Davide
recht
gewusst, wie die Situation sich entwickeln würde und sie war von Ninos
Erscheinen absolut schockiert gewesen. Nie im Leben hätte sie gedacht, ihn
jemals wieder zu sehen und dann auch noch ausgerechnet auf der Party ihres
aktuellen Liebhabers!
Sie
tat einen Schritt auf ihn zu und die beiden umarmten sich herzlich und lange.
„Oh,
Nino, es tut so gut, dich zu sehen“, seufzte sie bewegt, als er sie endlich
losließ. „Davide hat mir nicht gesagt, dass du dieser geheimnisvolle Fotograf
sein würdest, den er dazu überreden wollte, Bilder von mir zu machen! Sonst
hätte ich ihm gleich sagen können, dass Nino Pavone mit Sicherheit keine Fotos
vom Emma Santini schießen wird!“
„Da
irrst du dich aber gewaltig, mein liebes Kind!“, widersprach Nino, „ich habe es
ihm bereits zugesagt!“
Emma
stutzte.
„Weil
du nicht wusstest, dass es dabei um mich ging, nehme ich an! Davide“, sie
wandte sich an ihn, „du darfst es ihm nicht übel nehmen, wenn er dir nun doch
einen Korb gibt!“
„Ich
wusste es, ich wusste es, keine Sorge. Emma, ich bin dir nicht böse, jetzt
nicht mehr, und ich werde dich auf jeden Fall fotografieren!“
„Würde
mir mal bitte jemand von euch beiden erklären, worüber in Teufels Namen ihr da
eigentlich redet?“
Davide
hatte sich seiner Meinung nach lange genug beherrscht und die beiden ihre geheimnisvollen
Andeutungen austauschen lassen, aber nun war es genug und er wünschte
eingeweiht zu werden.
„Nun
ja, wie soll ich sagen“, ergriff Nino das Wort, „wir sind nicht im Guten
voneinander gegangen. Das trifft es wohl am ehesten. Wir hatten eine
Meinungsverschiedenheit und Emma wollte nicht einlenken. Danach hatten wir
keine Gelegenheit mehr, die Unstimmigkeit zu bereinigen und wir haben uns
seither nicht mehr gesehen. Sie dachte vermutlich, ich würde ihr noch immer
gram sein, aber dem ist nicht so!“
Davide
gab sich damit zufrieden oder zumindest tat er so. Jedenfalls besaß er genügend
Diskretion, sie beide kurz darauf alleine zu lassen und ihnen ein wenig Zeit zu
geben, ihre alte Freundschaft wieder etwas aufzufrischen. Allerdings musste er
sich eingestehen, dass es ihm nicht leicht fiel. Gelegentlich warf er ihnen
einen kurzen Blick zu, doch sie strahlten beide nichts aus, das ihn über Gebühr
alarmiert hätte. Emma unterhielt sich mit Nino auf eine sehr ernsthafte,
distanzierte Weise, ohne offensichtliche Vertraulichkeiten, ohne Gelächter und
ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Schließlich verabschiedeten sie sich per
Handschlag voneinander, sogar ohne die eigentlich obligatorischen Wangenküsse
und Davide ärgerte sich insgeheim darüber, dass ihn diese Tatsache
erleichterte.
Der
Abend schritt voran und versprach ein voller Erfolg zu werden. Die Gäste
amüsierten sich, lachten, aßen, tranken, tanzten, und ihr vollendeter Gasgeber
tat das seine, um jedem das Gefühl zu geben, er sei sein bevorzugter Gast. Gelegentlich
suchte er Emmas Blick in der Menge, dann schob er, wenn er merkte, dass sie
lange genug zu ihm hersah, seine Hand in die Hosentasche und lächelte ihr
vielsagend zu. Gegen Ende der Feier schafften sie es sogar, einmal kurz
miteinander zu tanzen. Er hielt sie fest im Arm und ließ sie seine eindeutige
Bereitschaft spüren.
„Wenn
nur schon alle fort wären“, murmelte er an ihrem Ohr, „dann könnte ich dir
endlich deinen verfluchten String wieder anziehen. Er brennt mir ein Loch in
die Hose, und glaub mir, der Gedanke, dass du unter deinem unverschämt sexy
Kleid splitternackt bist, macht mich total verrückt!“
„Und
mir starren tatsächlich alle deine Gäste auf den Hals, so wie du es
vorhergesehen hast!“ Sie lachte, doch ihm schien, als klinge es ziemlich
freudlos.
Er
sah kurz nach und hob dann anerkennend die Augenbrauen. „Kein Wunder! Ein
derart hübsches Blau hab ich schon lange nicht mehr gesehen!“ Er schwieg einen
Moment und so tanzten sie weiter, Wange an Wange, doch Emma hatte das
unbestimmte Gefühl, dass er ihr irgendetwas sagen wollte, aber nicht so recht
wusste, wie.
„Was
ist los?“ versuchte sie ihn zu ermuntern. Sie war heute Abend so gar nicht dazu
aufgelegt, besonders einfühlsam zu sein. Sollte er doch sagen, was er wollte,
aber er sollte es sagen !
„Hm“,
machte er unschlüssig, dann seufzte er. „Was soll’s, du musst es ja doch
erfahren!“
Sie
wandte den Kopf und sah ihn alarmiert an, während sich in ihrem Magen plötzlich,
wie eine Vorahnung, ein unangenehmes Ziehen
Weitere Kostenlose Bücher