Dave Duncan
Sehergabe ein Feuer und einen Mann, der daneben lag und vor sich hindöste. In einem der neuen Ställe standen außerdem einige Pferde.
An der Tür zur Hütte fiel Rap aus dem Sattel und blieb einfach liegen. Er konnte nicht aufstehen, doch der Mann hatte die Hufe trotz des lauten Heulens des Windes gehört. Die Tür sprang auf und der Schein des Feuers fiel auf den Schnee nach draußen. Der Mann zerrte Rap hinein und hüllte ihn an der Feuerstelle in eine Decke.
Von den Nachwirkungen der Kälte war Rap immer noch schwindlig. Sein Herz pumpte Übelkeit und Schmerzen durch seine Adern. Er zitterte so stark, daß er kaum an dem dampfenden Becher nippen konnte, den der alte Stallknecht ihm in die Hand drückte.
Hononin brachte Firedragon in den Stall, um ihn abzurubbeln und wie die anderen Pferde mit Streu zu versorgen. Einer dieser anderen war Evil, doch er war gut festgebunden, und Firedragon selbst war viel zu erschöpft, um Schwierigkeiten zu machen.
Schatten sprangen über die groben Steinmauern und den schmutzigen Boden. Der Wind heulte im Schornstein und blies Rauchwölkchen in die kleine Hütte, die die Augen zum Tränen brachten. In der Ferne schlug die Brandung gegen das Ufer.
Schließlich kehrte der alte Mann zurück und kniete sich neben Raps Füßen nieder, und mit verhornten Händen verschaffte er Raps Zehen eine angenehme Marter. Danach war Rap endlich in der Lage zu sprechen. »Wie geht es ihr?« krächzte er.
»Weiß nicht«, antwortete der Stallknecht auf seine gewohnt mürrische Art. »Ich bin seit heute nachmittag hier. Aber als ich ging, war sie in schlechtem Zustand.« Er nahm Rap den Becher aus der zitternden Hand und füllte ihn noch einmal mit Suppe aus dem Topf, der über dem Feuer hing.
»Sie sagte, daß du kommen würdest«, murmelte er. »Hat mich gerufen, als die Glocke noch läutete. Sagte, du kämest vielleicht bald.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »So schmächtig wie sie auch ist, sie hat irgend etwas an sich. Sie sieht einen Mann mit diesen grünen Augen an! Plötzlich scheint alles, was er sonst noch will, völlig unwichtig. Danach habe ich mich gefragt, ob sie einfach verrückt geworden ist. Habe beschlossen, besser trotzdem nachzusehen. Es gab nur eine Straße, auf der du kommen konntest, und ich rechnete mir aus, daß du zumindest ein neues Pferd brauchen würdest.«
»Ihr seid ein guter M-M-Mann, Master Hononin!« preßte Rap zwischen seinen wie wahnsinnig klappernden Zähnen hervor. »Wie lange noch bb-bis zur Fl-Flut?« Seine Sehergabe zeigte ihm den Damm, doch das tintenschwarze Meer floß rasch darüber, angepeitscht durch den stärker werdenden Wind.
»Gegen Mittag. Du hast viel Zeit zum Schlafen. Ich sollte mir noch einmal den alten Burschen ansehen, den du geritten hast.«
»Er h-h-hat mir alle E-E-Ehre gemacht!« stotterte Rap zustimmend. »Erstaunlich wie ein Hengst, den wir in der Burg haben«.
»Das bildet Ihr Euch nur ein. Wie reitet sich der große Schwarze?«
»Mörderisch. Habe ihn gerade für den Ausflug hergebracht. Glaubst du, du kannst mit ihm umgehen?«
»Wahrscheinlich. Erzählt mir von Inos.«
»Nun, sie ist jetzt Königin. Weißt du das?« Der alte Mann sah Rap mit seinen feuchten Augen bitter an. »Habe mal einen Burschen getroffen, muß schon einige Jahre her sein. Stand eines Morgens vor meiner Tür. Sah so aus wie du, außer, daß er Koboldtätowierungen um die Augen hatte. War auch mit einem Kobold zusammen.«
»Wir Faune kommen herum«, sagte Rap unbehaglich. Er würde Erklärungen finden müssen!
Hononin knurrte. »Seeleute letzten Sommer… brachten merkwürdige Geschichten von Vorgängen in Hub mit. Sieht so aus, als gab es einen Faun-Zauberer –«
»Ich bin kein Zauberer«, kicherte Rap. Freude! Die Last war von seinen Schultern genommen. »Ich bin kein Zauberer!« Er grinste den alten Mann an und erntete ein schwaches Lächeln.
»Für dieses Klima bist du nicht richtig angezogen, weißt du das? Viele Reisende im Wald getroffen?«
»Ich werde Euch alles morgen erzählen, das schwöre ich!« murmelte Rap. »Erzählt mir von Inos!«
Der alte Mann ließ von Raps Füßen ab und warf noch mehr Treibholz ins Feuer. »Heute… Nein, gestern. Es ist schon Morgen. Sie ließ die große Glocke läuten, damit alle zur Burg hinauf liefen, um zu sehen…«
Es war genauso gekommen, wie Rap befürchtet hatte. Inos hatte sofort gehandelt, nachdem er sie verlassen hatte.
Nachdem sie so viele ihrer Untertanen zusammengerufen hatte,
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