Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
Vom Netzwerk:
verdrehen und ihn vor mir auf die Knie zu zwingen, war fast übermächtig. Doch stattdessen streckte ich die Arme aus und ließ ihn schweigend in meinen Taschen herumkramen. Lavines Pistole steckte er neben seine in den Gürtel und das Geld in seine Tasche. Der Griff, den ich aus dem Konferenzraum mitgenommen hatte, schien ihn zu verwirren, daher ließ er ihn einfach auf den Boden fallen.
    » Die Hände vorstrecken«, verlangte er und griff nach meinen Handgelenken.
    Er war völlig ungedeckt. Es erstaunte mich, dass das FBI derartige Amateure schickte, um mich zu verhaften, obwohl sie wussten, um was es ging. Es beleidigte mich sogar gewissermaßen. Doch dann fiel mir auf, wie sie gegen die Wand gefahren waren, dass ihre Autos funktionierende Airbags hatten, dass sie teure Waffen benutzten und wie seltsam unangemessen ihre Durchsuchungsmethoden waren. Wenn man das alles zusammenzählte, gab es nur eine Erklärung dafür.
    Das waren gar keine FBI-Agenten. Ich sah dem Mann vor mir ins Gesicht und lächelte. Er war nicht länger verbotenes Terrain. Ich zog den Kopf zurück, und wie von selbst begannen sich meine Nackenmuskeln anzuspannen. Es war, als hätte sich zwischen meiner Stirn und seinem Nasenrücken ganz plötzlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft entwickelt. Doch noch bevor ich ihm den Schädel einschlagen konnte, durchzuckte mich ein neuer Gedanke und ließ mich abrupt innehalten. Das hier war kein zufälliger Überfall. Dafür waren zu viele von den Cowboys unterwegs. Und woher hatten sie gewusst, dass sie ausgerechnet mich aufgreifen mussten? Wie ich aussah und wo ich sein würde?
    Jemand hatte ihnen geholfen – das war gut.
    Denn jetzt würden sie mir helfen.

10
    Als ich vier Jahre alt war, kauften mir meine Großeltern zum Geburtstag das Brettspiel Snakes & Ladders oder Leiterspiel, wie man es auch nennt. Für eine ganze Weile war das mein Lieblingsspiel, und das lag an dem ersten Mal, als wir es spielten. Ich erinnere mich an die Vorfreude, während ich darauf wartete, dass die Erwachsenen so weit waren. Und dann die Spielfiguren neben dem Brett aufzureihen, den Würfel zu nehmen, zu würfeln und … es kam die Eins.
    Ich war entsetzlich enttäuscht. Es war eine schreckliche Zahl, die schlimmste, die man kriegen konnte. Ich war ganz offensichtlich dazu ausersehen zu verlieren. Ich nahm meine Spielfigur und wollte sie betrübt aufs erste Spielfeld stellen. Doch dann bemerkte ich die Leiter, die von der unteren Ecke fast bis zum achtunddreißigsten Kästchen führte. Damit hatte ich schon mit dem ersten Zug fast die Hälfte des Weges zurückgelegt.
    In einem einzigen Augenblick wechselte meine Stimmung von Verzweiflung zu Hoffnung. Es war ein unglaubliches Gefühl.
    Als der Idiot aus dem Lincoln ein langes weißes Kabel aus der Tasche zog und um meine Handgelenke wickelte, verspürte ich etwas Ähnliches.
    Mir war klar, dass der Typ aus dem Lincoln mir nicht viel würde erzählen können, dafür stand er zu weit unten in der Nahrungskette. Doch bei dem, der ihn geschickt hatte, sah die Sache anders aus, und der Spinner vor mir würde mir die Mühe ersparen, ihn zu suchen. Fast hätte ich laut aufgelacht, selbst als der Fahrer den Kofferraum öffnete und mir bedeutete hineinzuklettern.
    Wir fuhren etwa fünfzig Minuten. Im Kofferraum war es stockdunkel, aber abgesehen davon, dass es ein wenig eng und stickig war, machte mir das nicht viel aus. Der Teppich war dick und weich, und es gab einen Absatz, den ich als Kopfunterlage nutzen konnte. Die Federung der großen Limousine war wesentlich zivilisierter als die des FBI-Lieferwagens, es stank nicht so wie im Polizeiauto, und der Fahrer fuhr ordentlich. Ich hatte schon Hotelzimmer kennengelernt, die ungemütlicher waren.
    Zu Beginn der Fahrt hielt der Wagen ständig an, was mir verriet, dass wir noch in der Stadt waren, dann kam eine ziemlich unangenehme Phase mit engen Kurven und einer Menge Reifenquietschen, auf die eine lange, ebene, schnelle Straße mit wenigen lang gestreckten Kurven folgte. Die letzten fünf Minuten fuhren wir langsamer und bogen dann nach links auf einen grob gepflasterten Hof oder in eine Einfahrt ein. Ein paar Mal ging es nach links und rechts, dann kamen wir knirschend zum Stehen. Der Wagen hielt einen Augenblick an und rollte dann noch ein paar Meter weiter, bevor er schließlich zum Stehen kam und das Motorengeräusch erstarb. Eine Autotür knallte, Schritte liefen an mir vorbei und irgendwo in der Nähe ertönte ein

Weitere Kostenlose Bücher