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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Schließlich machte sie den Mund auf, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, begann ihr Telefon zu läuten.
    » Es ist Lavine«, verkündete sie und ließ das Handy sinken. » Er hat eine Spur, die zu Mansell führt. Das NYPD hat ihn geschnappt. Oder jemanden, der es sein könnte. Sie wollen, dass wir hinfahren und nachsehen. Sie sind immer noch mit der Vorbereitung für die Razzien in den Kliniken beschäftigt.«
    » Ausgezeichnet«, meinte ich. » Vielleicht gibt es ja doch noch ein Happy End. Aber sag ihnen, dass jemand auf diese Jungs hier aufpassen muss, bis wir zurück sind.«
    » David, wir sollten keine Zeit verschwenden. Du wirst doch hieraus keine große Sache machen, oder? Ich meine, es ist nichts passiert. Das sind doch nur dumme Jungs. Können wir es nicht einfach dabei belassen? Oder es der Polizei übergeben?«
    » Warum? Erkennst du sie?«
    » Nein.«
    » Hattest du in letzter Zeit mit jemandem Streit? In deinem Haus vielleicht?«
    » Nein, ich bin erst vor ein paar Tagen dort eingezogen.«
    » Im Konsulat?«
    » Natürlich nicht.«
    » Was ist mit der Arbeit? Gibt es da irgendetwas aus der Vergangenheit, was dich einholen könnte?«
    » Nein, nichts. Dafür bin ich noch nicht lange genug hier. Ich hatte überhaupt keine Probleme. Bis du aufgetaucht bist.«
    » Dann können wir es nicht auf sich beruhen lassen. Sie haben dich verfolgt. Sie haben auf offener Straße versucht, dich zu entführen. Und sie wissen, wo du wohnst und wo du arbeitest. Das ist nichts, was man auf sich beruhen lassen kann. Niemals.«
    » Okay. Vielleicht hast du recht. Ich bitte Lavine, ein paar Leute herzuschicken.«
    » Gut. Und, Tanya – sag ihnen, sie sollen einen Schwamm mitbringen. Ich rede mit diesem Kerl erst, wenn er sauber ist.«

30
    An meinen Großvater kann ich mich kaum noch erinnern.
    Ich war zu jung, als er starb. Ich habe Fotos von ihm gesehen und von Verwandten Geschichten über ihn gehört. Aber ich hatte keine Ahnung, wie er wirklich gewesen war, bis vor ein paar Jahren eine alte Armeekiste mit seinen wenigen letzten Habseligkeiten in meinen Besitz überging.
    Es stellte sich heraus, dass der alte Mann ganz besessen gewesen war von der Titanic. Er hatte eine ganze Menge Bücher und Zeitungsartikel darüber gesammelt. Berichte über den Bau in Belfast, in der Nähe seines Geburtsorts, über die Nacht, in der sie sank, über Verschwörungstheorien und die Expeditionen, die nach dem Wrack suchten. Er hatte Biografien von Überlebenden und Bücher über die Geschichte des Schwesterschiffs. Ich las jedes einzelne Wort. Aber nicht die technischen Details interessierten mich, sondern die Vorstellung, wie diese letzte Nacht für die Passagiere gewesen sein musste. Eben dachten sie noch, das Schiff sei unzerstörbar, ein unsinkbares Wunder der Ingenieurskunst. Und dann war es plötzlich ein metallener Sarg auf dem Weg zum Meeresboden. Ihre Welt wurde auf den Kopf gestellt, innerhalb weniger Augenblicke, ohne Vorwarnung.
    Das Gefühl kannte ich. Ich hatte es bei mehr als einer Gelegenheit erlebt.
    Und wie bei Eisbergen weiß man nie, wann es einen trifft.
    Die Fahrt zum Polizeirevier, um James Mansell abzuholen, erwies sich als völlige Zeitverschwendung. Die » neunzigprozentige Übereinstimmung« des NYPD stellte sich als trauriger, verwirrter Säufer mit einem englischen Akzent heraus. Man hatte ihn nackt im Schildkrötenteich des Central Parks tanzen sehen. Die Polizei hatte ihn herausgefischt, abgetrocknet, eingewickelt und mitgenommen aufs Revier. Das war einfach gewesen. Seine Identität festzustellen, war schon schwieriger. Sie kamen nicht weiter. Und als Lavines Suchmitteilung gemeldet wurde, sahen sie ihre Chance, ihn ans FBI abzuschieben. Das schien jedoch nur so lange eine gute Idee zu sein, bis wir auftauchten. Als Tanya erkannte, was die Cops versuchten, konnte ich von Glück sagen, sie aus dem Revier zu kriegen, bevor Blut floss.
    Die Sackgasse bei der Polizei drückte die Stimmung für den Rest des Nachmittags. Tanya war viel zu enttäuscht, um auf dem Rückweg zum FBI-Gebäude viel zu reden. Sie saß nur da und starrte schweigend auf den Verkehr, der während der gesamten Fahrt immer wieder aus unersichtlichen Gründen stockte. Es gab keine Baustellen und keine Unfälle. Fast schien es, als wären die anderen Autos nur unterwegs, um uns in die Quere zu kommen. Es waren so viele, dass wir erst kurz vor dem Treffen um fünf Uhr beim FBI-Gebäude ankamen. Gerade als wir ausstiegen, rief Lavine an. Sie

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