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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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Gewicht zum Werfen. Wie sehr wollte ich diese Frau retten? Es war unwahrscheinlich, dass ich den Kerl am ersten Schuss hindern konnte, am zweiten jedoch mit Sicherheit.
    Auf der hölzernen Treppe hörte ich das Geräusch schwerer Schritte. Jemand kam herunter. Im Flur hielten die Schritte inne, und dann erschien jemand im Türbogen. Er war riesig, mindestens zwei Meter groß, und musste den kahlrasierten Kopf einziehen, als er eintrat. Er trug einen eleganten blauen Anzug mit weißem Hemd und gestreifter Krawatte. Ohne die Haare konnte man es schlecht sagen, aber ich schätzte ihn auf Ende dreißig. Abgesehen von der enormen Größe sah er aus wie ein Geschäftsmann, der gerade eine Pause im Meeting nutzt, um sich einen Kaffee zu holen.
    » Was ist los, George?«, fragte er. » Wo sind Jason und Spencer?«
    » Keine Ahnung«, erwiderte der ältere Mann. » Ich habe das Miststück herumschleichen sehen und ihn dabei erwischt, wie er hier mit den Sachen herumspielt. Die beiden Hübschen habe ich nicht gesehen.«
    » Wo sind Jason und Spencer?«, wollte der Große von mir wissen.
    » Wer?«
    » Die beiden, die ich geschickt habe, um Sie zu holen.«
    » Ach die. Die sind unten.«
    » Tot?«, fragte er mit einem Blick auf das Messer.
    » Nein, die ruhen sich nur etwas aus.«
    » George, bringen Sie die Frau wieder hinunter. Schließen Sie sie ein, und sehen Sie nach, was die beiden Deppen da unten treiben.«
    Er trat beiseite und machte George und Julianne Platz. Sie sah mich im Vorbeigehen mit großen Augen angstvoll an, als wollte sie mich um Hilfe bitten.
    » Wir beide sollten nach oben gehen«, erklärte der Große. » Wir müssen uns unterhalten.«
    Ich rührte mich nicht, das Messer immer noch in der Hand.
    » Wollen Sie das benutzen? Na los, ich bin unbewaffnet.« Er streckte die Arme zur Seite aus, als wollte er mich auffordern, ihn zu durchsuchen.
    Ich blieb immer noch stehen.
    » Kommen Sie«, forderte er mich auf. » Lassen Sie uns gehen. Mein Boss ist oben.«
    Ich gab keine Antwort.
    » Kommen Sie«, wiederholte er. » Mein Boss wartet. Und das ist nicht gut.«
    » Ihr Boss?«
    » Genau. Er will mit Ihnen reden.«
    » Was glauben Sie, wie alt ich bin?«
    » Wie bitte?«
    » Glauben Sie, ich bin von gestern? Sie greifen mich auf der Straße auf und sperren mich in einen Käfig wie einen Hund, nur weil Ihr Boss mit mir reden will?«
    » Okay, ich will Ihnen nichts vormachen. Die Sache mit dem Käfig – das war ein Fehler. Aber es ging alles so furchtbar schnell – Reporter, die herumschnüffeln, überall FBI und Sie plötzlich in Freiheit –, da haben wir ein paar Fehler gemacht.«
    » Ein paar?«
    » Das wissen wir jetzt selber. Wir hätten Ihnen mehr Respekt entgegenbringen müssen, aber wir mussten Sie von der Straße holen.«
    » Warum?«
    » Damit Sie nicht anderen in die Hände fallen. Wir haben ein paar Gerüchte gehört und brauchten etwas Zeit, um sie zu überprüfen.«
    » Gerüchte? Über mich?«
    » Legen Sie doch das Messer weg. Kommen Sie nach oben, und hören Sie sich an, was wir zu sagen haben. Das wird Sie überzeugen. Und worüber machen Sie sich eigentlich Gedanken? Wenn wir Sie hätten umbringen wollen, dann lägen Sie schon im Leichenschauhaus.«
    » So treffe ich niemanden«, verkündete ich und hielt die Hände hoch.
    Der Große kam zu mir herüber, nahm vorsichtig das Messer am Griff und wartete, bis ich die Finger auseinandergebogen hatte, damit er den Strick durchschneiden konnte. Als er zu Boden fiel, kam ein dünner roter Streifen um meine Handgelenke zum Vorschein.
    » Jetzt zufrieden?«, fragte er. » Dann kommen Sie.«
    Er steckte das Messer wieder in den Block, nahm den Colt des Fahrers von der Arbeitsfläche, wandte sich um und ging voran. Als wir den Flur durchquerten, steckte er die Waffe in die Jackentasche, wo sie gegen etwas Metallisches klirrte.
    So aufrichtig der Typ auch wirken mochte, ich bezweifelte, dass es seine Schlüssel waren.

12
    In Rossers Auflistung hatten einige meiner früheren Einsätze gefehlt.
    Ein paar davon hatten in den Vereinigten Staaten stattgefunden. Einer in Kalifornien. Ich war geschickt worden, um eine Mobilfunkgesellschaft zu unterwandern, bei der wir vermuteten, dass ein paar Angestellte Abschriften sensibler SMS-Nachrichten verkauften. Es war ein geschickt getarnter Plan gewesen, und wir hatten drei Monate gebraucht, um ihn aufzudecken. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, so lange in ein und demselben Büro zu arbeiten, aber am Ende war

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