David Trevellyan 01 - Ohne Reue
hatten, überhaupt ansah.
» Sie müssen mit uns zusammenarbeiten, David«, sagte Gibson. » Wenn Sie ehrlich zu uns sind, können wir Ihnen vielleicht helfen. Aber wenn Sie uns weiter anlügen, dann werden wir dafür sorgen, dass Sie die Konsequenzen für diese Angelegenheit tragen.«
Ich blickte von einem zum anderen. Vor allem war ich beleidigt. Selbst wenn ich gelogen hätte, hätte das kein Mensch wissen können, schon gar nicht diese beiden Kerle.
» Sie sollten zusehen, dass Sie aus dieser Sache herauskommen, bevor es zu spät ist, David«, warnte Harris. » Seien Sie vernünftig. Das ist Ihre letzte Chance, sich selbst einen Gefallen zu tun.«
» Wir werden es sowieso irgendwann rauskriegen«, sagte Gibson. » Aber dann ist es zu spät, dann hilft es nichts mehr. Sie müssen es uns jetzt sagen.«
» Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß.«
» Hören Sie, ich glaube nicht, dass Sie ein schlechter Kerl sind, David«, erklärte Harris. » Aber wenn Sie das, was passiert ist, nicht gewollt haben, dann müssen Sie es uns jetzt sagen. Hören Sie auf, unsere Zeit zu verschwenden.«
Ich nippte erneut am Kaffee.
» Vielleicht hat der Kerl Sie angegriffen?«, vermutete Gibson. » Hat er Sie in die Gasse gedrängt?«
» Vielleicht war es seine eigene Waffe«, warf Harris ein. » Er hat sie benutzt, um Sie in die Gasse zu drängen, Sie sind gestolpert, die Waffe ging los …«
» Es war also ein Unfall?«, wollte Gibson wissen. » Sie hatten nie die Absicht, ihn zu töten? Dieser Umstand wäre für Sie sicherlich hilfreich.«
» Aber wenn es so passiert ist, dann müssen Sie es uns sagen«, verlangte Harris. » Dann können wir Ihnen bei Ihrer Aussage helfen und dafür sorgen, dass Sie im besten Licht dastehen.«
» Sie sind der Meinung, das könnte ein Unfall gewesen sein?«, fragte ich trocken. » Jetzt bin ich aber neugierig. Wäre das dann ein einzelner Unfall gewesen, bei dem die Waffe sechsmal losgegangen ist, oder wären es sechs einzelne Unfälle, einer nach dem anderen?«
» He, David, wir versuchen nur, Ihnen zu helfen«, erklärte Harris.
» Das weiß ich zu schätzen«, erwiderte ich. » Also hören Sie zu, was ich Ihnen zu sagen habe. Ich habe die Leiche gefunden. Nichts weiter.«
» Wenn Sie das Spiel so spielen wollen, von mir aus«, sagte Harris. » Aber dann sollten Sie noch etwas wissen. Es hat Sie jemand gesehen.«
» Jemand hat gesehen, wie ich die Leiche gefunden habe?«
» Nein. Jemand hat gesehen, wie Sie den Kerl erschossen haben.«
» Unsinn.«
» Nein, David, es ist wahr. Er hat den Notruf gewählt.«
» Was glauben Sie denn, warum die Funkstreife so schnell da gewesen ist?«, fragte Gibson. » Die waren da, noch bevor Sie die Gasse verlassen hatten, stimmt’s?«
» Möglicherweise hat jemand den Notruf gewählt«, sagte ich. » Möglicherweise hat er auch gesehen, wer den Kerl erschossen hat. Aber ich war es nicht.«
Harris griff in die Jackentasche und zog ein Aufnahmegerät hervor, so ein kleines Ding, wie es auch für Diktate benutzt wird. Er hielt es hoch, damit ich sehen konnte, was es war, und stellte es dann aufrecht vor sich auf den Tisch.
Die beiden Detectives sahen mich ernst an. Harris’ Lippen glänzten feucht.
» Wenn Sie noch etwas hinzufügen möchten, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür«, forderte er mich auf.
Ich nahm meinen Becher und ließ den letzten Schluck einen Moment darin herumschwappen.
» Ehrlich gesagt könnte ich noch einen Kaffee gebrauchen«, meinte ich. » Der hier ist schon ziemlich kalt.«
Harris runzelte die Brauen.
» Das ist die Aufnahme des Notrufs«, erklärte er und stellte das Gerät an.
Eine synthetische, weibliche Stimme nannte ein Datum. 15 . März. Das war gestern.
» New York Police Department, Notrufzentrale«, sagte sie. » Es ist 23 : 57 Uhr. Agent acht-drei-null-vier.«
» Neun-eins-eins Notruf«, erklang dann die Stimme der Beamtin, die das Gespräch übernahm. Durch den winzigen Lautsprecher klang ihre Stimme scharf und metallisch. » Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und Adresse bitte.«
» Bitte helfen Sie mir«, sagte ein Mann mit zitternder, krächzender Stimme. » Ich habe gerade einen Mord beobachtet.« Er atmete schwer, und im Hintergrund konnte ich leisen Verkehrslärm hören.
» Ich verstehe, Sir, aber Sie müssen mir erst Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und Ihre Adresse nennen.«
» Okay, ich heiße Andy Newm…«
Harris neigte sich vor und drückte auf einen Knopf. Die Stimme vom Band
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