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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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gegenseitig an die Gurgel. Die Sowjets brauchen selbstverständlich gar nichts zu unternehmen, es wird auch ohne ihr Zutun geschehen. Dem Chaos wird zu guter Letzt eine ›sozialistische‹ Regierung folgen, die mit Moskau zusammenarbeitet. Aber das hier macht mir die größten Sorgen.« Er wies mit dem Lineal auf das Gebiet der Vereinigten Arabischen Emirate, auf Dubai, Abu Dhabi, Oman und Saudi-Arabien. »Wenn Sasonow recht hat, dann haben sie dieses Gebiet ganz massiv unterwandert. Eine Zeitbombe, mit der sie die Ölversorgung des Westens jederzeit in die Luft jagen können. Das bedeutet: bewaffnete amerikanische Intervention. Ich glaube, ich werde das dem Premierminister persönlich vortragen müssen. Wir müssen die Amerikaner informieren – je früher, desto besser.« Er drehte sich um und ging zum Schreibtisch zurück. Er machte einen grimmig entschlossenen Eindruck.
    »Glauben Sie wirklich, daß sie sich alle diese Leute gekauft haben?« Vor ihm lag ein dicker Aktenordner, der eine Zusammenfassung aller von Sasonow gelieferten Informationen enthielt. Kidsons Bericht lag daneben.
    »Der Lieblingssohn des Königs … und dann dieser Mann … Großer Gott, er ist seit zwanzig Jahren ein Freund des Westens! Bei einigen anderen ist es verständlich, wenn man sich Dubai ansieht, braucht man sich nicht zu wundern. Dort ist schon seit einiger Zeit ein Machtkampf zwischen ihrem Mann und der Herrscherfamilie im Gange.«
    »All dies setzt voraus, daß er die Wahrheit sagt«, meinte Grant. »Sie haben Kidsons Bericht gelesen – er hat gewisse Zweifel, die dauernd an ihm nagen. Und er ist nicht leicht hinters Licht zu führen.«
    James White sagte: »Er ist der Beste, den wir haben, in dieser Phase. Ihm ist meines Erachtens nicht wohl zumute, weil dieser Fall anders läuft als üblich. Sasonow verhält sich nicht so, wie es andere hochrangige sowjetische Überläufer getan haben. Aber solange sich diese Informationen als richtig erweisen und solange wir keinen Grund haben, an ihrer Echtheit zu zweifeln, kann uns alles andere gleichgültig sein.«
    »Laut Sasonow sind dies alles nur kleine Fische«, sagte Grant. »Er hat noch nicht einmal angefangen, sich über Motive und Methoden zu äußern. Eingehende Analysen werden Monate in Anspruch nehmen, und zwar in Zusammenarbeit mit den Amerikanern und mit unseren eigenen Experten. Was soll ich Kidson sagen?«
    »Sagen Sie ihm, er solle alles aus dem Mann herausholen und sich keine Gedanken über die Echtheit machen – das ist unser Problem. Er soll Sasonow reden lassen. Ich komme in einer Woche vorbei und spreche dann mit ihnen allen. Aber ich muß den Inhalt dieses Materials der Regierung vortragen. Ich glaube, sie wird mit unserer Abteilung zufrieden sein, glauben Sie nicht auch, Humphrey?«
    Grant verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Ich glaube ja, Sir.«

9
    »Ihr Deutsch ist toll«, sagte Peter Harrington. »Wo haben Sie, um alles in der Welt, den bayrischen Akzent gelernt?«
    Sie wanderten im Gedränge von Kauflustigen und Touristen langsam den Kurfürstendamm entlang.
    »Ich war sechs Monate in München, um in einem Internat den letzten Schliff zu erhalten. Ich fand es scheußlich.«
    »Warum? München ist eine hübsche Stadt- und die Menschen dort sind besonders nett.«
    »Nicht in dem Internat, wo ich war«, erwiderte sie. »Die Leute waren entsetzlich hochgestochen – Baronesse hin und Comtesse her –, und die wenigen Engländerinnen waren die schlimmsten. Wir lernten ausgesuchte, junge Männer aus guten Familien kennen, rannten in Kunstgalerien und Museen und sahen uns die von den alliierten Bombenangriffen übrig gebliebenen Ruinen an. Alles ganz schön und gut, wenn man hübsch und lebenslustig ist. Ich war beides nicht. Ich lernte einfach Deutsch, das war alles. Für meine Eltern war es eine viel größere Enttäuschung, daß ich auf dem gesellschaftlichen Parkett eine Niete war. Es fiel ihnen offenbar gar nicht auf, daß ich in sechs Monaten beinahe zweisprachig geworden war.«
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Peter, »daß Sie Ihrer Familie allerlei vorzuwerfen haben. Sie waren wohl nicht der Liebling Ihrer Eltern?«
    Sie lachte. »Liebling? Um Gottes willen – soll das ein Scherz sein? Mein Bruder kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben – er wurde bei den Marinefliegern ausgebildet. Übrig blieben meine hübsche Schwester Charlotte und ich, das hässliche Entlein. Nein, ich war bestimmt nicht das Lieblingskind.«
    »Sind Sie jetzt

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