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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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ich sogar ein wenig traurig, als ich gehen musste. Allerdings nicht wegen der Leute, denn die meisten waren Gauner, sondern eher wegen der Art und Weise, wie für einen gesorgt wurde. Es gab die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, Konzertkarten, Rabatte beim Einzelhändler. In der Navy kriegt man nicht mal einen Parkplatz.
    Auch der Newsletter der Gesellschaft war seltsam. Da erzählten sich die verschiedenen Abteilungen gegenseitig, was sie gerade taten. Ein merkwürdiges Konzept. Es war ein richtig professionell gemachtes Magazin – Hochglanzpapier, viele Fotos –, aber aus Mangel an echten Neuigkeiten bestand es größtenteils aus Anzeigen und Scheinartikeln. Eine Reihe davon wurde von einem Psychiater geschrieben. Jeden Monat bekam er das Bild vom Büro eines Geschäftsführers, und er erstellte eine Analyse anhand der Art, wie der Arbeitsplatz eingerichtet war. Dabei erfuhren wir, dass die überall auf dem Schreibtisch des Personalchefs herumfliegenden Papiere ein Zeichen für wirklichen Einsatz waren. Im nächsten Monat stellten wir fest, dass die Anordnung der Schreibblöcke auf dem Tisch des Vizepräsidenten von einem umfassenden Verständnis für Technik zeugte. Das hat mich natürlich völlig überzeugt.
    Diesem Psychologen hätte der riesige Raum am Ende der Treppe, in den mich der Große brachte, sicherlich gefallen. Er hatte einen weiß gebeizten Holzfußboden, schlichte weiße Wände und eine weiße Decke, die zu einer Seite schräg abfiel. Am anderen Ende befand sich ein großes Fenster, und in die linke Wand war ein Schrank mit Doppeltüren eingebaut. An der anderen Wand verlief ein L-förmiger Schreibtisch, der halb in den Raum ragte. Dahinter stand ein einzelner Bürostuhl aus Chrom und schwarzem Leder. Auf dem Schreibtisch lagen kein Papier, keine Briefe oder Stifte, sondern lediglich ein kleiner weißer Laptop. Er war zugeklappt, und nichts deutete darauf hin, dass er mit irgendetwas verbunden war. Außerdem gab es keinen Drucker, keinen Router, kein Fax und kein Telefon.
    Zwischen Schreibtisch und Tür stand eine Art Konferenztisch aus hellem Holz mit abgerundeten Ecken und schrägen Kanten. Die Tischfläche war so blank poliert, dass sie glänzte wie Glas, und ich konnte darauf keinen einzigen Kratzer entdecken. An jedem Ende befand sich eine zwanzig mal dreißig Zentimeter große Klappe, hinter der sich wahrscheinlich Steckdosenanschlüsse verbargen. Auf jeder Seite standen drei exakt ausgerichtete Chrom-Lederstühle und zwei weitere an den Kopfenden.
    Auf dem Tisch stand ein Projektor, dessen Kabel fein säuberlich aufgerollt danebenlag und der auf eine Leinwand neben der Tür gerichtet war. Die anderen Wände waren kahl bis auf einen Druck von Magrittes Ceci n’est pas une pipe über dem Schreibtisch. Das Original hängt im L. A. County Museum. Ich hatte es zufällig gesehen, als ich bei dieser Mobilfunksache ein paar Verdächtige verfolgte. Damals hatte es mir gefallen, und ich fand es seltsam, hier eine Kopie davon zu finden.
    » Setzen Sie sich, es dauert nicht lange«, meinte der Große.
    Ich wählte den Platz in der Mitte der gegenüberliegenden Seite, während er sich auf den der Tür am nächsten stehenden Stuhl setzte. Weiter hinten im Flur schlug eine Tür, und Schritte näherten sich. Eine Person, der Gang leicht, aber selbstbewusst, schnell, ohne sich zu beeilen. Die Schritte hielten inne, und dann betrat eine Frau den Raum. Schon beim Eintreten wurde klar, dass wir es waren, die in ihren Bereich eindrangen, nicht umgekehrt.
    Sie hatte rote Haare, feuerrot, nicht orange. Die langen Haare betonten ihren langen, schlanken Hals und das zierliche Kinn. Sie hatte makellose, weiße Haut, und der weinrote Lippenstift brachte ihre grünen Augen zum Funkeln. Ihre Kleidung – Jacke, westenartiges Oberteil, Hose und Pumps – war schwarz und wirkte teuer. Zuerst hielt ich sie für etwa fünfunddreißig, doch als sie näher kam und sich mir gegenübersetzte, erkannte ich, dass sie mindestens zehn Jahre älter sein musste.
    Sie sah mich volle fünfzehn Sekunden lang unverwandt an. Unter dem Pony hervor glühten mich ihre Augen an wie die einer Katze, und sie hatte die gelassene Ausstrahlung einer Person, die weiß, dass sie sich und alles um sich herum unter Kontrolle hat.
    » Sie kommen nicht von hier, daher wissen Sie wahrscheinlich nicht, wer wir sind«, begann sie.
    Ich antwortete nicht.
    » Wir werden also mit ein paar Grundregeln anfangen«, erklärte sie. » Wir sind nicht wie die

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