Davidson, Mary Janice - Unter Wasser liebt sich's besser
nicht, dass du dein Wort brechen musst. Das geziemt sich nicht für meine Prinzessin.“
„Und außerdem wäre es schlecht für meine Kreditwürdigkeit.“
Sie fuhren auf den Parkplatz, holten sich ihre Besucherausweise bei einem der Ticketverkäufer ab und machten sich auf die Suche nach Thomas.
Kaum dem engen Wagen entronnen, besserte sich Arturs Laune zusehends. Er musterte das Innere der Becken mit großem Interesse.
„Kopf hoch, Brüder“, sagte er leise, als er vor den Mantarochen stand. „Hier seid ihr in Sicherheit und werdet gefüttert. In der Freiheit wärt ihr selber Futter.“
„Hör auf, mit den Rochen zu reden“, murmelte Fred, als sie sah, dass die Umstehenden ihnen misstrauische Blicke zuwarfen. Heute wollte sie auf gar keinen Fall erkannt werden. Sie und Artur hatten dringende Angelegenheiten mit Thomas zu besprechen. Angelegenheiten, die ihr Volk betrafen.
Mein Volk, dachte sie. Hm. Früher habe ich immer gesagt, das Volk meines Vaters. Aber es ist ja auch mein Volk. Warum habe ich das nicht früher erkannt? Weil ich mein wahres Ich verleugnet habe, nehme ich an. Der arme Artur hat keine Ahnung, dass er einen Feigling heiratet.
„Ich konnte nicht anders“, sagte er gekränkt. „Sie haben mich angesprochen. Aber du hast recht, es ist unhöflich, mit ihnen zu sprechen, wenn du diese Fähigkeit an Land nicht hast.“
Fred hob die Augenbrauen. Es war nicht das erste Mal, dass er auf ihre mangelnden telepathischen Fähigkeiten anspielte. Artur war es fast peinlich gewesen, als er es herausgefunden hatte. Würde es nun womöglich zu einem Problem zwischen ihnen werden?
Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen. Jetzt hieß es erst einmal, ihn von den Aquarien loszueisen. Sie meinte plötzlich ihren Namen zu hören und drehte sich um. Aber es konnte weder Thomas noch jemand anders gewesen sein, den sie kannte.
Sie setzten ihre Suche fort und trennten sich, damit Artur Wasser aus dem Brunnen trinken konnte, während Fred sich weiter umsah und sich schließlich beim Haifischbecken wiederfand.
Sie äugte hinein und erblickte Sandtigerhaie, Schwarzspitzenhaie und Zebrahaie. Eine beeindruckend große Meeresschildkröte. Die hochgiftigen Feuerfische. Drückerfische. Drachenmuränen. Quallen. Es war tatsächlich …
„Sie sind es wirklich! Sie sind die Meerjungfrau aus dem Fernsehen!“
Einen Seufzer unterdrückend, drehte Fred sich um. Einige Teenager standen hinter ihr, mit offenen Mündern und nach Aknesalbe riechend. „Hi“, sagte sie.
„Oh mein Gott! Das ist voll cool“, sagte eines der Mädchen, das einen Kaugummi in der Größe ihrer Faust kaute. „Sie sind ’ne echte Meerjungfrau. Cool!“
Fred stöhnte innerlich auf. Das Mädchen klang wie Madison, die dümmliche Praktikantin im New England Aquarium. Eine Stunde mit Madison war wie eine Woche und eine Woche wie ein Jahrhundert. Außerdem trug Madison Pink. Jeden Tag.
Selbst wenn sie nicht die Pressereferentin hätte spielen müssen, wäre die Aussicht, Madison nie wiedersehen zu müssen, für sie Anreiz genug gewesen zu kündigen.
„Oh mein Gott, Sie sind es wirklich!“
„Ja, ich bin es. Aber ich habe jetzt keine Zeit, mit Ihnen…“
Sie rückten näher, bombardierten sie mit dummen Fragen. Sie wich zurück.
„Wie haben Sie Sex mit dem Fischschwanz?“
„Stimmt es, dass Ihre Mom keine Meerjungfrau ist und dass Sie eigentlich irgendwie beides sind?“
„Wie kommt es, dass alle Meerjungfrauen voll heiß sind? Das ist doch echt komisch. Gibt es nicht eine einzige potthässliche Meerjungfrau auf der ganzen Welt? Nicht eine?“
„Anscheinend nicht“, sagte einer der Jungen. „Und das ist voll cool!“
„Hey!“, blaffte sie, als sie mit den Hüften an den Rand des Haifischbeckens stieß. „Lasst mich in Ruhe, ihr lästigen Teenager. Wenn das nicht eine Tautologie ist.“
Aber damit nicht genug, denn jetzt kam eine Gruppe Drittklässler (so schloss sie zumindest aufgrund ihrer Größe und Schmuddeligkeit) um die Ecke und drückte gegen die Teenager, die wiederum Fred bedrängten.
Die zurückweichen wollte und mit einem wenig anmutigen Platschen rückwärts im Haifischbecken landete.
28
Natürlich fehlte es ihr nicht an Sauerstoff, aber ohne ihren Schwanz konnte sie nicht schwimmen. Sie konnte noch nicht einmal paddeln wie ein Hund. Mit ihren Beinen war sie im Wasser so unbeholfen wie ein Pinguin an Land.
Also schlug sie mit Armen und Beinen um sich, bis sie mit dem Kopf nach unten trieb,
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