Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel
Vater nicht ihr Vater war. Dass ihr Vater tot war. Pearson, der plötzlich auftauchte. Ebenso wie dieser Typ hier. Jemand vergiftete den Hafen. Artur, der an ihr klebte wie eine Klette. Pearson, der ihr zuwinkte – der ihr offenbar bis in die unterste Ebene des Beckens gefolgt war, um ihr zuzuwinken. Pearson, der Bemerkungen über ihr Haar machte. Artur, der …
„Geht es dir gut, kleine Rika?“
„Nein.“
„Das habe ich mir gedacht. Du siehst seltsam aus.“
„Ich muss arbeiten“, sagte sie und fühlte sich dumm dabei. Eigentlich hatte sie etwas anderes sagen wollen. Etwas ganz anderes. Warum fiel ihr nur nicht ein, was?
Er zuckte mit den Achseln und wandte ihr den Rücken zu, ließ sie einfach stehen und begann, die Treppe hinunterzugehen. „Dann arbeite. Ich schaue mir derweil die Schaukästen an, wie ein braver zweibeiniger Termite.“
„Tourist.“
„Ja, genau, so einer.“
Sie konnte sich nicht verkneifen zu bemerken: „Iss keins der Ausstellungsstücke“, und ergriff dann die Flucht.
Auf einem Bein hüpfend versuchte sie, ihren widerspenstigen Schuh abzustreifen. Alles schien sich gegen sie verschworen zu haben:
Kleidungsstücke, die Türklinke, der Stint. Atemlos sprang sie ins Wasser und ließ ihren Schwanz wachsen. Fisch-Mädchen bring Fisch.
Sie bemerkte, dass es immer noch der Kuss war, der ihr den Atem nahm und sie nach Luft schnappen ließ. Jonas’ bohrende Fragen, wie Meerjungfrauen ohne Kiemen atmen konnten …
Fisch-Mädchen Bäng Bäng Fisch-Mädchen Bäng. … kamen ihr in den Sinn, und ihr fiel auf, dass ihr Mund geschlossen war. Also schnappte sie wohl im Kopf nach Luft. Fisch-Mädchen bring Bäng Bäng Bumm Bumm. Oder sie bildete sich nur ein, dass sie nach Luft schnappte. Fisch-Mädchen bring Bäng Bäng Bumm
Bumm. Oder …
Fisch-Mädchen bring BÄNG BÄNG BUMM BUMM. JETZT HALTET ALLE MAL DIE KLAPPE, ABER SOFORT!
Erschrocken schwamm ein Meerengel gegen ein Korallenriff, torkelte benommen auf sie zu, richtete sich wieder auf und schoss davon.
Sie holte tief Luft. Oder dachte zumindest, dass sie es tat. Ja, zuerst musste sie Artur noch heute Nacht ins Marriott Long Wharf verfrachten und dann schleunigst zurück in ihre Wohnung in der Commonwealth Avenue fahren. Morgen war auch noch ein Tag, so hieß es doch. Ja.
Morgen würde sie sich darüber Gedanken machen, wie sie sich einen eigensinnigen, großen, enorm starken Mann vom Leibe halten konnte. Sie würde einfach … verstand er es denn nicht? Das war einfach nicht richtig.
Sie bot den Fischen Fisch an, und einige, die sich von ihrem gedanklichen Schimpfen hatten einschüchtern lassen, fraßen auch wirklich.
Geistesabwesend fütterte sie ein paar Rifffische und zwei Schildkröten. Die Haie grinsten sie an, als sie an ihr vorbeischwammen, und ignorierten das Futter, das sie ihnen hinhielt. Das war ihr ziemlich egal. Sie hatte andere Sorgen, die ihr zu schaffen machten. So viele, dass sie sich noch nicht einmal darüber freuen konnte, dass einige Fische nachgegeben hatten, ohne dass sie „West End Girls“ über die öffentliche Lautsprecheranlage hatte spielen müssen.
Zum Beispiel musste sie darüber nachdenken, was wohl die Touristen sagen würden, wenn die Haie sich im falschen Moment über die Meeraale hermachten. Wie der Typ, den sie durch die Glasscheibe sah. Er würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn er Zeuge eines solchen Fresswahns würde. Vielleicht stand er auch drauf. Das konnte man keinem an der Nasenspitze ansehen. Aber eigentlich war es verdammt spät für einen Besucher – das Aquarium hatte schon seit mehreren Stunden geschlossen. Gab es hier denn keine Sicherheitskräfte mehr?
Was hatte er hier überhaupt zu suchen? Er lehnte an einer der großen Glasscheiben und starrte sie an. Als wenn in diesem Becken nicht 650 andere Fische wären, die er hätte anstarren können. Nein, er musste sich ausgerechnet sie herauspicken. Wann würden die Touristen endlich wieder dorthin verschwinden, wo sie hergekommen waren? War es denn nicht bereits Herbst?
Oder? Es war doch Herbst?
Gereizt warf sie einen weiteren Stint ins Wasser und funkelte den dunkelhaarigen Gaffer an, um dann erleichtert festzustellen, dass er kein Tourist war, sondern Thomas Pearson. Hmm, noch einer, der kein Privatleben kannte. Er würde perfekt ins NEA passen. Warum sonst würde er zu so später Stunde an einem Freitagabend zurück ins Aquarium gehen?
Und er sah sie direkt an. Offenbar gönnte er den Toxinen eine Pause. War
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