David Garrett - die exklusive Biografie
Klassikhoffnung avancierte Phänomen, trug den Titel des schnellsten Geigers der Welt.
Was allerdings in der Musikwelt nicht als Auszeichnung angesehen wurde â war doch Geschwindigkeit kaum der MaÃstab für die Qualität der Darbietung. In der klassischen Musik werden Künstler danach bewertet, ob sie ein Werk perfekt interpretieren und ihm darüber hinaus eine persönliche Note verleihen. Eine Meinung, die auch David vertritt. Er lächelte über die Auszeichnung, nahm sie aber ebenfalls nicht weiter ernst.
Die groÃe Resonanz der Medien auf dieses Ereignis kam für David unerwartet. Mit dem Rekord hatte die Presse einmal mehr etwas gefunden, was sie für bedeutender hielt als Davids eigentliche musikalische Leistung. In nahezu jedem Interview wurde David nun nicht mehr nur als der schönste, sondern auch als der schnellste Geiger der Welt angekündigt. Der Künstler selbst begegnete dieser Charakterisierung mit dem gewohnten freundlichen Charme, ohne auch nur einmal die Contenance zu verlieren. Dass ihm sein neuer Medientitel nicht wirklich gefiel, konnte trotzdem jeder ahnen, der ihn beobachtete.
Umso überraschender war es, dass David seinen eigenen Rekord noch einmal anging. Im Dezember trat er in der Guinness-World-Records-Show in Deutschland auf. Man hatte ihn eingeladen, da er zu den neuen Rekordhaltern des Jahres 2008 zählte, und bat ihn, den Hummelflug noch einmal zu spielen. Zu seiner eigenen Verwunderung und zur Ãberraschung aller Zuschauer unterbot David dabei den von ihm selbst aufgestellten Rekord um 1,3 Sekunden â die Stoppuhr zeigte 65,26 Sekunden an. Danach jedoch lieà sich David nicht mehr auf solche Experimente ein. Den Titel des schnellsten Geigers der Welt sollte er dennoch bis 2010 behalten, dann setzte der britische Violinist Ben Lee eine neue Rekordmarke.
Es waren also zwei kaum mehr als eine Minute lange Momente, die die öffentliche Wahrnehmung des David Garrett im Jahr 2008 prägen sollten. Tatsächlich aber bewältigte der Musiker in jenem Jahr ein umfangreiches Programm. Er war im Grunde pausenlos unterwegs, seine Freizeit begrenzte sich auf ein Minimum â ein Rhythmus, der sich bis heute nicht geändert hat.
Nach seiner ausverkauften Frühjahrstournee durch Deutschland absolvierte er, wie schon im Jahr zuvor, eine klassische Tour mit einer Pianistin, ging in den USA auf Tournee und spielte im September mit dem BBC Concert Orchestra bei der Veranstaltung »Proms in the Park« vor 40 000 Zuhörern in London. Im November startete er eine weitere Tournee durch Deutschland, die bis Ende Januar 2009 dauern sollte.
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Neben seinen Konzertreisen standen die Aufnahmen für das Nachfolgealbum von Virtuoso an. Diesmal sollte es sich nicht um eine aufgefrischte Version existierenden Materials handeln, sondern um eine CD mit neuen Stücken.
Das neue Album trug den Titel Encore , was im Englischen schlicht »Zugabe« bedeutet. Tatsächlich fiel diese Zugabe groÃzügig aus: Hatte Virtuoso noch elf Titel verzeichnet, waren auf dieser CD nun 16 Stücke zu hören. Vor allem aber hatte David sein Crossover-Konzept noch einmal verfeinert. Nun standen seine Interpretationen von Rock- und Pophits im Vordergrund. Der erste Titel des Albums war Smooth Criminal von Michael Jackson, darauf folgte mit Who Wants to Live Forever, ein Titel von Davids Langzeitfavoriten Queen, der für den Film »Highlander« geschrieben worden war. Erst an dritter Stelle war mit Clair de Lune von Debussy eine klassische Komposition zu hören. Diese wurde abgelöst von Heâs A Pirate , dem wohl bekanntesten Stück aus dem Hollywood-Spielfilm »Fluch der Karibik« mit Johnny Depp. Als weitere Titel aus dem Bereich der populären Musik erschienen auf der CD zum Beispiel Ainât no Sunshine von Bill Withers und Thunderstruck von AC/DC.
Spurensuche bei Michael Jackson
Dass ein Hit von Michael Jackson den Einstieg in das Album Encore bildete, kam für viele Hörer überraschend. Aus heutiger Sicht wäre hinter dieser Entscheidung leicht eine Marketingstrategie zu vermuten. Zu jener Zeit jedoch war der »King of Pop« noch am Leben, erschien aber kaum mehr in der Ãffentlichkeit. Wenn er mal auf sich aufmerksam machte, dann schon längst nicht mehr wegen seiner Musik, sondern wegen seines ungewöhnlichen und oft kritisierten Lebensstils.
David Garrett jedoch galt Michael Jackson als einer der
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