Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

Titel: David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Vier-Millionen-Tonnen-Rumpf der Marianne im Todesschmerz erschauerte. Transferierte Energie hämmerte gegen die Zelle, während die Wut der Hexapuma ihr das stählerne Fleisch von den Knochen peitschte.
    Schreie ertönten, sowohl auf der Brücke als auch im ganzen Rumpf. Menschenschreie waren es, keine elektronischen, und sie waren − zumeist − sehr kurz. Lasercluster hatten, verglich man sie mit regulären Breitseitenwaffen, nur geringe Energie, aber aus den Löchern, die in den Rumpf gebrannt wurden, fauchte die Atemluft. Einiges davon stammte aus den Frachträumen, aber die meisten aus den druckfesten Abteilungen des Schiffes. Aus Impellerräumen, die von Laserkrallen dem All geöffnet wurden und Männer und Frauen in Overalls und Hemdsärmeln in das gnadenlose Vakuum spien. Aus Gängen binnenbords von anvisierten Laserclustern. Aus den Schlafsälen binnenbords der Breitseiten-Hauptsensoren.
    An Bord der Marianne lebten 57 Männer und Frauen, ehe die Hexapuma feuerte. Für ein Handelsschiff war diese Besatzung außergewöhnlich stark, doch andererseits brauchten sich die meisten Handelsschiffe nie Gedanken um Ladungen zu machen, die aus verzweifelten, zu allem bereiten Sklaven bestanden.
    Bis Zeno Egervarys Leiche aufs Deck gefallen war und sich nicht mehr bewegte, gab es an Bord des zerfetzten Frachterwracks noch vierzehn lebende Frauen und Männer.
    »Feuer einstellen!«, kreischte die von Entsetzen verzerrte Stimme aus dem Com. » Um Gottes willen, Feuer einstellen! Wir ergeben uns! Wir ergeben uns!«
    Aivars Terekhovs Gesicht sah aus, als bestehe es aus gehämmertem Eisen. Sein visuelles Display zeigte die rasch auseinandertreibenden Wrackteile von Ragnhild Pavletics Pinasse. Die Trümmer waren sehr, sehr klein.
    »Wer spricht?« Heliumschnee war wärmer als diese Stimme.
    »Hier spricht … hier spricht Duan Binyan«, keuchte die andere Stimme, zittrig und schrill vor Panik. »Ich bin … ich war der Kapitän, aber ich schwöre bei Gott, ich habe den Befehl nicht gegeben! Ich schwöre es!«
    »Ob Sie es befohlen haben oder nicht, Captain, verantwortlich sind Sie trotzdem«, erwiderte Terekhov mit tonlosem, schrecklichem Nachdruck. »Ich schicke eine zwote Pinasse aus. Sie wird einen vollen Zug Marines in Panzeranzügen befördern. Beim ersten Anzeichen von Widerstand machen die Leute von der Waffe Gebrauch. Haben Sie das verstanden, Captain ?«
    »Ja. Jawohl!«
    »Dann verstehen Sie auch Folgendes: Sie haben soeben Angehörige des Militärs des Sternenkönigreichs von Manticore ermordet. Insofern sind Sie mindestens der Piraterie schuldig, auf die die Todesstrafe steht. Ich rate Ihnen dringend, Captain, überlegen Sie sich in den nächsten Minuten einen guten Grund, weshalb ich in Erwägung ziehen sollte, Sie am Leben zu lassen.«
    Aivars Terekhov lächelte. Er war furchtbar anzusehen.
    »Denken Sie gut nach, Captain «, riet er fast sanft. »Denken Sie sehr gut nach.«

19
    Helen kniete an Deck und gab langsam und sorgfältig die Kombination in den Spind. Aikawa hatte Dienst − sie wusste, dass der Captain ihn bei sich behielt, weil er sich die Schuld gab . Wenn er den Frachter nicht identifiziert hätte, wäre nichts von alledem geschehen. Es war töricht, sich dafür zu verurteilen, aber Aikawa tat es, und der Skipper wusste es besser, als ihn allein sitzen und brüten zu lassen.
    Jemand aber musste tun, was nun zu tun war, und Helen fiel die Aufgabe zu.
    Mit zitternden Händen hob sie vorsichtig den Deckel und blinzelte heftig die Tränen fort, die ihr plötzlich in die Augen traten. Es nutzte nichts. Sie kamen zu heftig, zu schnell, und sie bedeckte den Mund mit den Händen und wiegte sich still weinend auf den Knien. Sie konnte es nicht tun. Es ging nicht. Aber sie musste. Es war das Letzte, was sie je wieder für ihre Freundin tun konnte … und sie brachte es nicht über sich.
    Sie hörte nicht, wie sich hinter ihr die Luke öffnete. Sie war zu tief in ihrer Trauer versunken. Sie spürte aber die Hand auf ihrer Schulter und sah rasch hoch.
    Paulo d’Arezzo blickte sie an, das hübsche Gesicht angespannt vor eigener Trauer. Helen sah ihm durch einen Tränenschleier in die grauen Augen, und er hockte sich neben ihr nieder.
    »Ich schaffe es nicht«, wisperte sie fast unhörbar. »Ich schaffe es einfach nicht, Paulo.«
    »Es tut mir leid«, sagte er leise, und endlich brach sich Helens Schluchzen die Bahn. Er ging ganz auf die Knie, und ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er die Arme um sie

Weitere Kostenlose Bücher