David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
fand.
»Ich glaube, vielen ist nicht klar«, sagte Basaricek, indem sie sich Van Dort direkt zuwandte, »dass der Kern von Nordbrandts Partei der Nationalen Bewahrung schon lange vor der Anschlussabstimmung aus ungewöhnlich wütenden Menschen bestand. Menschen, die dem System zu Recht oder zu Unrecht Missstände vorwarfen. Die meisten dieser Leute hätten meiner Ansicht nach besser daran getan, ein bisschen näher vor der eigenen Haustür nach den Gründen für ihre Schwierigkeiten und ihr Versagen zu suchen. Doch während das für die meisten galt, hatten einige sehr guten Grund zu der Vermutung, der Staat, die Gerichte oder das soziale Sicherungssystem habe sie im Stich gelassen. Ich kenne so etwas gut, denn wenn jemand aus purer Verzweiflung versucht, die Dinge in die eigenen Hände zu nehmen, finden sich meine Leute fast immer mittendrin wieder.«
Als sie Kanjer anblickte, zeigte ihr Gesicht einen eindeutig herausfordernden Ausdruck. Es war kein Trotz, aber dennoch forderte sie den Justizminister damit heraus, doch abzustreiten, was sie gerade gesagt hatte. Kanjer wirkte ganz, als hätte er die Herausforderung nur zu gern angenommen, aber er ließ es sein. Helen fragte sich, ob es daher komme, dass er Rajkovic nicht in aller Öffentlichkeit widersprechen wollte, oder ob er wusste, dass ihm die nötigen Argumente fehlten.
»Schon ehe die gemäßigteren Elemente der PNB von Nordbrandt abzufallen begannen, weil sie gegen den Anschluss war«, fuhr Basaricek fort, »hatte sie aus dem verbitterten, der Gesellschaft entfremdeten Kern ihrer eifrigsten Anhänger einen Kader rekrutiert. Nachdem sie nicht mehr auf die Gemäßigten zählen konnte, verließ sie sich nur noch auf die Hardliner. Es waren nie so viele, dass man sie prozentual zur Bevölkerung erfassen konnte, aber ein noch so kleiner Anteil an einer planetaren Bevölkerung ist eine große absolute Zahl. Wahrscheinlich war nur eine Minderheit sogar ihrer engsten Anhänger bereit, das Gesetz zu übertreten, aber das genügte, um in den meisten unserer Stadtgebiete FAK-Zellen ins Leben zu rufen.«
»Darf ich fragen, wie die Bevölkerung als Ganzes Nordbrandt und ihre Organisation im Augenblick sieht?«, fragte Van Dort.
Basaricek sah Rajkovic an, der sie mit einem Nicken anwies, fortzufahren und die Frage zu beantworten.
»Die Menschen haben Angst«, sagte der KNP-Colonel rundheraus. »Bislang haben wir nur vereinzelte, isolierte Erfolge gegen die FAK erzielt. Sie besitzt den Vorteil, dass sie sich aussuchen kann, wann und wo sie zuschlägt, und die Öffentlichkeit sieht vor allem, dass die Terroristen ein verwundbares Ziel nach dem anderen angreifen, während Polizei und Militär weitgehend nicht in der Lage sind, ihnen Einhalt zu gebieten.«
»Wir haben sie jedes Mal aufgehalten, wo wir rechtzeitig von einem Anschlag erfuhren, Colonel«, erwiderte Kanjer steif. »Wir haben durchaus Erfolge zu verzeichnen.«
»Jawohl, Sir, das haben wir. Trotzdem bleibe ich bei meiner Einstufung: Sie waren vereinzelt und isoliert.« Sie sprach weiterhin ihren Vorgesetzten an, doch Helen erschien es, als richtete sie ihre Worte eigentlich an Van Dort und den Kommandanten. »Sie wissen genau, dass wir nur ein halbes Dutzend Zellen ausheben konnten, einschließlich der beiden, die wir in der Nacht auslöschten, in der wir glaubten, vielleicht Nordbrandt selbst erwischt zu haben. Alle anderen Zellen bis auf eine haben wir dadurch ausgehoben, indem wir Personen beobachteten, die wir als besonders erbitterte Mitglieder der PNB kannten. Ich fürchte, in dieser Hinsicht sind die Möglichkeiten weitgehend erschöpft. Wir fahnden nach gut zwei Dutzend der wahren Gläubigen der Partei, die zusammen mit Nordbrandt verschwunden sind, und wir versuchen, so viele Mitglieder des harten Kerns der PNB im Auge zu behalten, wie wir können, aber wir haben nur begrenzt Personal. Und die Wahrheit ist, dass die meisten davon nicht einmal im Traum daran denken würden, jemanden zu ermorden.«
Sie wandte den Kopf und sah Van Dort direkt an.
»Verängstigten Menschen kann man nur schwer erklären, dass dieser Krieg hauptsächlich mit Geheimdienstmethoden geführt werden muss«, sagte sie. »Dass wir immer nur reagieren können, bis es uns gelingt, die Führerschaft der FAK zu identifizieren und zu lokalisieren. Was zur Folge hat, dass die Terroristen sich aussuchen können, wo sie zuschlagen, und das werden sie keinesfalls dort tun, wo wir stark sind.«
»Ich verstehe«, sagte Van Dort. Er
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