David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Natürlich ist das Ihr Problem. Das FBI denkt ohnehin, dass Sie es waren. Und Ihre Flucht hat sie darin nur noch bestätigt. Sie glauben gar nicht, wie scharf die auf Sie sind.«
» Na und?«
» Wir legen Ihre Leiche einfach irgendwo ab, wo sie gefunden wird, dann werden die auf der Stelle den Fall abschließen und nicht mal einen Blick in unsere Richtung werfen. Es ist also an der Zeit, Ihre sentimentalen Gefühle für Varley über Bord zu werfen. Sonst …«
» Das sind keine sentimentalen Gefühle für Mitchell Varley. Er hat kaum zwei Dutzend Worte mit mir gewechselt, und ehrlich gesagt hat mir das, was er gesagt hat, nicht mal gefallen. Mir ist ziemlich egal, was mit ihm passiert.«
» Wo liegt dann das Problem?«
» Nun, lassen Sie uns einen Moment nachdenken. Ich bringe Ihren Mann rein. Der legt sofort Varley um, der nur deshalb da ist, weil ich ausdrücklich nach ihm verlangt habe. Wie sieht denn das aus? Ich habe Glück, wenn mich die anderen nicht auf der Stelle erschießen.«
» Die werden Sie nicht erschießen, die werden Ihnen dankbar sein.«
» Wofür? Weil ich ihren Kumpel habe umbringen lassen?«
» Nein, weil Sie sie gerettet haben.«
» Wie soll ich das denn machen?«
» Haben Sie mal In the Line of Fire gesehen? Den Schluss? So in etwa.«
» Ich soll mir eine Kugel einfangen?«
» Nein, Sie sollen lediglich so tun, als ob Sie dazu bereit wären. Der Schein ist alles. Sobald Varley getroffen ist, brüllen Sie den anderen zu ›Runter, er hat eine Waffe ‹ , und dann springen Sie vor sie, sodass es nicht so aussieht, als hätten Sie Varley hereingelegt, sondern Rosser und Breuer gerettet.«
» Und was geschieht mit Ihrem Mann?«
» Er verschwindet, gedeckt von Ihrer Heldentat, zur Tür hinaus.«
» Und danach?«
» Sein Problem.«
» Und wenn er es nicht schafft?«
» Dann ist er mein Bauernopfer. Varley ist es wert.«
» Meinen Sie, dass Ihr Mann das ebenso sieht?«
» Er kennt natürlich das Risiko. Aber ich habe dafür gesorgt, dass es sich lohnt, es einzugehen.«
» Was ist, wenn er zuerst auf einen der anderen schießt? Oder auf mich?«
» Das wird er nicht tun.«
» Warum nicht?«
» Er hat seine Anweisungen«, sagte sie, stand auf und ging zum Schreibtisch. » Er wird sie befolgen. So wie alle meine Leute.«
» Wie heißen Sie?«, fragte ich unvermittelt.
» Lesley. Warum?«
» Aus irgendeinem Grund kam mir Agrippina in den Sinn.«
» Kennen Sie einen Ort in der Stadt, wo Sie so etwas durchführen könnten?«, fragte sie, zog eine Schublade auf und holte ein Handy heraus. » Oder soll ich einen geeigneten Ort für Sie suchen? Er muss weit weg sein vom FBI-Hauptquartier, es darf keine Zeugen geben, und er muss leicht zugänglich sein.«
» Wie wäre es mit dem Gebäude, in das sie mich heute Nachmittag gebracht haben? Es gehört ihnen zwar, aber es ist noch nicht eingerichtet. Und sonst nutzt es niemand.«
» Metalldetektoren? Kameras?«
» Nein.«
» Gut. Der Ort ist okay«, meinte sie, schaltete das Telefon ein und gab es mir. » Sie kennen den Ort bereits, das passt dazu, dass sie dieselben drei Männer sehen wollen. Also los, fangen Sie an.«
Ich legte das Telefon auf den Tisch.
» Zwei Sachen noch«, meinte ich. » Zum einen habe ich die letzte Nacht im Gefängnis verbracht und heute gerade mal einen Kaffee, ein Sandwich und eine Cola zu mir genommen. Heute Abend werde ich auf keinen Fall mehr irgendjemanden treffen. Frühestens morgen. Und hier bleibe ich nicht. Ich will eine Nacht in einem anständigen Hotel schlafen, etwas Anständiges zu essen bekommen und Sie bezahlen dafür.«
» Hier wären Sie sicherer«, wandte sie ein. » Es wird immerhin nach Ihnen gesucht.«
» Es suchen ständig Leute nach mir. Das ist Berufsrisiko.«
» Na gut, von mir aus. Ich werde Ihnen ein paar Leute mitgeben. Und was noch?«
» Julianne Morgan. Die Frau, die Sie im Keller eingeschlossen haben. Ich nehme sie mit.«
» Sie wollen die Frau mitnehmen?«, fragte sie und warf dem großen Mann einen Blick zu. » Warum?«
» Sie ist nur aus Versehen in diese Angelegenheit verwickelt worden und hat keine Ahnung, was los ist. Sie stellt für Sie keine Bedrohung dar. Wenn Varley oder Ihr Mann es nicht schaffen, dann ist das Pech. Sie kannten das Risiko und haben ihre Wahl getroffen. Sie nicht.«
» Was haben Sie denn mit ihr vor?«
» Ich bringe sie in die Stadt. Sie bleibt die Nacht über im Hotel, und dann setze ich sie morgen früh ab. Ich will schließlich nicht, dass
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