David Garrett - die exklusive Biografie
nur konsequent, möglichst schnell eine weitere CD folgen zu lassen. Auch die Art und Weise, wie diese konzipiert sein müsste, lag auf der Hand: Man musste nur ein weiteres Mal die gesamte Bandbreite von Pop- und Rocksongs durchstöbern und die entsprechende Auswahl treffen â vielleicht ein Stück von den Rolling Stones und ein Titel von Meat Loaf sowie ein paar aktuelle Hits von Interpreten wie Lady Gaga oder Robbie Williams, dann als Klassik-Alibi etwas Mozart oder Brahms eingestreut, fertig. Ein nach einem solchen Erfolgsrezept zusammengestelltes Album wäre von der steigenden Anzahl Fans begeistert aufgenommen worden und hätte sich hunderttausendfach verkauft.
Ob bereits ein konkretes Konzept für ein solches Album vorgelegen hatte, ist nicht bekannt. Dass eine CD dieser Form jedoch den Wünschen der Plattenfirmen entsprochen hätte, ist mit gröÃter Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Allerdings hätten diese Pläne natürlich die Kooperationsbereitschaft von David Garrett vorausgesetzt, schlieÃlich war er der Star, der die bisherigen Erfolge überhaupt erst möglich gemacht hatte. David Garrett war nun jedoch keines der jungen Popsternchen, die es nicht wagten, ihre eigene Meinung zu äuÃern. Er hatte sehr wohl seinen eigenen Kopf. David war bereit, für seinen Erfolg viel auf sich zu nehmen. Allzu häufig vergaà aber auch sein direktes Umfeld, dass er nicht einfach nur so Musik machte, sondern ein erklärtes Ziel verfolgte. Man kann es nicht oft genug sagen: Hinter Davids Crossover-Projekt stand die Absicht, ein groÃes Publikum für die klassische Musik zu gewinnen.
Als es um die Planung der nächsten CD ging, sagte er daher auch schlicht und einfach Nein zu einem neuen Crossover-Album. Er hatte in kurzer Zeit viel über Marketing gelernt und war vor allem mit seinem Publikum vertraut geworden â einem Publikum, das ihm zu FüÃen lag und seine Konzerte euphorisch begleitete. David war sich sicher, dass dieses Publikum bereit war, ein klassisches Album zu genieÃen.
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Darüber hinaus hatte David auch innerhalb seines professionellen Umfelds groÃen Einfluss gewonnen. Sein Stellenwert erlaubte es ihm, als Entscheider zu fungieren. Wenn David einen Plan verfolgte, dann musste die Plattenfirma diesen akzeptieren â für David herrschten nun also ganz andere Bedingungen als noch zwei Jahre zuvor. Damals konnte sich David glücklich schätzen, überhaupt eine Chance zu erhalten, jetzt konnte das Unternehmen froh sein, dass der Künstler zur Aufnahme einer weiteren CD innerhalb dieses kurzen Zeitraums bereit war. Nach den Jahren der Fremdbestimmung hatte David Garrett nun selbst die Rolle des Steuermanns inne. Die Plattenfirma willigte also in die Produktion eines klassischen Albums ein, vielleicht weil sie erwartete, dass der Name David Garrett allein für ordentliche Verkaufszahlen sorgen würde, auch wenn ein Erfolg in der Dimension der CD Encore nicht zu erwarten stand.
Bald schon sollte sich zeigen, dass David auch sein neues Projekt durchdacht angegangen war. Als die Aufnahmen für die später unter dem Titel Classic Romance veröffentlichte CD begannen, wurde deutlich, dass David nicht die Absicht hatte, sein Publikum mit schwer verdaulicher Kost zu irritieren. Es entstand ein Album, das seine Ernsthaftigkeit verbarg, indem es mit leicht konsumierbaren Melodien begann und den Hörer langsam an komplexere Stücke heranführte.
Den Einstieg in das Album bildete AntonÃn DvoÅáks Humoresque , dessen musikalische Grundstruktur entfernt an den von der britischen Band Coldplay ein Jahr zuvor veröffentlichten Song Viva la Vida erinnerte. Durch diese Assoziation mit der Popmusik wurden klassisch nicht geschulte Hörer gut auf das neue Material vorbereitet. Um die Hörgewohnheiten der Käufer nicht überzustrapazieren, waren zudem die ersten Titel des Albums recht kurz gehalten. Auf die Humoresque folgte die Méditation des französischen Komponisten Jules Massenet. Das dritte Stück auf dem Album wurde vermutlich bewusst mit einem englischen Titel versehen, um die Einstiegshürde für Konsumenten der Pop- und Rockmusik weiter zu senken. Hinter der charttauglichen Zeile None But The Lonely Heart verbarg sich keine zeitgenössische Komposition, sondern ein Werk von Peter Tschaikowsky, das in seiner ursprünglichen, gesungenen Version auf eine russische Ãbersetzung des
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