David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant

Vom Netzwerk:

Reaktion richtig eingeschätzt hatte. Er stürmte durch die Tür in den Konferenzraum, stapfte zu seinem Platz und funkelte mich wütend an, bis Tanya kam. Zuerst ließ er mich reden, aber wahrscheinlich hatte er durch die Gerüchteküche schon von der Verhaftung gehört, denn er unterbrach, attackierte und kritisierte mich ständig, während ich die anderen auf den neuesten Stand brachte. Weston und Lavine waren nicht deutlich konstruktiver als ihr Chef. Aber im Laufe meines Berichts sahen sie langsam, welche Möglichkeiten sich boten. Organschmuggler zur Strecke zu bringen, ist als Schlagzeile kaum zu überbieten. Besonders wenn sich die Operation über fünf Städte erstreckt. So etwas zu koordinieren, ist der Traum jedes Karrieristen. Man bräuchte eine Spezialeinheit. Führungsrollen müssten verteilt werden. Die Diskussion wurde allmählich von praktischen Einzelheiten dominiert. Ich wurde bei keiner Aktion mit einbezogen. James Mansell wurde nicht erwähnt, daher bestand keine Notwendigkeit, einen Briten hinzuzuziehen. Taylor saß in Haft, also brauchte man mich nicht mehr unbedingt. Die Sache sah gut aus.
    Bis ich plötzlich merkte, dass ich die Falschen ansah. Wenn jemand meinen schönen Plan vereitelte, dann nicht das FBI, sondern Tanya.
    » Ich bin anderer Meinung«, verkündete sie aus heiterem Himmel. » Was Sie vorschlagen, dauert alles viel zu lange. Das artet ja in einen Zirkus aus. Wir sollten die Klinik in New York sofort hochnehmen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    » Das können wir nicht tun«, erklärte Varley. » Wir müssen uns erst vergewissern, dass nicht schon andere Behörden an der Sache dran sind. Es könnte sein, dass Undercoverleute dort sind. Und wir müssen das Gebäude überwachen. Wir haben doch bislang keine Ahnung, was uns dort erwartet oder ob die dicken Fische überhaupt da sind. Außerdem müssen wir mit den anderen Städten kooperieren. Es nutzt doch nichts, eine Mannschaft hochzunehmen und vier andere entkommen zu lassen.«
    » Und noch etwas«, gab Weston zu bedenken. » Das andere Ende, der Irak. Wir brauchen auch jemanden, der da aufräumt.«
    » Das wird juristisch gesehen ein Albtraum«, befand Lavine.
    » Ich bin nicht dumm«, widersprach Tanya. » Ich verstehe, um was es geht. Aber während Sie sich Sorgen um Wenn und Aber machen, sind die Leute, hinter denen wir wirklich her sind, längst verschwunden. Das hat David doch bewiesen. Sehen Sie sich doch nur an, wie Taylor reagiert hat.«
    » Wir wissen nicht, wer beteiligt ist«, sagte Varley, » und wir wissen nicht, wie viele es sind. Wir haben keine Namen und keine Gesichter. Aber Sie haben bereits Ziele ausgemacht?«
    » Ja«, bestätigte Tanya. » Die Leute, die die fünf Morde befohlen haben. Das sind die, die zählen. Leben sind mehr wert als Geld, egal, wie viel es ist.«
    » Ich stimme Ihnen zu«, meinte Varley, » und wir werden sie auch kriegen. Ich weiß, was Sie denken. Diese Leute sind verantwortlich für den Tod Ihres Freundes. Nun, so wie ich das sehe, sind sie auch verantwortlich für den Tod von Mike Raab. Lesleys Killer hat zwar den Abzug gedrückt, aber Mike ist ihr nur in die Quere gekommen, weil Tungsten überall Leichen abgeladen hat. Diese Männer stehen ganz oben auf der Liste. Wir kriegen sie. Vertrauen Sie uns.«
    » Das sind doch nur Worte«, wehrte Tanya ab. » Ich will Taten. Durch Rumsitzen kriegen wir niemanden. Ich will, dass wir sofort etwas unternehmen.«
    Es war beunruhigend, dass sie immer mehr wie ich klang.
    » Na gut«, meinte Varley. » Und was?«
    » Wir wissen, dass sie in der Klinik sind«, erklärte Tanya. » Nur ein paar Straßen weiter. Das hat Taylor David gesagt. Finden wir doch einen anderen Vorwand. Steuerhinterziehung, operieren ohne Zulassung, Einwanderungsformalitäten, irgendetwas. Über die anderen kann man das Netz später auswerfen, wenn Sie mit Ihren Vorbereitungen so weit sind.«
    » Nein«, weigerte sich Varley. » Und halten Sie sich nicht an dem Wort später fest. Wir reden hier nicht von Tagen. Sobald wir hier fertig sind, gehen wir zur Einwanderungsbehörde. Weston kümmert sich um die technischen Crews, während ich mich persönlich um die Verbindung zu den anderen Städten kümmere. Auch mit den Jungs im Irak werde ich sprechen. Und sobald wir wissen, wer und wo, schlagen wir los. Das wird spätestens morgen früh sein.«
    » Was ist, wenn Taylor sie vorher warnt?«, wandte Tanya ein.
    » Wir werden die Flughäfen überwachen lassen, und zwar alle