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Davids letzter Film

Davids letzter Film

Titel: Davids letzter Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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jetzt bemerkte Flo, dass sie in etwa gleich großwaren, dass der andere aber durchtrainierter und kräftiger wirkte als er. Für einen Rückzieher war es jedoch zu spät.
    »Wer schickt Sie, Mann?«, polterte Flo.
    Im selben Moment spürte er einen stechenden Schmerz in der Seite, dann flog sein Kopf nach hinten. Für den Bruchteil einer
     Sekunde kam es ihm so vor, als würde sein Schädel vom Rumpf gerissen. Er taumelte zurück, verlor das Gleichgewicht und knallte
     aufs Pflaster. Wie eine rote Sonne ging der Schmerz zwischen seinen Augen auf.
    Dann verlor er das Bewusstsein.

20
    Als er wieder zu sich kam, schien sein Hirn den Schädel von innen aufsprengen zu wollen. Das Tageslicht stach messergleich
     durch die Pupillen in seine Augäpfel.
    Flo stöhnte auf. Er lag auf dem Bürgersteig. Eine Frau hockte neben ihm. Von dem Mann, der ihn niedergeschlagen hatte, keine
     Spur.
    »Bleiben Sie liegen, ich rufe einen Krankenwagen, okay?« Die Frau sah ihn an, ihr Mobiltelefon in der Hand.
    Flo ächzte. »Haben Sie etwas gesehen?«
    »Sie liegen hier mitten auf dem Bürgersteig – das hab ich gesehen.«
    Vorsichtig tastete Flo nach seinem Kopf. Bei jeder Bewegung schienen die Nervenstränge bis tief in die Wirbelsäule hinein
     aufzuglühen. Er sank zurück.
    Die Frau fing ihn auf, bevor sein Kopf aufs Pflaster schlug.
    Flo blinzelte. »Ich muss zur Polizei.«
    Sie nickte. »Gleich.«
    Er rappelte sich auf. »Nein, jetzt.«
     
    Die Auseinandersetzung mit den Beamten auf der Wache, zu der ihn die Frau netterweise gebracht hatte, zog sich in die Länge.
     Einfach so niedergeschlagen? Wie? OhneStreit – von einem wildfremden Mann? Das konnten sich die diensthabenden Polizeimeister gar nicht so recht vorstellen. Seine
     Angaben wurden zwar sorgfältig zu Protokoll genommen. Als alles aufgeschrieben war und Florian sich immer noch nicht verabschieden
     wollte, wurden sie allerdings unwirsch. Aber Flo ließ nicht locker, trotz seiner Kopfschmerzen. Er wollte wissen, was sie
     als Nächstes zu unternehmen gedachten.
    Endlich bequemten sich die Beamten, einen Vorgesetzten dazuzubitten. Der interessierte sich dann schon ein wenig mehr für
     Florian und sein Anliegen. Herr Baumgartner sei also zu Besuch in Berlin? Als Tourist? Nein, beruflich? Aha. Er recherchiere
     für einen Artikel? Presse? Ah ja. Über einen gewissen Mosbach, David? Hm. Und der ist was? Vermisst? Sieh mal an!
    Dann hieß es wieder warten. Die Stunden vergingen. Flo wollte die ganze Sache schon abblasen, als ein weiteres Mal die Tür
     zu dem fensterlosen Zimmer aufging, in dem man ihn geparkt hatte. Ein hagerer Mann mit grauem Stoppelhaarschnitt betrat den
     Raum. Im Gegensatz zu den Polizisten, die sich zuvor um Flo gekümmert hatten, sah er aus wie jemand, der nicht nur Anweisungen
     befolgte, sondern auch mal seinen Kopf einschaltete.
    Der Beamte streckte die Hand aus. »Herr Baumgartner?«
    Florian stand auf und nahm die Hand. »Ja?«
    »Riemschneider, LKA Berlin.«
    Der Mann setzte sich hinter den graugrünen Stahlschreibtisch, der in dem Zimmer stand, und knipste die kleine Lampe darauf
     an. »Sie sind wegen David Mosbach hier?«
    Florian blieb vor dem Schreibtisch stehen. »Nein. Ich bin hier, weil ich am helllichten Tage niedergeschlagen wurde.« Er ärgerte
     sich. »Das habe ich doch den Kollegen schon gesagt.«
    Riemschneider nickte. »Sie haben warten müssen, das tut mir leid. Heute ist viel los.« Er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
     »Setzen Sie sich doch, und lassen Sie uns in Ruhe reden.«
    Flo betastete seine Seite, die heftig schmerzte. Was hatte der andere ihm bloß angetan? Hatte er ihm in die Seite geschlagen?
     Aber warum war er davon gleich bewusstlos geworden?
    »Ich will ja nur wissen, ob Sie die Sache jetzt einfach im Aktenschrank versenken oder ob Sie konkret was unternehmen.« Er
     ließ sich in den Stuhl fallen. »Und was David Mosbach angeht – der wird seit Wochen vermisst. Aber von Polizeiseite scheint
     sich niemand darum kümmern zu wollen.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Riemschneiders Stimme war plötzlich scharf.
    »Ich habe mit der Dame gesprochen, die die Vermisstenanzeige aufgegeben hat.«
    Riemschneider sah ihn an. »Thea Harloff?«
    Florian zuckte zusammen. Wieso kannte er ihren Namen?
    Riemschneider zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an. »Hören Sie, Herr Baumgartner, ich will
     ganz offen mit Ihnen sein. Der Fall Mosbach wird bei uns sehr genau geprüft zurzeit.

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