David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
Sache.
»Und zweitens«, sagte er ruhig, »ist President Tonkovics Position beim Verfassungskonvent offen gesagt nicht gerade hilfreich.«
Sukas ohnehin dunkler Teint nahm einen beunruhigenden Rotton an. Er zitterte vor unverhohlener Empörung, und Kanjer setzte sich kerzengerade auf, das Gesicht vor Wut verzerrt, doch Van Dort blickte ihn gelassen an.
»Herr Minister, ehe Sie etwas sagen, möchte ich Sie fragen, ob President Tonkovic Ihre Regierung unterrichtet hat, dass die Baronin Medusa sie über das unverrückbare Zeitlimit informiert habe, das für die Annahme einer Verfassung existiert? Dass in dem Fall, dass innerhalb der nächsten einhundertzweiundzwanzig Standardtage kein Verfassungsentwurf vorgelegt wird, das Sternenkönigreich von Manticore entweder das Anschlussangebot vollständig zurückziehen oder eine Liste einzeln benannter Sonnensysteme vorlegen wird, dessen Aufnahme in das Sternenkönigreich abzulehnen ist?«
Kanjer hatte den Mund öffnen wollen. Nun erstarrte er, riss die Augen auf und schoss einen Blick auf Rajkovic ab. Doch der Vizepräsident wirkte genauso erschüttert wie der Justizminister.
»Verzeihen Sie«, sagte Rajkovic schließlich. »Ich brauche hier absolute Klarheit. Teilen Sie uns dies als persönlicher Repräsentant der Baronin Medusa mit, dass sie President Tonkovic davon unterrichtet hat?«
»So ist es«, sagte Van Dort tonlos.
»Die Baronin hat President Tonkovic informiert, ehe sie Sie von Montana nach Split beorderte?«, hakte der Vizepräsident nach.
»Laut ihrer Depeschen an mich: ja.«
Die Kornatier tauschten Blicke, und Helen konnte sehen, wie sie rechneten. Wie sie begriffen, dass eine Nachricht Tonkovics diesen Inhalts Kornati schon vor drei Wochen hätte erreichen müssen. Dass ihr Staatsoberhaupt sie weder in ihrer Eigenschaft als Delegierte zum Konvent, noch als Regierungschefin, die verpflichtet war, das Parlament in diplomatischen Angelegenheiten auf dem Laufenden zu halten, über eine offizielle Mitteilung der Provisorischen Gouverneurin informiert hatte.
»Es ist weder meine Absicht noch die der Provisorischen Gouverneurin, Kornati eine Verfassungskrise zu bescheren«, sagte Van Dort leise, »aber mit dieser Angelegenheit müssen Sie sich befassen. Wie Sie es tun, bleibt Ihnen überlassen. Meine Pflicht war es jedoch, Sie zu informieren, dass das Problem und die Frist existieren. Und um ganz ehrlich zu sein, ich glaube, es ist ein Punkt, der in Ihrer Kampagne − wenn Sie so etwas beginnen wollen − zur Überzeugung der Nichtwähler im Split-System, dass der Anschluss zu ihrem Vorteil ist, Erwähnung finden sollte.«
»Das … wird weitere Schwierigkeiten verursachen«, sagte Rajkovic langsam. Colonel Basaricek stimmte mit einem nachdrücklichen Nicken zu; Minister Kanjer und General Suka sahen aus, als befänden sie sich in einem Zustand des Schocks. »Auf kurze Sicht allerdings«, fuhr der Vizepräsident fort, »dürfen wir davon ausgehen, dass Captain Terekhov und Sie bereit sind, uns beim Beseitigen der Bedrohung durch die FAK militärisch aktiv zu unterstützen?«
»Das sind wir selbstverständlich, Mr Vice President«, sagte Captain Terekhov. »Die nichtmilitärische Reaktion, die Mr Van Dort beschrieben hat, ist Teil der langfristigen Lösung und muss sehr sorgfältig durchdacht werden. Und wie er sagt, sind wir nicht hier, um Verfassungskrisen auszulösen. Auf unmittelbare, kurze Sicht werden wir mit Ihnen gegen Nordbrandt und ihre Mörderbande in vollem Umfang kooperieren. Und ich glaube aufrichtig, Sir«, fügte er hinzu, die dunklen Augen kälter als Eis, »dass ihr nicht gefallen wird, was geschieht.«
»Na, Gott sei Dank«, murmelte Annette De Chabrol inbrünstig, als die Marianne konstant von Kornati fortbeschleunigte. Duan Binyan und Franz Anhier, der Schiffsingenieur, beschränkten ihre Beschleunigung auf einen niedrigen Wert, der zu ihrem heruntergekommenen Äußeren passte. Doch De Chabrol war das nur recht. Sie interessierte sich weniger für Beschleunigungswerte als vielmehr für Kurse, und im Augenblick zeigte der Kurs der Marianne genau von HMS Hexapuma fort.
»Ich muss zugeben, ich bin ein wenig überrascht, dass Nordbrandt es so gut aufgenommen hat«, sagte Zeno Egervary, und Duan lachte hell auf.
»Ich weiß nicht, ob sie es ›gut‹ aufnahm«, entgegnete er. »Wir haben schließlich nie direkt mit ihr gesprochen. Aber was blieb ihr anderes übrig? Um ihre Reaktion habe ich mir nie Sorgen gemacht − oder genauer,
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