David Trevellyan 01 - Ohne Reue
draufgehen. So ist er nun mal.«
» Da kann man nicht sicher sein. Das FBI ist schließlich nicht blöd.«
» Es wäre trotzdem zu spät. Rosser und Breuer hätten gesehen, wie er den Abzug drückt. Es stände Ihr Wort gegen das eines Polizistenmörders. Außerdem würde er nie einen Gerichtssaal von innen sehen. Glauben Sie mir, keiner meiner Leute hat das je getan.«
» Warum das Risiko? Warum geben Sie mir nicht einfach den richtigen Kerl mit?«
» Betrachten Sie es als Anreiz, damit Sie Ihren Teil der Abmachung einhalten. Außerdem wird der Richtige eine Weile nicht arbeiten können. Er braucht eine Nachschulung.«
» Wo ist er?«
» Unten. Möchten Sie ihn kennenlernen?«
» Ist er derjenige, der den Notruf gewählt und meine Beschreibung durchgegeben hat?«
» Genau der. Es war allerdings seine Idee, Sie dranzukriegen. Normalerweise legen wir keine Passanten herein. Ist zu riskant. Für gewöhnlich lassen wir die Leiche einfach liegen, wo das NYPD über sie stolpern muss. Solange das Opfer ungewaschen ist, raubt es ihnen nicht den Schlaf.«
» Ja, den Kerl würde ich gerne treffen. Wenn möglich, allein.«
» Das geht nicht«, widersprach sie und ging wieder zum Schreibtisch. » Aber keine Sorge, was ich für ihn habe, wird Ihnen gefallen.«
Als Lesley eine Schublade aufzog, vibrierte das Telefon, das sie mir gegeben hatte, in meiner Tasche. Es war Tanya.
» Erledigt«, erklärte sie. » Wir sind um neun Uhr morgen früh am Heli-Landeplatz und erwarten deinen Anruf. Die drei Männer, die du verlangt hast, und ich.«
» Ausgezeichnet«, sagte ich. » Vielen Dank. Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?«
» Frag mich nicht. Du schuldest mir etwas. Jede Menge sogar.«
» Wenn das hier vorbei ist, lade ich dich zum Essen ein.«
» Mindestens dreimal. Vergiss nicht diesen Stunt mit Lavine. Und eines schuldest du mir noch aus Madrid.«
Noch bevor ich auflegte, kam Lesley wieder hinter dem Schreibtisch hervor.
» Wir sind im Geschäft«, verkündete ich.
» Habe ich gehört.«
Sie hielt ein zylinderförmiges, circa zehn mal zwanzig Zentimeter langes Paket aus grauem Wildleder, zusammengebunden mit einer feinen Silberkette, in der Hand. Ich hörte, wie der Große auf seinem Stuhl herumrutschte und seinen Blick auf das Paket heftete, das Lesley vorsichtig vor sich auf den Tisch legte.
» Eines sollten Sie immer beachten«, gab Lesley zu bedenken. » Wir besitzen Leute. Leute, die uns Dinge erzählen. Ihren Namen, wo Sie wohnen.«
» Das erwähnten Sie bereits«, sagte ich.
» Es geht noch weiter. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben. Louis Breuer hat heute Nachmittag eine geheime E-Mail aus London bekommen. Einer unserer Männer bekam sie schon vorher. Wir haben sie noch vor Breuer oder Rosser oder Varley gelesen. Wir wissen über Sie Bescheid. Was Sie tun. Über all Ihre Reisen in der ganzen Welt. Kein schlechtes Leben für einen Seemann, würde ich sagen.«
» Und was soll das heißen?«
» Eins muss Ihnen klar sein, sollte morgen etwas schiefgehen – zufällig oder nicht –, werden wir es wissen, noch bevor Sie das Gebäude verlassen haben.«
» Sicher haben Sie recht.«
» Das habe ich. Wie heute Nachmittag. Sie haben das FBI überlistet und sind ihnen entkommen. Aber mir nicht, denn ich halte die Ohren offen. Immer. Ich habe gehört, was Sie getan haben, und hatte zwei Wagen draußen vor der Tür stehen, noch bevor Sie wussten, wo die Tür ist.«
Ich erlaubte mir ein kleines Lächeln. Sie hatte immer noch nicht erkannt, was für einen Gefallen sie mir damit getan hatte.
» Okay«, sagte ich. » Wenn morgen etwas schiefgeht, dann liegt das mit Sicherheit nicht an mir.«
» Gut«, meinte sie, » denn es gibt Strafen für Leute, die mich enttäuschen.«
» Welche zum Beispiel? Dürfen sie keine Penner mehr erschießen?«
» Ja, so etwas in der Art. Ich wollte Ihnen davon erzählen, aber ich habe mir gedacht, ich könnte es Ihnen auch gleich zeigen.«
Lesley nickte dem Großen zu. Er blickte ausdruckslos, fast missmutig drein. Einen Augenblick zögerte er, dann stand er auf und verließ das Zimmer. Man hörte seine großen Füße den Gang entlang und die Treppe hinunterpoltern.
» Passen Sie gut auf, was jetzt passiert«, mahnte Lesley. » Und dann sagen Sie mir, ob Ihnen Ihre schlauen Sprüche vergangen sind.«
13
Meinen Führerschein habe ich mit siebzehn gemacht. Fahren gelernt habe ich mit zweiundzwanzig.
Das ist eine der ersten Maßnahmen der Navy nach der Rekrutierung.
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