David Garrett - die exklusive Biografie
Erfolgs der klassischen Musik zu neuem Glanz zu verhelfen, waren selten. Also stellte sich David auf die Standardfragen ein, beantwortete sie in inhaltlich befriedigender Form und schloss damit die Möglichkeit aus, dass andere Einblick in sein Innerstes erhielten. Dass hinter dieser Fassade ein intelligenter Kopf agierte, blieb häufig verborgen.
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Mitnichten hatte David Garrett in den wenigen Jahren, die seit seinem Debüt Virtuoso vergangen waren, die Auseinandersetzung mit seinen Zielen und Idealen beiseitegelegt. Doch sein letztes wirklich offenes Interview lag zum Zeitpunkt des Erscheinens von Music bereits ein gutes Jahr zurück. Dieses Gespräch, das mehr über David Garrett aussagte als jeder Auftritt in einer Talkshow, war auÃerdem von den meisten Menschen gar nicht registriert worden.
Im November 2011 hatte sich David zu einem Gespräch mit der Moderatorin Katrin Bauerfeind für das nach ihr benannte Popkulturmagazin Bauerfeind getroffen. Da dieses Magazin von dem Spartensender 3sat ausgestrahlt wird, stand von Anfang an fest, dass das Interview nicht von einer groÃen Anzahl Zuschauer verfolgt werden würde â der Marktanteil des vornehmlich auf Kultur spezialisierten Programms lag bei gerade einmal einem Prozent.
Es stand also nicht zu erwarten, dass dieses Zusammentreffen sich zu einem Gespräch nach dem Motto »David Garrett packt aus« oder »Der Wundergeiger erzählt intimste Geheimnisse« werden sollte. Es war nicht vorherzusehen, dass David gerade die sehr persönliche Gesprächsatmosphäre, die auf Showeffekte gänzlich verzichtete, und die ehrlich wirkende Neugier der Moderatorin genoss. Dieses Ambiente resultierte in einem jener raren Momente, in denen David Garrett vor einer Kamera wirklich nachdachte, in sich ging und auch über Ãngste sprach. Selbst als die schon so oft diskutierten Lebensjahre als Wunderkind noch einmal thematisiert wurden, kamen diesmal neue Aspekte ans Licht, denn David gab zu, dass es ihm immer noch schwerfiel, an diese Zeit zurückzudenken und sich damit zu arrangieren.
David berichtete von einem Vorfall, der, so geringfügig der Anlass an sich auch war, viel mehr über seine Kindheit und den durch seine Eltern erfahrenen Drill aussagte, als es eine langatmige Abhandlung über dieses Thema hätte tun können. Er erzählte von einem Tag in seinem Leben als Siebenjähriger, an dem eines der damals bereits regelmäÃigen Konzerte auf dem Programm stand â ein Auftritt vor kleinem Publikum und keine GroÃveranstaltung, die abzusagen Unsummen gekostet hätte.
Eine Biene hatte den Jungen in den Fuà gestochen. Der Stich schmerzte und Davids Fuà war so dick angeschwollen, dass er in keinen Schuh mehr passte, auch nicht in einen Schuh der Eltern. Ein Tag also, an dem andere Eltern ihrem Kind Trost gespendet und die Verletzung versorgt hätten. Davids Eltern war jedoch nichts wichtiger als das Konzert, das ihr talentierter Sohn zu absolvieren hatte. Sie schickten David in Socken auf die Bühne â Hauptsache, er spielte und begeisterte das Publikum.
Als Bauerfeind im Anschluss an diese Erzählung fragte, ob er damals seine Eltern gehasst habe oder zumindest böse auf sie gewesen sei, wich David aus und suchte sichtlich das Wort »Hass« zu vermeiden. Seine ganze Kindheit sei er â¦, begann David und lieà den Satz unvollendet. Er habe sie nicht gerade vergöttert, sagte er schlieÃlich. Das Gefühl, das er seinen Eltern in jener Zeit entgegenbrachte, sei eine Mischung aus Respekt und einem gewissen Maà an Angst gewesen.
David war anzusehen und anzuhören, dass er sich bei der Erinnerung unwohl fühlte. Rasch lenkte er das Gespräch auf einen anderen Aspekt, der ihn die Vergangenheit besser ertragen lieÃ. Es gebe einen Punkt, an dem man erwachsen sein müsse, einen Punkt, der es ihm ermögliche, Gutes aus jenen Jahren zu ziehen und diese nur noch als unangenehm zu beschreiben. Als Erwachsener könne er sich sagen, dass alles, was er durchleiden musste, tatsächlich ein gutes Ende genommen habe: Ohne die Strenge der Eltern und die Förderung seines Talentes wäre er nicht zu dem Star geworden, der er nun war, und hätte seine Freude an der Musik nie in der Form ausleben können, wie es ihm jetzt möglich war. »Deswegen kann und will ich nicht undankbar sein â weil es Sinn gehabt hat«, erklärte David.
Bei der
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