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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Zumindest bei der Geheimdienstarbeit. Sie nehmen einem den Führerschein weg, und dann muss man ihn sich wieder verdienen. Das klingt im Prinzip nicht schlecht, denn man weiß, dass es nicht mehr darum gehen wird, einen Nissan Micra ordentlich einzuparken. Man bekommt modifizierte Fahrzeuge, geht auf private Rennstrecken und macht sich mit den Feinheiten der Defensivmanöver vertraut.
    Es gibt nur einen Haken an der Sache. Sie bestehen darauf, dass man die Autos versteht, bevor man sie fährt.
    Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als man uns zwei Reihen mit zwanzig verschiedenen Fahrzeugmodellen in einem alten Flugzeughangar präsentierte. Bei der einen Hälfte handelte es sich um normale Zivilfahrzeuge, die anderen stammten aus der Fahrbereitschaft der Navy. Uns war klar, dass die Autos der Navy umgebaut worden waren. Sie hatten spezielle Motoren, Bremsen, Federungen, eine andere Elektronik, alles Mögliche. Dabei hatte man diese Modifikationen so subtil vorgenommen, dass man die veränderten Fahrzeuge von außen unmöglich von den normalen unterscheiden konnte.
    Es war lästig, so viel über die Mechanik lernen zu müssen, bevor man hinters Lenkrad durfte. Und dabei hatte ich mir zu diesem Zeitpunkt schon eingebildet, ich wüsste einiges über Autos. Im Laufe der Jahre habe ich eingesehen, dass es mit Menschen dasselbe ist. Wenn man auf irgendeinem Gebiet Fachleute und Amateure vergleicht, kommt man immer zum gleichen Schluss.
    Oberflächlich gesehen sind sie sich vielleicht ähnlich.
    Aber darunter stecken zwei völlig unterschiedliche Lebewesen.
    Lesley beobachtete mich. Nur ihre linke Hand bewegte sich und schien wie von selbst über den Tisch auf das graue Päckchen zuzukriechen. Ihre Fingerspitzen berührten es, hielten inne und legten sich darüber. Dann begann sie, das weiche Wildleder zu streicheln wie ein bösartiges Seeungeheuer, das mit seiner Beute spielt.
    Ihre Finger hörten erst auf zu kreisen, als sich die Tür öffnete und ein Mann mit zögernden Schritten den Raum betrat. Er war Mitte zwanzig, relativ groß – etwas über eins achtzig – und trug gut geschnittene Jeans, die seine schmalen Hüften und breiten Schultern unter dem schlichten schwarzen T-Shirt betonten. Sein kurzes blondes Haar war ein wenig strubbelig, so als ließe er gerade einen Bürstenhaarschnitt auswachsen, und er hatte sich ein paar Tage lang nicht rasiert. Nur sein Gesicht passte nicht ganz zu seiner Erscheinung, es war ein wenig zu spitz, und seine dunklen Knopfaugen standen zu dicht beieinander, was ihm das Aussehen eines Nagetiers gab.
    Als Nächster kam der Große herein. Diesmal trat er nicht zum Tisch, sondern blieb an der Tür stehen wie eine Wache. Als Letzter erschien George – der ältere Mann, der Julianne im Esszimmer erwischt hatte – und stellte sich neben mich an die Wand. Er sah nach unten und beschäftigte sich mit einer kleinen Videokamera, deren Riemen er fest um das rechte Handgelenk geschlungen hatte.
    » David, das ist Cyril«, stellte Lesley den Neuen mit einem Kopfnicken vor. » Eigentlich heißt er nicht Cyril, aber wir nennen ihn so, weil er wie ein Eichhörnchen aussieht. Es passt zu ihm. Cyril the Squirrel. Solche Reime mögt ihr Briten doch, oder?«
    » Nicht sonderlich«, erwiderte ich.
    » Erkennen Sie ihn?«
    » Nein.«
    » Aber er erkennt Sie, nicht wahr, Cyril? Er musste ziemlich genau hinsehen, bevor er den Notruf wählte. Ein Wunder, dass Sie ihn nicht gesehen haben.«
    » Als ich ankam, hatte er sich versteckt«, erklärte ich. » Wie es scheint, auf einem Kinderspielplatz. Nicht der Ort, an dem ich normalerweise viel Zeit verbringe.«
    » Stimmt das, Cyril?«
    Er antwortete nicht.
    » Cyril, David und ich haben uns gerade über deine gestrige Leistung unterhalten«, erklärte sie. » Wir waren nicht gerade beeindruckt.«
    » Lesley, ich …«, begann er.
    » Still! Mach es nicht noch schlimmer!«, befahl Lesley und wandte sich dann an mich. » Cyril hat gestern Abend einen Fehler gemacht. Er arbeitet noch nicht lange für mich, aber ein Fehler ist ein Fehler. Ich kann nicht zulassen, dass meine Leute Fehler machen. Und er hat einen großen Fehler gemacht. Also wird er jetzt etwas Nützliches tun.«
    » Tee kochen?«, schlug ich vor.
    » Später vielleicht. Zuvor aber wird er Ihnen zeigen, was mit Leuten geschieht, die mich enttäuschen.«
    Lesley drehte das graue Päckchen um, und ich sah, dass die Spange an der Silberkette die Form zweier Masken hatte, die üblicherweise das

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