David Garrett - die exklusive Biografie
in München mit den Wiener Symphonikern unter Philippe Jordan.«
Tatsächlich handelt es sich bei diesen Angaben nur um einen kleinen Ausschnitt der Projekte, die David Garrett 2009 abwickelte. Der Künstler schien allgegenwärtig. Am 9. Februar stand er nicht auf der Bühne, sondern auf dem FuÃballrasen und spielte bei der Eröffnung der Rhein-Neckar-Arena vor den Fans des FuÃballbundesligisten TSG 1899 Hoffenheim Heâs A Pirate von seinem Erfolgsalbum Encore . Am 4. April begleitete er die Taufe des Kreuzfahrtschiffes »AIDAluna« auf Mallorca mit einem Violinkonzert. Exakt einen Monat später spielte er zum Auftakt des Festaktes »60 Jahre Bundesrepublik Deutschland â 20 Jahre Mauerfall« vor versammelter politischer Prominenz im Deutschen Theater Berlin.
AuÃerdem standen zahllose PR- und TV-Termine auf dem Programm. So fungierte David zum Beispiel trotz aller Umtriebigkeit als Pate bei dem von dem Kinderkanal KiKA veranstalteten Wettbewerb »Dein Song« und nahm zusammen mit der jungen Klavierspielerin Katharina deren selbst komponiertes Lied Good Times auf. In einem Prominenten-Special der RTL-Sendung Wer wird Millionär? bekam das Publikum erstmals Gelegenheit, ein Mitglied aus Davids Familie kennenzulernen: David brachte als Glücksbringer seine GroÃmutter mit. Das reichte, um bei einigen verbrauchten Jokern immerhin bis zur 64 000-Euro-Frage zu gelangen.
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Ein groÃer Teil von Davids Aktivitäten konzentrierte sich auf den deutschsprachigen Markt, der ihm ohnehin schon zu FüÃen lag. Dennoch verloren der Künstler und sein Management den Weltmarkt nicht aus den Augen. Im Fokus der Bemühungen, das Crossover-Projekt zu etablieren, standen die USA. Im Juni 2009 wurde dort das Album Encore veröffentlicht. Da das Vorgängeralbum in den USA nicht erhältlich war und der Titel Encore somit keinen Zusammenhang bot, erschien die CD schlicht unter dem Namen David Garrett . Um die Erfolgsaussichten des Albums zu vergröÃern, absolvierte David zudem eine Tournee in den USA. Das Album kam trotz aller Bemühungen nicht über eine Platzierung auf dem 116. Rang der US-Charts hinaus. Dennoch war dies immerhin ein Achtungserfolg. Und in anderen Ländern lief die Karriere ja perfekt â zumindest in geschäftlicher Hinsicht.
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Erfolg hat bekanntlich Neider. Daher wurde es im Jahr 2009 langsam auch schick, sich über David zu mokieren. In der konservativen Welt der klassischen Musik war man noch immer nicht bereit, das Crossover-Projekt zu akzeptieren. Während Davids Fans jeden seiner Auftritte mit Begeisterung verfolgten, wurde innerhalb des klassischen Bereichs immer deutlicher Ablehnung artikuliert. Viele Kritiker glaubten zu erkennen, dass der erwachsene David zwar gut, jedoch lange nicht so hervorragend Geige spielte, wie es von einem einstigen Wunderkind zu erwarten war. Andere empfanden es schlichtweg als Frechheit, dass sich Brahms auf einer CD den Platz mit Michael Jackson teilen musste.
Ãberwiegend nahmen die Kritiker jedoch an Davids Erscheinungsbild AnstoÃ. In einer Gesellschaft, die Menschen nach ihrem ÃuÃeren beurteilt, galt es vielen als undenkbar, dass ein gut aussehender junger Mann mit immer länger werdenden Haaren und modischer Kleidung ein guter klassischer Musiker sein konnte. In der Gedankenwelt der klassischen Musikszene trug ein echter Virtuose â wenn überhaupt â wirres und schütteres Haar und war auch in seiner Freizeit mit einem Frack bekleidet. Schon gar nicht würde ein echter Künstler auf Weltrekordjagd gehen â so etwas erschien einfach unwürdig.
Viele der Kritiker hatten nicht das Konzept durchschaut, das David früh entdeckt hatte und nun ausgiebig für die Verbreitung seiner erklärten Mission nutzte: David setzte auf Marketing. Oft genug stellte er die Notwendigkeit dieser Strategie in Interviews heraus, ebenso oft wurde diese Botschaft jedoch überhört. Ohne Vermarktung sei es inzwischen nicht mehr möglich, Menschen Neues zu vermitteln. Diese Erkenntnis sei auÃerdem gar nicht so neu, Yehudi Menuhin und Jascha Heifetz hätten vergleichbare Bemühungen unternommen, in ihrer Generation ein neues Publikum anzusprechen.
Immer wieder wandte sich David direkt gegen jene Klientel, die immer noch der Ansicht war, eine klassische Konzertveranstaltung könne allein durch die groÃartige Musik ein breit gefächertes Publikum
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