David Trevellyan 01 - Ohne Reue
nahm am Kopfende Platz, Gibson geleitete mich zu einem Stuhl, der allein an einer Langseite stand.
» Machen Sie es sich bequem«, forderte er mich auf.
Der letzte Stuhl stand links von mir am anderen Kopfende, sodass mir nichts die Sicht auf den Spiegel verstellte, der in die gegenüberliegende Wand eingebaut war. Er war rechteckig, eins zwanzig hoch und eins achtzig breit. Ich lächelte höflich hinüber, für den Fall, dass dahinter schon jemand saß und uns beobachtete.
Ich hatte erwartet, dass sich auch Gibson setzen würde, doch als ich mich ihm zuwandte, war er bereits auf dem Weg zur Tür.
» Bin gleich zurück«, sagte er und ging hinaus.
Ich warf einen Blick auf Harris, der mich gar nicht zu beachten schien. Er lehnte sich lediglich auf seinem Stuhl zurück, lächelte leicht und starrte in die Luft. Entlang der Wand auf Höhe seiner Schulter verlief eine Alarmvorrichtung. Ich fragte mich, wie schnell er sie wohl würde erreichen können. Dann bemerkte ich, dass er in die Ecke über der Tür blickte, und als ich mich umwandte, sah ich eine kleine Überwachungskamera, die dort an einer Metallhalterung angebracht war. Ein kleines rotes Licht neben der Linse blinkte unaufhörlich.
Vielleicht wirkte er deshalb so zufrieden.
Gibson betrat den Vernehmungsraum mit einem Notizbuch, ein paar Unterlagen und drei Styroporbechern mit Deckel.
» Keine Donuts«, verkündete er. » Tut mir leid.«
» Hauptsache, Sie haben keine Milch in meinen Kaffee getan«, meinte ich.
» Nein. Ich dachte, Sie trinken sicher schwarz. Keine Milch, keinen Zucker.«
» Gott sei Dank.«
Schweigend sahen die Detectives zu, wie ich am Kaffee nippte. Er war überraschend gut. Vielleicht ein bisschen zu kalt, aber ich genoss für einen Augenblick den starken, bitteren Geschmack. Gibson stellte seinen Becher auf den Tisch und beobachtete mich. Harris leerte seinen in einem Zug und wischte sich dann den Mund am Ärmel ab.
» Nun, bevor wir anfangen, muss ich Ihnen etwas erklären«, begann Gibson. Er sprach sehr langsam, als wäre er sich nicht sicher, ob ich ihn verstand. » Sie müssen wissen, dass Sie nach einem Anwalt verlangen können, wenn Sie das wollen. Doch bevor Sie sich dazu entschließen, sollten wir uns ansehen, was wir hier haben, und dann kann ich Ihnen sagen, was Sie tun können, um sich selbst am besten zu helfen. Und wenn Sie alle Fakten kennen, können Sie entscheiden, welchen Weg Sie einschlagen wollen.«
» Ist mir recht«, erwiderte ich. » Von mir aus muss das hier nicht unnötig lange dauern.«
» Gut, dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Ich brauche nur Ihre Unterschrift, dass Sie vorerst auf den Anwalt verzichten, dann können wir zur Sache kommen.«
Gibson holte einen Kugelschreiber aus der Tasche seines Sakkos und reichte ihn mir. Dann raschelte er in seinen Unterlagen, zog ein einzelnes Blatt hervor und schob es zu mir herüber. Ich überflog die Seite, bis ich zu einem Kästchen ganz unten kam, das jemand mit einem gelben Stift markiert hatte. Ich unterschrieb. Gibson nahm Stift und Papier wieder an sich, betrachtete das Formular einen Moment und runzelte dann die Stirn.
» Nein«, meinte er, » das kann ich nicht lesen. Und die Jungs unten haben mir erzählt, Sie hätten keine Papiere bei sich, vielleicht verraten Sie uns als Erstes Ihren Namen.«
» David Trevellyan«, antwortete ich.
» Und woher kommen Sie, David?«
» Aus England. Ursprünglich.«
» Hab mir doch gleich gedacht, dass ich den Akzent kenne. Und was führt Sie nach New York?«
» Arbeit. Ich bin geschäftlich hier.«
» Was für Geschäfte?«
» Telekommunikation.«
» Und deshalb waren Sie gestern Abend unterwegs, David? Sie haben Telekommunikationsarbeiten ausgeführt?«
» Natürlich nicht. Ich bin Berater, kein Elektriker.«
» Und das heißt?«
» Es heißt, dass ich mit Kunden zusammenarbeite. Ich berate sie, ich helfe ihnen, Strategien zu entwickeln, Probleme im Betrieb zu bewältigen und so weiter.«
» Und welche Probleme haben Sie gestern Abend bewältigt?«
» Keine. Gestern Abend habe ich nicht gearbeitet. Mein Auftrag war gerade abgeschlossen, und da ich erst morgen wieder in England sein muss, habe ich mir den Abend freigenommen.«
» Was war das für ein Auftrag?«
» Für die Regierung.«
» Nichts für ungut, aber warum sollte die Regierung einen britischen Berater anfordern? Gibt es hier etwa nicht genug davon?«
» Nicht Ihre Regierung. Die britische Regierung.«
» Was machen Sie dann in
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