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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem reifen König in seinem eigenen Königreich. Ist das fair?«
    »Ist es fair, daß ich überhaupt urteilen muß?«
    Es war hoffnungslos. Holindarn hatte darauf bestanden, daß seine Tochter selbst wählen sollte, und offensichtlich würde sie diesen Andor nehmen oder keinen, und Andor stand nicht zur Disposition. Vielleicht im nächsten Jahr oder so, wenn sie erwachsener war und Zeit gehabt hatte, diesen ersten ehrfürchtigen Moment der Romantik zu vergessen… genau das hatten Kade und Ekka eine halbe Stunde zuvor besprochen.
    Sie seufzte und erhob sich. »Sei dankbar, daß du überhaupt wählen darfst, Liebes.«
     
    »Ist das eine Drohung?« Inos konnte sich kaum noch beherrschen. »Natürlich nicht. Ich versuche, dich zu warnen: denke daran, was dein Vater gesagt hat.«
     
    Im Augenblick hielt Inos ihren Zorn im Zaum. »Worüber?«
    »Über Krieg. Wenn das Impire und Nordland wegen Krasnegar einen Krieg anzetteln würden… ganz gleich, wer der Sieger wäre, glaubst du, dann dürftest du dir deinen Ehemann auch noch aussuchen?«
    Aber Inos hatte nicht vergessen, worum es ging. Der Lack aus Kinvale splitterte und zeigte das verängstigte Kind, das sich hinter dem damenhaften Gehabe verbarg. »Ah, ja! Wie schade, daß Than Kalkor verheiratet ist! Wie schade, daß du und Ekka ihn nicht auch einladen könnt, damit ihr mich ihm vorführen könnt!«
    Kade brauchte ein Erschauern nicht zu mimen. »Sein Benehmen wäre das Problem, nicht seine Ehe. Falls er Interesse an dir hätte, würde er seine jetzige Frau einfach einem seiner Bauern geben und dich an ihrer Stelle nehmen. Das machen sie dort dauernd.«

7
    Schwaches Tageslicht kroch durch das Kaminloch im Dach, als Rap von einem Stiefel angestoßen wurde, von dem jemand den Schnee abklopfte. Die alptraumhafte Figur von Darad, jetzt wieder in Felle gehüllt, ragte über ihm auf, und seine höhnisch grinsende Zahnlücke schwebte irgendwo in der Nähe der Decke.
    Rap hatte einen zerschlissenen Teppich gefunden, in den er sich einhüllen konnte, und sogar einen Platz ziemlich nahe am Feuer ergattert, indem er einfach ein paar von den kleineren Jungen aus dem Weg geschubst hatte. Die älteren fanden das spaßig und hatten sich nicht eingemischt. Sie hatten ihm gestattet, aus ihrem gemeinsamen Eimer zu trinken, aber er hatte immer noch nichts zu essen bekommen. Seine Bauchkrämpfe rührten sowohl vom Hunger her als auch von den Nachwirkungen von Little Chickens wilden Schwingern.
    Holzrauch aus einer einzigen Feuerstelle, der üble Gestank nach Körpern und ranzigem Fett, stinkige Teppiche auf einem schmutzigen Boden – die Hütte der Jungen war eine kleinere Ausgabe der Erwachsenenhütte. Im Augenblick war Rap der einzige Bewohner. Er hatte gut geschlafen und war darüber ziemlich glücklich.
»Ich wollte auf Wiedersehen sagen, Dummkopf.«
    Rap lag da und sah kurz an Darad hoch, während er seine Gedanken sammelte. »Auf Wiedersehen.« Was sollte er sonst sagen? Der große Mann machte ein finsteres Gesicht. »Das ist Eure letzte Chance, Dummkopf.«
     
    Das hatte er schon am Abend zuvor gesagt. »Welche Wahl habe ich also?«
    Darad brauchte einen Augenblick, bis er antwortete, und runzelte beim Nachdenken die Stirn. »Sagt mir Euer Wort, und ich bringe Euch hier fort.«
    »Oder was?«
»Oder Ihr müßt Euch einer Kraftprobe stellen. Gegen Little Chicken.«
    »Welche Art von Probe?« Rap überprüfte schnell die Häuser mit seiner Sehergabe und fand heraus, daß die anderen Jungen alle im großen Gebäude beim Essen waren.
    Darad hatte sich zu einer Entscheidung vorgearbeitet und ließ sich jetzt auf ein Knie fallen und stupste Rap mit einer behandschuhten Hand, die so groß war wie eine kleine Schaufel. »Sie mögen viele Ehefrauen, verstehst du?«
    Rap verstand nicht, aber er schwieg.
    »Also versuchen sie, die Schwächlinge loszuwerden, verstehst du?« Darad ordnete einen weiteren Gedanken und fuhr fort. »Es ist ihr Spaß im Winter. Wenn zwei Jungen alt genug sind, werden sie getestet. Der Gewinner bekommt seine Tätowierungen.«
    »Und der andere stirbt?«
»Richtig!« Darad lächelte Rap wegen seiner Intelligenz zu.
    »Und ich sehe aus wie ein leicht zu besiegender Gegner, also bekommt mich der Sohn des Anführers?«
     
    Darad nickte heftig. »Und für Euch besteht keine Hoffnung.« »Ich habe auch kein Wort«, antwortete Rap. »Nennt mir Eures, und ich werde uns beide hier herausholen.«
    Darad sprang wütend auf. »Glaubt Ihr, ich bin verrückt? Und würde

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