David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Wissen Sie, wie ein Leben an der Dialyse ist? Und oft hilft es nicht mal. Derzeit sterben jährlich zehntausend Amerikaner an Nierenversagen.«
» Wie bringen Sie die Organe hierher?«
» Mit dem Flugzeug.«
» Was ist mit dem Zoll?«
» Wir sind lizenzierte Auftragnehmer der Regierung. Da schaut niemand zweimal hin.«
» Und wenn sie hier sind, wie verkaufen Sie die Organe? Über E-Bay?«
» Wir verkaufen sie nicht einfach. Es ist, wie ich sagte. Wir machen das, um Leben zu retten. Wir haben unsere eigenen Patienten. Wir erstellen die Diagnose, führen die Behandlung durch, betreuen die Rekonvaleszenz. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz.«
» Schreiten die Krankenhäuser denn nicht ein? Oder bestechen Sie sie, damit sie nicht hinsehen, wenn Sie Ihre Fleischdosen anschleppen?«
» Wir arbeiten nicht mit Krankenhäusern zusammen. Wir haben unsere eigenen Einrichtungen.«
» Was für Einrichtungen?«
» Privatkliniken.«
» Privat. Sie begünstigen Leute, die sich vordrängeln.«
» Nein. Mütter, Väter, normale Menschen, die einfach am Leben bleiben und zusehen wollen, wie ihre Kinder groß werden. Auf dem üblichen Weg können sie nichts erreichen, denn Tatsache ist – und das ist wirklich traurig –, dass das System nicht liefern kann. Es ist unzureichend. Also wenden sie sich an uns. Und für jeden, dem wir helfen, wird ein Platz auf der Liste für jemand anderen frei. Jeder gewinnt dadurch. Es gibt praktisch keine Nachteile.«
» Von wie vielen Kliniken sprechen wir hier?«
» Fünf.«
» In New York?«
» Eine davon. Gleich hier um die Ecke in der 66 th Street. Das war die erste.«
» Und die anderen?«
» Boston.«
» Alle?«
» Nein. Eine in Chicago, eine in Washington und eine in Miami.«
» Und alle wollen nur Leben retten.«
» Ja. Wenn Sie mich fragen, ist das das einzig Gute, was dieser Krieg gebracht hat.«
» Warum liegen dann fünf ehemalige Tungsten-Mitarbeiter in der Leichenhalle?«
» Das sollten Sie das Arschloch James Mansell fragen. Er kam neu zu der Krankenhaussache dazu und hat sich irgendwo reingehängt, wo er nichts zu suchen hatte. Wir wussten nicht, wie viel er gesehen hatte. Natürlich konnten wir das Risiko nicht eingehen.«
» Also haben Sie das gesamte Team gefeuert. Sozusagen operativ entfernt. Sie haben sie nach Hause geflogen, entlassen und weggeschickt.«
» Genau.«
» Warum sind dann fünf von ihnen in der Gerichtsmedizin gelandet?«
» Das ist Mansells Schuld. Er hat uns eine Kopie seines Fotos geschickt. Er wollte mehr Geld. Wesentlich mehr Geld.«
» Einer hat angeklopft, und Sie haben das ganze Team umgebracht. Auch das ist ein sehr ganzheitlicher Ansatz, denke ich.«
» Das war nicht meine Idee. Ich hätte es nicht so gelöst.«
» Nein. Sie wollten nur Mansell umbringen. Oder umbringen lassen.«
» Notfalls. Als letzten Ausweg.«
» Alles klar, vergleichsweise sind Sie also ein Heiliger. Wessen Idee war das?«
Taylor antwortete nicht.
» Werden Sie jetzt nur nicht schüchtern«, verlangte ich. » Ich bin nicht in der Stimmung für Kompromisse.«
» Okay«, meinte er. » Aber es fällt mir schwer. Denn Tungsten, so wie Sie es heute sehen, ist nicht mehr das, was es einmal war. Die Dinge haben sich geändert.«
» Inwiefern?«
» Ich habe neue Partner, um es einmal so auszudrücken.«
» Seit wann?«
» Seit drei Monaten.«
» Wen?«
» Ich kenne ihre richtigen Namen nicht. Es sind Iraker.«
» Sie beschäftigen große Männer mit Automatikwaffen. Warum lassen Sie es zu, dass sich jemand in Ihr Geschäft drängt?«
» So einfach ist es nicht. Sie haben herausgefunden, was wir tun. Zuerst dachten wir, sie wollten versuchen, uns daran zu hindern. Das ist früher schon ein paar Mal passiert. Und Sie haben recht, wir können ganz gut mit so etwas fertig werden. Aber diese Leute waren anders. Sie wollten gar nicht, dass wir mit dem Organversand aufhören. Sie wollten, dass wir noch mehr schicken. Und sie waren bereit, uns zu unterstützen.«
» Und Sie haben sie gelassen.«
Taylor zuckte mit den Achseln.
» Sie hatten gute Verbindungen vor Ort. Sie haben den Nachschub an passenden Spendern verdreifacht, und sie haben sogar ihre eigenen Chirurgen hergeschickt, um Engpässe zu überbrücken. Seit sie an Bord sind, führen wir täglich in jeder Klinik durchschnittlich eine Transplantation durch. Hauptsächlich Nieren, gelegentlich Lebern. Wir denken über weitere Möglichkeiten nach. Netzhautgewebe und so etwas. Alles in allem ist es zu
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