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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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begann zu quieken und zu zittern, sodass ich nichts mehr verstehen konnte. Als er den Knopf wieder losließ, hörte ich erneut die Stimme der Beamtin.
    » … mir, was Sie gesehen haben.«
    » Na ja, da war so ein Typ. Ein großer Kerl. Der ist in die Gasse gegangen. Zu einem Mann. Der Mann hat ihn gesehen und ist aufgestanden, ganz langsam. War ein bisschen wackelig auf den Beinen, vielleicht betrunken oder so. Dann hat der Kerl eine Waffe gezogen. Der andere hat einfach nur so dagestanden und draufgestarrt. Dann ist er zurückgegangen. Immer weiter, bis ganz nach hinten. Bis zur Mauer. Er hat versucht, auf die Mülltonnen zu klettern, aber der Kerl … der Kerl hat einfach auf ihn geschossen. In die Brust. Ganz oft. So, peng, peng, peng, peng, peng, peng. Das war’s. Der Mann war tot.«
    » Und was geschah dann?«
    » Der Typ ist umgefallen, auf den Boden. Der Große hat ihn einfach liegen lassen. Da bin ich weggerannt. Ich wollte nicht, dass er mich sieht.«
    » Wo ist die Gasse?«
    » In der Nähe der Canal Street. Sie geht von der Mulberry ab.«
    » Und wo waren Sie, als das passiert ist?«
    » Gleich dort, auf der Straße.«
    » Sind Sie sicher, dass der Mann mit der Waffe Sie nicht gesehen hat?«
    » Ja. Ich habe mich versteckt. Beim Kinderspielplatz.«
    » Haben Sie ihn deutlich sehen können?«
    » Ja, ich habe ihn genau gesehen.«
    » Können Sie ihn beschreiben?«
    » Klar. Ein Weißer. Groß, etwa eins neunzig. Schwarzer Ledermantel. Runder Kragen, halblang. Er ging ihm nicht ganz bis an die Knie. Schwarze Jeans, schwarze Stiefel. Aber das Merkwürdigste war, dass ihm ein ganzes Büschel Haare fehlte. Am Hinterkopf.«
    » Wie? So, als würden ihm die Haare ausfallen?«
    » Nein, eher wie kahlrasiert, wie für eine Operation. Ich hab gedacht, dass er vielleicht ein Verrückter ist, der eine Lobotomie hatte oder so was.«
    » Sagten Sie nicht, der kahle Fleck sei am Hinterkopf gewesen?«
    » Ja, hinten, habe ich gesagt. Es waren Stiche drin.«
    » Wie viele Stiche?«
    » Viele. Vielleicht zehn oder fünfzehn.«
    » Okay. Und können Sie …«
    Harris schaltete das Gerät aus.
    » David, ich stelle fest, Sie sind ein männlicher Weißer. Sie sind etwa eins neunzig groß, tragen schwarze Stiefel, eine schwarze Jeans und einen schwarzen, dreiviertellangen Ledermantel. Mit einem … runden Kragen.«
    » Und das heißt?«, wollte ich wissen.
    Harris stand auf und lief um mich herum. Ich spürte sein Gewicht auf der Lehne meines Stuhls und seinen Atem warm in meinem Nacken. Im Spiegel konnte ich ihn dabei beobachten, wie er ostentativ meinen Hinterkopf begutachtete. Wahrscheinlich betrachtete er den kahlen Fleck. Und die Reihe von zwölf sauberen Stichen, die quer darüber verlief. Ich begann, mich über die Narbe zu ärgern. Es war nicht meine einzige und nicht einmal die größte. Aber sie verursachte jetzt schon mehr als genug Scherereien.
    » Gibt es irgendetwas, was Sie uns mitteilen möchten, David?«, fragte er.
    » Ja«, antwortete ich. » Ich glaube, dass ich doch lieber mit meinem Anwalt reden möchte.«
    Harris wirkte verärgert. Er warf Gibson einen grimmigen Blick zu und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    » Das können Sie natürlich tun, David«, sagte Gibson so langsam, als unterhielte er sich mit einem Schwachsinnigen. » Aber wenn Sie das tun, können wir Ihnen nicht mehr helfen. Wir können dann nicht einmal mehr mit Ihnen reden. Sie werden im Gefängnis bleiben, während wir alle Mordfälle überprüfen, die sich während Ihres Aufenthalts in New York zugetragen haben. Und in Washington. Es könnte Monate dauern, wenn Sie es so haben wollen.«
    » Aber noch ist es nicht zu spät, mit uns zu sprechen«, erläuterte Harris. » Helfen Sie uns jetzt, dann werden wir versuchen, Sie aus dem System rauszuhalten. Wir wollen diese Sache so schnell wie möglich aufklären. Und genau das wollten Sie doch auch, haben Sie gesagt.«
    » Nein, nicht mehr«, antwortete ich. » Jetzt möchte ich mit meinem Anwalt sprechen.«
    » David, beruhigen Sie sich«, riet Gibson. » Bisher haben wir die Geschichte des Anrufers gehört. Vielleicht erzählen Sie uns jetzt Ihre Version?«
    » Die habe ich Ihnen bereits erzählt«, sagte ich. » Sie haben nur nicht zugehört. Jetzt möchte ich mit meinem Anwalt sprechen.«
    » Wir wollen nichts überstürzen, David«, warnte Gibson. » Betrachten Sie es doch mal von unserer Seite. Wie die ganze Sache da aussehen muss.«
    » Sieht aus wie ein abgekartetes Spiel«,

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