Davina
dann durch Ostdeutschland herausholen. Wir verfügen über ein ausgezeichnetes Netz in Ostberlin. Es wird sofort danach stillgelegt werden. In der Zwischenzeit lassen wir Miß Graham und Harrington in dem Glauben, daß wir an der ursprünglichen Planung festhalten. Sie warten in Livadia, und Wolkow wartet, bis das Mädchen dort eintrifft und Harrington tätig wird. Zu diesem Zeitpunkt muß sie schon auf dem Weg in den Westen sein. Die Botschaft kann sie mit den notwendigen Papieren versehen, und man wird kaum nach ihr suchen, weil man annimmt, daß sie die andere Route nimmt.«
»Und wie wird Ihrer Meinung nach Wolkow reagieren, wenn sie nicht in Livadia auftaucht?« fragte der Brigadier.
Grant warf seine schmalen Lippen auf. »Das hängt davon ab, ob er sich entscheidet, Miß Graham zu verhaften und dadurch Harrington zu entlarven. Ich persönlich glaube nicht, daß er das tun wird. Wenn Sasonow erst einmal mit seiner Tochter vereint ist, lohnt es sich für ihn kaum noch, Miß Graham weiter festzuhalten. Aber wir müssen auch dies ins Kalkül ziehen. Was meinen Sie, Sir?«
»Ich finde, wir sollten so vorgehen, wie Sie sagen: das Risiko halbieren. Auf jeden Fall fahren Sie mit den neuen Einsatzplänen fort, Humphrey. Und Sie beruhigen Sasonow, John. Wir haben nachmittags noch eine Sitzung, und unser Vetter aus Langley wird uns schon sehr bald im Nacken sitzen.«
White hielt einen Augenblick inne und fuhr dann fort: »Wir müssen ihnen wohl sagen, daß es bei uns eine undichte Stelle gibt. Das wird wieder viel Aufregung über unseren Sicherheitsapparat verursachen, aber wir dürfen mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg halten, falls die ganze Sache hochgeht und wir Sasonow verlieren. Wir brauchen ihnen ja nicht zu sagen, daß der Verräter aus unseren eigenen Reihen stammt. Und außerdem haben wir auch unsererseits mit ihnen noch ein Hühnchen zu rupfen, wenn ihr Mann morgen abend herüberkommt. Grant, setzen Sie bitte ein Fernschreiben nach Langley ab.«
»Wird sie durchhalten?«
Poliakow antwortete ohne zu zögern: »Sie hält bestimmt durch. Nur ein so mutiges Mädchen konnte auch für mich einen Reiseausweis verlangen. Und ihn von Wolkow bekommen.«
»Das genügt«, sagte Spencer-Barr. »Und Sie sind überzeugt, daß sie bei der Stange bleibt?«
»Ich glaube, sie freut sich sogar darauf«, sagte der Dozent. Er richtete sich kaum merklich auf. »Aber es wird nicht nötig sein. Ich habe bezüglich Wolkow meine eigenen Pläne gemacht.«
Er legte eine Hand auf seine Tasche. Auf Spencer-Barrs Erstaunen reagierte er mit einem Anflug von Hochmut. »Sie haben Pläne gemacht? Wovon reden Sie eigentlich – und was haben Sie in dieser Tasche?«
»Ein Messer«, sagte Poliakow. »Ich fliege nicht nach Livadia. Ich gehe heute nachmittag zu Wolkow in sein Büro und bringe ihn um. Dann kann Irina fliehen. Sie hat ihren Ausweis und kann heute abend das Flugzeug nehmen. Wenn ich ihn erstochen habe, bringe ich mich selbst um.«
»Aha«, sagte Jeremy, »Sie haben also alles genau vorbereitet. Eine große Heldentat?«
Poliakow errötete bei der spöttischen Bemerkung. »Sie können mich verspotten, wenn Sie wollen. Aber ich werde es tun.«
»Dessen bin ich ganz sicher«, sagte Spencer-Barr. »Bloß daß Sie durchsucht werden würden, bevor Sie auch nur einen Kilometer an Wolkows Büro herangekommen sind, und niemand spricht mit ihm unter vier Augen. Er hat stets eine Leibwache bei sich. Das ist ein mutiger Gedanke, aber ich kann Ihnen nur sagen: Überlassen Sie so etwas lieber den Profis. Geben Sie dies Irina und sagen Sie ihr, sie soll Wolkow vor der Abreise in ihre Wohnung holen. Sie muß ihm sagen, es sei sehr dringend, sie muß ihn unter irgendeinem beliebigen Vorwand in ihre Wohnung bringen. Und er muß von dort spätestens eine Stunde, nachdem er das Zeug eingenommen hat, wieder weggehen.«
Er reichte Alexei ein Papierröllchen.
»Legen Sie es in Ihre Brieftasche«, sagte er. »Und seien Sie um Gottes willen vorsichtig. Es ist farblos und ohne Geschmack; es löst sich in etwa zwei Sekunden auf. Die Wirkung tritt etwa eine Stunde danach ein. Die Symptome sehen wie Herzinfarkt aus.«
Alexei schob das Papiertütchen in sein Notizbuch. »Ich verstehe«, sagte er.
»Damit wäre jetzt also auch dieser Teil Ihrer Planung klar, oder?« Spencer-Barrs Tonfall klang ungeduldig. »Heute abend um sieben fliegt eine Linienmaschine nach Simferopol. Sie treffen sich mit Irina auf dem Flugplatz und fliegen mit. Sie können in
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