterschlupf. Die Arbeiter waren sicher in die Stadt geflohen, als sie den Sturm kommen sahen, und er würde keinen Ort finden, wo er Verpflegung bekommen würde. Da erspähte seine
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