David Garrett - die exklusive Biografie
beinhaltete viele Aspekte, die Mutter und Vater nicht verstanden. Warum wollte er ins Ausland? SchlieÃlich gab es doch im Hause Bongartz alles, was er benötigte. Von hier aus wurde seine Karriere perfekt gesteuert, die räumliche Distanz würde alles nur erschweren. Warum wollte der Junge überhaupt Musik studieren? David wusste doch alles über Musik. Seine Fähigkeiten waren jenen eines Universitätsdozenten sicher haushoch überlegen.
Davids Eltern hatten über all die Jahre in ihrem Engagement für den Musiker David Garrett weitgehend das Gespür dafür verloren, was für ein Mensch ihr Sohn war. Ihre Kritikfähigkeit im Hinblick auf das eigene Tun war äuÃerst begrenzt. Dove-Marie und Georg Paul Bongartz konnten es nicht nachvollziehen, dass David Distanz zu ihnen suchte, ja sie sogar dringend benötigte, um sich menschlich und musikalisch weiterzuentwickeln.
Auch David selbst konnte die jahrelange Prägung durch den Drill seiner Eltern und vor allem natürlich seitens des Vaters nicht sofort abschütteln. Als sein vehement vorgetragener Wunsch, nach New York zu gehen, sich nicht durchsetzen lieÃ, gab er nach. Immerhin gelangten die beiden Parteien nach einiger Diskussion zu einem Kompromiss: Wenn David unbedingt Musik studieren wollte, dann sollte er es tun. Aber nicht Tausende Meilen entfernt auf der anderen Seite des Atlantiks. Auch in geringerer Distanz gab es namhafte Institute. Wenn es schon nicht Deutschland sein sollte, dann eben GroÃbritannien. London war David ja spätestens seit seinen Besuchen bei Ida Haendel bestens bekannt und das in der britischen Metropole ansässige Royal College of Music genoss einen hervorragenden Ruf. Ein Aufenthalt in London würde es zudem erlauben, dass David für die noch anstehenden Konzerte und die geplanten CD-Aufnahmen verfügbar war.
Obwohl London nicht so weit von seiner Heimat entfernt lag, wie er es sich gewünscht hatte, willigte David ein. Immerhin würde auch ein Studium in London über längere Zeit die räumliche und emotionale Distanz schaffen, die ihm notwendig schien. Nur das Loslösen aus dem Vertrauten würde ihm innerlich die Möglichkeit geben, das zu entdecken, was er so schmerzlich vermisste: die Freude am eigenen und vor allem an einem selbstbestimmten Leben.
David ging es darum, seine eigene Wahrheit herauszufinden. Seit seiner Kindheit war ihm eingeimpft worden, dass die Geige seine Bestimmung sei. Diese Botschaft war ihm so oft vermittelt worden, dass er nicht mehr beurteilen konnte, ob er diese Bestimmung wirklich selbst empfand oder ob sie sich einfach nur durch den ständigen Einfluss von auÃen in ihm festgesetzt hatte. David Garrett wollte sich selbst auf den Prüfstein stellen, nachspüren, ob und wie sehr er die Geige vermissen würde und wie wichtig ihm sein Talent wirklich war. Vielleicht würde er in London ja eine andere Bestimmung für sich entdecken und einen neuen Lebensweg, der ihm viel mehr zusagte, finden.
Natürlich wollte David auch wirklich studieren und sein Wissen über die Musik erweitern. Nach seiner Ankunft in London sollte sich die Realität jedoch anders gestalten. Weder sein Studium noch seine Absicht, sich über seinen weiteren Weg klar zu werden, bestimmten seinen Alltag. Das Royal College of Music begann ihn schnell zu langweilen, da er dort tatsächlich mit seinem langjährigen Wissen vollkommen unterfordert war. Er nahm nur sporadisch an den Vorlesungen teil und bewarb sich sogar an anderen Universitäten, an denen er nun ganz andere Fachrichtungen kennenlernen wollte. Doch auch diese Pläne blieben im Anfangsstadium stecken.
Stattdessen tat David etwas, das ihm bisher völlig fremd gewesen war. Er lebte in den Tag hinein, traf sich mit Altersgenossen und ging all jenen Beschäftigungen nach, die junge Menschen eben tun, wenn sie frei von Verpflichtungen sind. David besuchte mit seinen Freunden angesagte Klubs, traf sich mit Frauen und genoss sein Leben, soweit ihm das bei seinen noch andauernden körperlichen Beschwerden möglich war. Nicht mehr die Klassik bestimmte seinen musikalischen Alltag, er hörte House und Hip-Hop. Allerdings wird auch vom Kontakt mit szenetypischen Drogen und von reichlichem Alkoholgenuss erzählt.
Natürlich hatte David seine Geige auch in London dabei, aber sie war nicht mehr seine ständige Begleiterin. Vielmehr musste David sich nun, da ihn keiner mehr
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