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David und Goliath

David und Goliath

Titel: David und Goliath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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Untersuchungen mit niederländischen Schulkindern durchgeführt. 24 Er ermittelte für jedes Kind, wie viele seiner Klassenkameraden sich mehr oder weniger auf demselben Niveau befanden, und stellte dabei fest, dass es einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen der Zahl dieser gleich leistungsstarken Kinder und der schulischen Leistung gab, vor allem bei Kindern am unteren Ende der Skala. 25 Das heißt, vor allem schlechte Schüler sind darauf angewiesen, dass andere Kinder mehr oder weniger dieselben Fragen stellen, sich mit denselben Schwierigkeiten herumschlagen und dieselben Sorgen haben, um sich nicht ausgeschlossen und dumm fühlen zu müssen.
    Und genau hier liegt nach Ansicht von Levin das Problem sehr kleiner Klassen. Wenn die Klassen zu klein werden, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Kinder von einer kritischen Masse von Kindern mit denselben Bedürfnissen umgeben sind. Wird die Reduzierung der Klassenstärken zu weit getrieben, kann es passieren, »dass den schlechten Schülern die Klassenkameraden abhandenkommen, von denen sie lernen könnten«.
    Verstehen Sie jetzt, warum Teresa DeBrito sich Sorgen um die Mittelschule von Shepaug Valley machte? In der Mittelschule befinden sich die Kinder in einem Alter, in dem sie den schwierigen Schritt vom Kind zum Jugendlichen machten. Sie sind unsicher, gehemmt und wollen auf keinen Fall aus der Masse hervorstechen. Diese Kinder zu einer Form des Mitmachens zu bewegen, die über eine bloße Frage-und-Antwort-Runde mit der Lehrkraft hinausgeht, »kann sein wie Zähneziehen«, meint DeBrito. Sie wünscht sich viele interessante und unterschiedliche Stimmen im Unterricht, und die Begeisterung, die entsteht, wenn eine kritische Masse von Kindern sich mit derselben Frage auseinandersetzt. Aber wie schafft man das in einem halb leeren Klassenzimmer? »Je mehr Schüler, umso vielfältiger die Diskussionen«, so DeBrito. »Wenn die Gruppe zu klein wird, dann bekommen Kinder in diesem Alter den Mund nicht auf.« Sie spricht es zwar nicht aus, doch man kann sie fast denken hören, dass sie nicht allzu traurig wäre, wenn auf die idyllische Wiese neben ihrer Schule ein riesiger Anbau gesetzt werden müsste.
    »Ich habe an der Mittelschule von Meriden als Mathematiklehrerin angefangen«, erzählt DeBrito. In Meriden, das ebenfalls in Connecticut liegt, überwiegen Angehörige der Unter- und Mittelschicht. »In meiner größten Klasse hatte ich 29   Kinder.« Sie berichtet, wie schwer es war, so viele Kinder kennenzulernen und auf sie einzugehen. »Sie brauchen Augen im Hinterkopf. Sie müssen hören, was anderswo los ist, während sie mit einer Kleingruppe arbeiten. Bei so vielen Schülern müssen Sie absolut präsent sein, wenn Sie mitbekommen wollen, dass sich die Kinder in der hintersten Ecke über alles Mögliche unterhalten, nur nicht über die Aufgaben, die sie gerade machen sollen.«
    Aber dann gesteht sie: Es war eine ihrer Lieblingsklassen. Für eine Lehrerin, die 12- und 13-jährigen Kindern Mathematik beibringen soll, besteht die größte Herausforderung darin, den Stoff spannend zu machen – und bei 29   Kindern war definitiv für Spannung gesorgt. »Es gab so viele Klassenkameraden, mit denen sie sich austauschen konnten. Sie mussten nicht immer mit derselben Gruppe zusammenarbeiten. Es gab mehr Möglichkeiten, unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Und das ist genau das Thema: Was kann man tun, um den Unterricht aufzulockern und die Kinder einzubeziehen, damit sie nicht nur passiv dasitzen?«
    Würde sie sich wünschen, dass jede Klasse der Mittelschule von Shepaug Valley 29   Schüler hätte? Das vielleicht nicht. DeBrito ist klar, dass sie mit ihrem Wunsch aus der Reihe fällt und dass sich die meisten Lehrer kleinere Klassen wünschen. Sie möchte nur darauf hinweisen, dass wir in unserer Diskussion um Klassenstärken nur noch darüber reden, was an kleinen Klassen gut ist, und darüber vergessen haben, was an großen Klassen besser ist. Ist es nicht eine sonderbare Bildungsphilosophie, wenn wir die Mitschüler unserer Kinder nur noch als Konkurrenten um die Aufmerksamkeit der Lehrer begreifen und nicht als Verbündete im Abenteuer des Lernens? Wenn sie an dieses Jahr in Meriden zurückdenkt, bekommt DeBrito leuchtende Augen. »Ich mag den Lärm. Ich höre es gern, wenn Kinder miteinander lernen. Es hat Spaß gemacht.«
6
    Eine halbe Stunde von Shepaug Valley entfernt, in einer Ortschaft namens Lakeville, befindet sich eine Schule namens

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