David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Stahlkappen sehen konnte. Sein Kopf war völlig kahlrasiert, das Gesicht platt, abgesehen von der Nase, die ein wenig krumm war, wohl zu oft gebrochen. Doch das Auffälligste an ihm war das Tattoo auf seinem Hals. Es zeigte eine Reihe von Hakenkreuzen. Sie waren rot mit schwarzem Rand und so ineinander geschlungen, dass sie wie eine Kette um seinen Hals lagen.
Jackman öffnete die Tür, und die beiden Beamten stießen den Nazi zu mir herein. Obwohl sie sich dabei viel Mühe gaben, blieb er nach nur einem Schritt stehen. Jackman folgte ihm, versuchte aber nicht, ihn weiterzustoßen. Die Polizisten blieben in der Nähe und zogen ihre Schlagstöcke. Sie wirkten angespannt und ließen den Dicken nicht aus den Augen. Bei einem von ihnen waren die Handknöchel aufgeschürft, der andere hatte rote Flecken auf der Stirn und einen fast drei Zentimeter langen Schnitt über dem linken Auge. Vielleicht hatten sie Angst, dass der Nazi wieder loslegte. Vielleicht hofften sie auch, dass er es tun würde.
Vorsichtig begann Jackman, dem Nazi die Handschellen abzunehmen. Sie waren auf maximale Weite eingestellt, damit sie um seine fetten Handgelenke passten. Diesmal war keine Rede von » Sieh die Wand an«, aber der Nazi legte trotzdem unaufgefordert die Hände auf den Kopf. Wahrscheinlich kannte er das Ritual schon und war nicht so dumm, den Beamten hinter ihm Gelegenheit zu geben, ihn mit ihren Schlagstöcken zu bearbeiten.
Er blieb vollkommen still stehen, bis die Polizisten hinter sich abgeschlossen und sich in den Vorraum zurückgezogen hatten. Dann blickte er prüfend über seine Schulter, ob ich auch hinsah, und streckte die Hände über den Kopf. Der Geruch nach kaltem Schweiß verstärkte sich. Mit immer noch ausgestreckten Armen nahm er die Finger auseinander und zeigte mir, dass er den Beamten die ganze Zeit den Mittelfinger gezeigt hatte. Halb wandte er sich zu mir um, und auf seinen feisten Wangen breitete sich ein breites Grinsen aus. Er begann zu kichern und brach dann in schallendes Gelächter aus.
Ich versuchte, so unbeteiligt wie möglich auszusehen, und blickte zur Seite, behielt ihn jedoch aus den Augenwinkeln im Auge. Langsam ebbte sein Gelächter ab, und ein verlegenes, schmollendes Stirnrunzeln breitete sich aus. Dann wandte er sich langsam und bestimmt zu mir herum.
» Wer zum Teufel bist du?«, fragte er, als ob er mich das erste Mal sähe.
» Keiner, wegen dem du dir Sorgen machen müsstest«, erwiderte ich.
» Was zum Teufel machst du in meiner Zelle?«
» … aber das kann sich ändern.«
» Was zum Teufel machst du auf meiner Liege?«
» Oh, das ist deine Liege?«
» Ja. Und ich will da sitzen, Arschloch.«
» Setz dich auf die andere.«
» Nein.«
» Dann bleib eben stehen.«
» Ich will auf meiner Liege sitzen. Sofort!«
» Warum ist das deine Liege?«
» Weil ich es sage.«
» Sie gehört dir?«
» Ja.«
» Dein Eigentum?«
» Genau.«
» Und wie kommt das? Hast du sie gekauft?«
» Was?«
» Hat die Polizei sie dir verkauft?«
» Hä?«
» Hat deine Mami deinen Namen draufgeschrieben, damit du sie auf dem Spielplatz nicht verlierst?«
» Was zum Teufel?«
» Oder haben die Wachen sie nach dir benannt? Die Schwachsinniger-Nazi-Gedächtnis-Liege zu Ehren deines Gehirns. Vorausgesetzt, du hattest je eines.«
Er brauchte einen Moment, bevor er antwortete, und ich bemerkte, dass er seine riesigen Hände zu Fäusten ballte.
» Letzte Chance«, erklärte er betont langsam. » Runter von der Liege. Sofort!«
» Wie heißt du?«, fragte ich.
» Was?«
» Einfache Frage. Wie heißt du?«
» Derek. Warum?«
» Nun, Derek, lass mich dir eine letzte Frage stellen. Nein ist ein kurzes Wort. Welchen Teil davon hast du nicht verstanden?«
Etwa zehn Sekunden lang beugte er sich über mich und verzog schmerzlich das Gesicht, als wäre ich ein zurückgebliebener Bekannter, der ihm auf die Nerven ging. Dann zuckte er die Achseln, seufzte und tat so, als ob er weggehen wollte. Doch anstatt Abstand zwischen sich und mich zu bringen, schwang er sofort wieder zu mir herum und nutzte den Schwung, um mit der Rechten einen kräftigen Schlag in Richtung meines Gesichts zu führen. Er war sehr kräftig. Schließlich hatte er sein ganzes Gewicht hineingelegt. Hätte er getroffen, hätte ich ein ernstes Problem bekommen. Aber Geschick war nicht seine Sache. Ich hatte ihn beobachtet, den Schlag kommen sehen und war ihm im letzten Moment ausgewichen. Ich musste den Kopf nur fünfzehn Zentimeter zur
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