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David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma

Titel: David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gelegt und hielt sie fest. Sie wollte sich lösen − nicht so sehr aus der Umarmung, sondern aus der demütigenden Schwäche.
    Doch selbst das gelang ihr nicht. Die Arme hielten sie noch fester, hielten sie mit sanfter, unnachgiebiger Kraft, und Finger legten sich auf ihren Handrücken.
    »Sie war deine Freundin«, sagte Paulo ihr leise ins Ohr. »Sie hat dir viel bedeutet. Nur zu. Weine um sie … und danach helfe ich dir dabei.«
    Es war zu viel. Es brach ihre Selbstbeherrschung und damit ihren Widerstand, und sie drückte das Gesicht an seine Schulter und weinte um ihre Gefallenen.
     
    Mit einem Gesicht wie aus Panzerstahl kam Aivars Terekhov in den Brückenbesprechungsraum. Seine blauen Augen waren hart und kalt, und hinter diesem azurnen Eis schlummerte von Trauer befeuerter Zorn nur unruhig.
    Captain Tadislaw Kaczmarczyk folgte ihm in die Abteilung. Der Marine bog ab und setzte sich neben Guthrie Bagwell, doch Terekhov ging weiter zum Kopf des Tisches und nahm seinen Platz ein, dann ließ er den Blick über die Offiziere schweifen, die sich darum versammelt hatten.
    Abigail Hearns sah aus, als hätte sie geweint, doch hatte sie eine Ruhe an sich, eine Gelassenheit fast, die sie von allen anderen Anwesenden in der Abteilung abhob. Unter der Gelassenheit lag Stahl, der unnachgiebige, unbeugsame Stahl Graysons, aber auch Hinnahme. Keine Vergebung für die Menschen, die ihre Midshipwoman ermordet hatten, aber die Akzeptanz, dass man sich dem Schmerz des Verlustes preisgab, indem man Anteil nahm an anderen − indem man liebte − … und dass die Zurückweisung dieser Liebe gleichbedeutend war mit der Zurückweisung des Lebens.
    Naomi Kaplan zeigte keinerlei Hinnahme. Sie rauchte noch immer vor Zorn, ihre dunkelbraunen Augen glühten vor Hass. Im ganzen Universum gab es nicht genügend Rache, um Kaplans unbändige Wut zu lindern, doch es war noch nicht genügend Zeit vergangen, dass sie es merkte.
    Ansten FitzGerald, Guthrie Bagwell, Ginger Lewis, Tadislaw Kaczmarczyk und Amal Nagchaudhuri spiegelten in unterschiedlichem Maße Kaplans Gefühle wieder.
    Die Plötzlichkeit war es, dachte Terekhov. Die Dummheit. Alle diese Leute − alle, sogar oder besonders Abigail Hearns − waren im Gefecht gewesen. Hatten Menschen sterben sehen. Freunde verloren. Doch die unglaubliche, beiläufige Geschwindigkeit, mit dem eine junge Raumkadettin, die Besatzung von Hawk-Papa-Eins und fünfzehn Marineinfanteristen vor ihren Augen ausgelöscht worden waren … Das war etwas anderes. Und es war völlig sinnlos gewesen. Der Mann, der sie anscheinend aus Panik und aus Angst geborenem Hass ermordet hatte, war tot. Das Gleiche galt für den überwiegenden Teil seiner Schiffskameraden.
    Für nichts und wieder nichts, dachte er und erinnerte sich an Ragnhilds Gesicht, an die vielen Gelegenheiten, wo sie seine Pinasse gesteuert hatte. Er dachte daran, wie sie die Frustration über ihr jugendliches Aussehen zu verbergen versucht hatte, und an ihre Freude, wenn die Pinasse ihr Flügel verlieh. Er dachte an das unfasslich vielversprechende Leben, das ausgelöscht worden war, als hätte es nie existiert.
    Nein, sagte er sich, ärgerlich über die eigenen Gedanken. Nein, nicht so, als hätte Ragnhild nie existiert. Sie hat existiert. Deshalb tut es ja so weh.
    »Vorherschicken möchte ich Folgendes«, sprach er leise: »Es wird keine Selbstbeschuldigungen geben. Wenn jemand in diesem Schiff zur Last zu legen ist, was mit unseren Leuten in der Pinasse geschehen ist, so bin ich das. Ich habe sie in dem Wissen, dass das Schiff bewaffnet ist, dorthin geschickt.«
    Am Tisch rührten sich die Leute. Die meisten sahen weg. Doch Abigail Hearns sah ihm direkt in die Augen und schüttelte den Kopf. Sie sagte nichts, aber das war auch unnötig, und Terekhov sah sich gezwungen, ihrem Blick zu begegnen Und dann, zu seiner eigenen Überraschung, nickte er einmal und akzeptierte damit ihre sanfte Korrektur.
    »Skipper«, begann FitzGerald, »Sie hätten auf keinen Fall −«
    »Ich habe nicht gesagt, ich hätte auf der Grundlage der Informationen, die wir hatten, die falsche Entscheidung getroffen, Ansten«, unterbrach ihn Terekhov. »Wir sind Offiziere der Königin. Offiziere der Königin sterben bei der Erfüllung ihrer Pflicht. Und Offiziere der Königin schicken andere Menschen in den Tod. Jemand musste die Pinasse hinübersteuern, und wie ich damals bereits sagte, hätte nur ein Wahnsinniger versucht, sie zu stoppen. Er tat es.« Der Kommandant atmete

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