Davide
wenn man sich um nichts kümmern muss. Ich reiße mich ja auch nicht
darum, zu putzen, zu waschen und zu bügeln und dass das hier für einen Single
wie dich die optimale Lösung ist, gebe ich ja zu. Aber ich bin dafür nicht
geschaffen. Ich bin zu alt, um mich noch daran zu gewöhnen, ich bin zu
festgefahren in meinen eigenen Gewohnheiten, um mich darauf einstellen zu
können und ehrlich gesagt, ich will es auch gar nicht. Ich bin auf so ein Leben
ganz einfach nicht vorbereitet!“
Ihre
Stimme begann zu zittern und ihm wurde schlagartig klar, dass die Situation sie
wirklich belastete. Er verzichtete daher darauf, an dem Begriff „Single“
einzuhaken und schwieg stattdessen, behielt aber ihre Hand fest in der seinen.
„Ich
habe keine Lust mehr auf diesen ganzen Stress! Wie heute zum Beispiel – ich
würde dich jetzt gerne noch so richtig verführen, danach schlafen gehen,
irgendwann später dann in aller Ruhe ein gemütliches Bad nehmen, aber was ist in
Wahrheit los? In weniger als vier Stunden wird hier dein Putztrupp antreten und
alles wieder auf Vordermann bringen. Ist ja auch toll, dass ich das nicht tun
muss, aber ich selber hätte sowieso lieber auf die Party verzichtet oder sie
einfach anderswo stattfinden lassen. Also sind wieder fremde Menschen in der
Nähe und selbst wenn sie weder dein Schlafzimmer noch dein Bad betreten – sie
sind einfach da! Wie soll ich mit dir Sex haben und es genießen, wenn nebenan
die Leute staubsaugen und Geschirr verpacken? Und da rede ich noch nicht einmal
von all den schiefen Blicken, die mir deine sauberen Freunde ständig zuwerfen!
Schief oder lüstern, such’s dir selber aus, aber das interessiert dich ja eher
weniger!“
Sie
räusperte sich, entzog ihm ihre Hand und setzte sich auf. Beugte sich zu ihrem
Fußgelenk, löste das Band und hielt es ihm mit einer herausfordernden Geste
hin, die er ignorierte.
Er
sah sie noch immer schweigend an. Dann fasste er sie mit beiden Händen an den
Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
„Nein“,
sagte er und seine Stimme klang hart, „so einfach kommst du mir nicht davon! Du
kannst jetzt keinen Rückzieher machen und behaupten, dass dir das Leben hier in
meiner Wohnung nicht gefällt oder dass dich die Blicke fremder Leute stören! Wenn
es an mir liegt, dann sag es. Aber lass den Quatsch mit dieser dämlichen
Ausrede.“
Er
ließ sie los, nahm ihr das Kettchen ab und befestigte es wieder an ihrem
Fußgelenk. Er wollte mehr von ihr wissen als das, er wollte sicher sein!
„Das
ist keine Ausrede!“, widersprach sie, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Wenn
es keine Ausrede war, dann wirst du ja nichts gegen den Vorschlag einzuwenden
haben, den ich dir jetzt mache!“
Seine
Hände umfassten ihren Unterschenkel und fuhren sanft hoch zu ihrem Knie. Weiter
ging er nicht, er wollte erst diese Sache klären.
„Welchen
Vorschlag?“ Sie blieb merklich angespannt.
„Wir
ziehen uns jetzt um und dann fahren wir zu dir. Verbringen den restlichen
Sonntag in deinem Bett oder wo immer du willst, aber zusammen und alleine, nur
wir beide. Was hältst du davon?“
Sie
sah ihn einen Augenblick zweifelnd an, als könne sie nicht ganz sicher sein,
richtig gehört zu haben.
„Ist
das wirklich dein Ernst?“, wollte sie wissen.
„Mein
voller Ernst“, bestätigte er und jetzt endlich gab er dem Impuls, sie trösten
zu wollen, nach und schloss beschwichtigend die Arme um sie. Er war beruhigt.
Emma spielte keine Spielchen, sie kümmerte sich nicht um irgendwelche
Konsequenzen. Sie ging geradeaus drauf los, ohne Rücksicht auf Verluste, auch wenn
es sie selbst viel kostete. Und wenn es etwas gab, das sie an ihm störte, dann
würde sie es ihm freiweg ins Gesicht sagen.
„Und
du kannst hier wirklich alles hinter dir lassen und einfach mit mir
verschwinden?“
„Merill
ist ja da und kümmert sich um alles. Wozu leiste ich mir denn schließlich einen
Butler? Der macht das sowieso besser als ich, ich habe schließlich vor zu
schlafen!“ Nun schenkte er ihr wieder sein charakteristisches Grinsen. „Oder
was dir sonst dazu einfällt!“
Davide
war zufrieden. Zwar fühlte er sich in Emmas kleinem Appartement noch immer wie
eingesperrt, aber die Ruhe, die er im Gegensatz zu seiner After-Party-Wohnung
dort vorfand, wog diese leichte Beklemmung diesmal mehr als auf. Und ihre
Weigerung zu bleiben, lag definitiv nicht an ihm, das war immerhin etwas. Auch Emma
war jetzt entspannter und sie schaffte es, diese gute Laune
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