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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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bestand darauf. Sie sagte, es sei die einzige Möglichkeit, um Sie zu überzeugen, daß wir ehrlich versuchen, Ihre Tochter herauszuholen.«
    »Das ist nicht der einzige Grund«, sagte Sasonow. »Sie hatte noch einen anderen.«
    »Keinen Grund im eigentlichen Sinne«, räumte James White ein. »Nur eine ganz vage Idee, mehr im Unterbewusstsein. Aber sie hat sich als richtig erwiesen, wie sich jetzt herausstellt. Sie war das einzige Mittel für uns, Harrington zu entsenden, ohne Verdacht zu erregen. Sie wollte ihm helfen, wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren. Beides paßte gut zueinander.«
    Alle starrten den Brigadier an. Er gähnte. »Können wir noch etwas heißen Kaffee haben, Kidson? Um uns alle noch etwas länger wach zu halten?«
    Kidson stand vom Tisch auf, nahm das Tablett und ging hinaus.
    »Es ist sehr interessant«, fuhr der Brigadier fort, »weil die Sache eigentlich ziemlich klar auf der Hand lag. Sie haben es nicht gemerkt. Oberst Sasonow hat die Methode erkannt; ich hatte nur ein merkwürdiges Gefühl. Harrington gehört seit den fünfziger Jahren zur Firma. Kein schlechter Mann, mit recht guter Beurteilung. Aber nie herausragend. Lediglich ein zuverlässiger Mitarbeiter, den man auch in schwierigen Fällen einsetzen kann. Dann fängt er in New York zu trinken an und läßt nach, und die beiden Kontakte, die er hat, sind ein ostdeutscher Köder, was jedem klar war, und ein Rumäne, der uns nur wenig zu bieten hatte. Er kommt also ins Gerede und wird abberufen. Und zwar genau im richtigen Augenblick. Als Sie in England eintreffen und die Sowjets nicht wissen, wo Sie sich befinden. Und er begegnet Davina, nicht nur rein zufällig. Er hat gehört, daß sie Ihre ›Betreuerin‹ ist, aber das hilft ihm nicht weiter, solange er nicht herausbekommt, wo man Sie versteckt hält. Er kann ihr nicht folgen, weil sie auf allen ihren Wegen von uns beschattet wird. Und sie weigert sich, ihm irgend etwas zu erzählen. Das geht aus allen Protokollen einwandfrei hervor. Er kann kein Mikrofon in den Wagen einbauen, weil das Fahrzeug regelmäßig gewartet und überprüft wird. Deshalb arrangiert er das ganz einfache und fein ausgeklügelte Treffen mit ihr, das in ›Jule's Bar‹ endet. Mit dem Telefonanruf, den sie, wie er wußte, würde machen müssen. Nach Halldale Manor.«
    »Und klebt einen Monitor an die Wählscheibe«, murmelte Grant. »Ein genialer Einfall. So erhielt er die Telefonnummer, die sie gewählt hatte. Ein gedungener Mörder der Moskauer Zentrale wird eingesetzt, um Davina zu identifizieren, damit jeder Zweifel ausgeräumt wird. Das nächste ist die Brandbombe.«
    »Es mußte das Telefon sein«, sagte Sasonow. »Ich habe die Unterlagen immer wieder durchgelesen, und ich wußte, daß es sich um so etwas handeln mußte. Ich kenne diese Art von Monitor. Er hinterlässt eine kleine Klebespur, weil er auf Plastik nicht magnetisch wird. Der Telefonapparat in der Bar war aus Plastik. Sonst hätten wir überhaupt kein Beweismaterial finden können.«
    Er stützte einen Augenblick den Kopf auf seine Hände.
    »Wolkow glaubte, ich sei bei dem Brand ums Leben gekommen«, sagte er. »Aber er war sich dessen nicht ganz sicher. Er ließ meine Frau verhaften und meine Tochter beobachten. Er stellte die Verbindung zwischen Ihrer Botschaft und dem Dozenten fest, und als diese weiter bestand, kam er zu dem Schluß, daß ich noch am Leben sein müsse. Deshalb verführte er meine Tochter, in der Hoffnung, daß ich davon erfahren würde. Dann hörte Harrington wieder von Davina, und Wolkow wußte jetzt mit Sicherheit, daß ich dem Brandanschlag entgangen war. Alle Weisungen, die Sie Harrington erteilten, wurden Wolkow gemeldet. Der Plan für Irinas Flucht, der Einsatz dieses anderen Mannes – Spencer-Barr. Wolkow erfuhr alles. Und jetzt ist Harrington mit Vina in Livadia, um alle zu verraten, sobald Irina eintrifft. Wieviel weiß er von dem Fluchtplan?«
    »Nichts«, sagte Grant. »Davon erfahren sie nur in Etappen; das ist sicherer. Das ist gegenwärtig unser einziger Trost. Es ist Ihnen doch klar, daß Wolkow, abgesehen von Ihrer Tochter und von Miß Graham, imstande sein wird, auch von dem Dozenten und dessen Freunden Geständnisse zu erpressen? Damit fliegt unser gesamtes Netz in den Kreisen der Regimegegner auf – gar nicht zu reden von Frieda und ihren Leuten in Ostberlin. Das läuft auf eine größere, nachrichtendienstliche Katastrophe für den Westen hinaus. Und es erhöht Wolkows Chance, Chef des KGB

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