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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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hassen, Tanya«, versicherte ich ihr und nahm ihre Hand. » Sag es einfach, was immer es ist.«
    Tanya entzog mir ihre Hand, schloss kurz die Augen und begann leicht zu schwanken wie in Trance.
    » Na gut«, meinte sie schließlich. » Hast du eigentlich je gehört, was nach Marokko passiert ist? Von offizieller Seite?«
    » Nein, es gab nie einen richtigen Bericht.«
    » Doch, den gab es. Ich habe nur dafür gesorgt, dass du ihn nie zu Gesicht bekommst.«
    » Du? Warum?«
    » Der Hinterhalt, bei dem Dog getötet wurde … ich wusste davon. Nun, ich wusste es nicht genau, aber ich hatte einen Tipp bekommen.«
    » Wann? Und von wem?«
    » Am Tag vorher, von einem lokalen Informanten. Irgendjemand wusste davon. Ich wusste nicht, ob der Informant zuverlässig war, deshalb wollte ich seine Geschichte erst überprüfen, bevor ich sie weiterleitete.«
    » Und sie erwies sich als wahr?«
    » Sie schien ziemlich glaubhaft. Aber ich kam zu spät. Es hat zu lange gedauert. Als die Bombe unter eurem Truck hochging, habe ich am Telefon gehangen und versucht, dich zu erreichen.«
    » Du hast dich also vergewissert, dass die Bedrohung ernst war, und dann Alarm ausgelöst?«
    » Ja, aber …«
    » Und der Bericht – hat er dein Verhalten kritisiert?«
    » Nein.«
    » Hat man dir ein Disziplinarverfahren angehängt?«
    » Nein.«
    » Bist du degradiert worden?«
    » Nein, aber darum geht es auch nicht. Der Bericht beurteilte, was ich getan habe, nicht, was ich hätte tun können. Und im Nachhinein betrachtet hätte ich schneller sein können. Hätte ich dich fünf Minuten früher erreicht …«
    » Das ist doch lächerlich, Tanya. Du hast das Richtige getan. Dog hätte das auch gesagt. Lass die Sache auf sich beruhen.«
    Sie antwortete nicht.
    » Und selbst wenn du unrecht hättest, was geschehen ist, ist geschehen«, sagte ich. » Das Leben geht weiter.«
    » Nicht für Dog«, bemerkte sie.
    » Was denkst du jetzt? Dass du diese Sache irgendwie ausgleichen kannst, indem du James Mansell warnst?«
    Wieder gab sie keine Antwort.
    » Was glaubst du denn, was passieren wird?«, wollte ich wissen. » Dass Dog wieder zum Leben erwacht?«
    Sie schwieg weiter.
    » Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, Tanya«, sagte ich, » egal wie sehr du es auch versuchst. Es tut mir leid. Du wirst einen anderen Weg finden, um damit fertig zu werden.«
    Neben uns hupte ein Auto. Ich sah mich um und bemerkte, dass Weston sein Fenster heruntergelassen hatte.
    » He«, mahnte er, » beeilen Sie sich. Wir müssen los. Varley hat angerufen und will, dass wir ins Büro zurückkommen.«
    Tanya wandte sich zum Gehen, und als sie mich im Vorbeigehen streifte, bemerkte ich eine Träne in ihrem rechten Augenwinkel. Ich musste daran denken, wie ich in Rabat aufgewacht war und sie an meinem Bett hatte stehen sehen. Vielleicht war sie an diesem Tag aus Schuldbewusstsein nach Marokko gekommen, aber sie war für mich da gewesen. Und dass sie sich selbst die Schuld an dem Vorfall gab, war vielleicht nicht logisch, aber in gewisser Weise konnte ich sie verstehen. Letztendlich kann man gegen seine Gefühle nicht ankämpfen. Man musste die Tatsachen anerkennen, sich ihnen stellen und weitermachen. Doch manchmal brauchen Menschen dabei Hilfe. Besonders in unserem Geschäft. Die Frage ist nur, ob sie den Zeitaufwand wert sind.
    Ich ließ mich auf den Rücksitz gleiten, gerade als Tanya die Tür zuschlagen wollte.
    » Ich habe meine Meinung geändert«, erklärte ich und legte meine Hand über ihre Finger. » Zu viel Papierkrieg in London. Rossers Beschwerde wird ihnen bestimmt noch in den Ohren klingen. Die Wogen sollen sich erst mal ein bisschen glätten. Eine Woche sollte dafür ausreichen.«
    Mitchell Varley saß wieder auf seinem Thron und hielt am Konferenztisch Hof. Tanya und ich saßen auf den gleichen Plätzen wie beim letzten Meeting. Weston und Lavine saßen uns gegenüber. Aber das waren auch schon alle. Sonst war niemand da, der Varleys Fragen begierig aufsaugen konnte. Und was noch schlimmer war, niemand, der Kaffee holen konnte.
    » Nun gut, Gentlemen«, begann Varley. » Die Dinge entwickeln sich. Gestern konnten wir Lesley aus unserem Eisenbahnfall streichen. Was schade ist, da wir sie in Haft haben. Heute sind uns neue Fakten zur Kenntnis gebracht worden. Erschreckende Fakten. Anscheinend geht es hier nicht um einen einsamen Serienkiller und nicht einmal um einen Auftragsmörder. Die Opfer waren nicht, wie wir angenommen hatten, zufällig ausgewählt

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