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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Angehörigen des Kommandos warteten nicht, bis es untergegangen war. Sie liefen zum Turm und kletterten den Niedergang hinunter. Fünf Minuten später verschwand das U-Boot sanft unter der Wasseroberfläche. Vor den Augen von Irina und Alexei Poliakow gab der Kommandant Fergus Mackie und seinen Männern die Hand. Die beiden jungen Russen erhielten Becher mit sehr starkem, süßem, mit Rum versetztem, Tee. Sie sahen sich an und blickten dann auf die Männer, die sie gerettet hatten, und begannen dann gleichzeitig zu lachen und zu weinen.
    »Sie sind nicht auf dem Schiff. Wir haben überall nach ihnen gesucht, sie können sich nirgends versteckt haben.«
    Harrington sah den Kapitän an. Dem war offenbar sehr unbehaglich zumute. Er empfand sich in einer schwachen Position, was noch durch die Tatsache unterstrichen wurde, daß er einem hochrangigen KGB-Offizier nicht rechtzeitig Gehör geschenkt hatte. Auf dem Funkweg hatte er die Bestätigung aus Moskau erhalten, und während sich die Tanzpaare unter den bunten Lampions auf Deck vergnügten, hatten seine Leute das ganze Schiff von vorn bis achtern untersucht und in die kleinsten Winkel geschaut, wo sich ein Mensch hätte verstecken können, aber sie hatten keine Spur von dem Mädchen und dem jungen Mann entdeckt. Der an der Gangway eingesetzte Bootsmann stand vor ihnen und schwor, er habe keinen Passagier an Land gelassen. Die beiden Matrosen sagten dasselbe.
    Sie durften wegtreten, und vor der Kapitänskajüte sagte der Bootsmann leise zu seinen Leuten: »Gut gemacht. Wir haben keine Passagiere durchgelassen. Angehörige des KGB sind keine Passagiere. Wir wissen von nichts und wir sagen nichts, dann kommen wir nicht in Schwierigkeiten. Vergesst nicht: wir verlieren unsere Seemannsausweise, wenn etwas durchsickert. Zurück auf eure Posten!«
    Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht und eilte davon. Der Verlust seines Ausweises würde bedeuten, daß er nie wieder auf einem Schiff angeheuert würde. Man könnte ihn dann zur Strafe auf irgendeinen Arbeitsplatz im Landesinnern versetzen. Seine Leute würden ebenso behandelt werden. Wenn das KGB im Spiel war, würde niemand etwas aussagen, es sei denn, die Fragen würden vom KGB selbst gestellt. Er war nicht nur vorsichtig – er war auch loyal. Er ging in die Messe hinunter und kippte einen Wodka; der trieb ihm erst recht den Schweiß auf die Stirn, aber er beruhigte die Nerven.
    In der Kajüte fuhr Harrington den Kapitän wütend an.
    »Wenn sie nicht an Bord sind«, sagte er, »dann müssen sie irgendwie an Land gekommen sein. Sie haben zwei gefährliche Verbrecher, die von der Sicherheitspolizei gesucht werden, von Ihrem Schiff entkommen lassen. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Kapitän, wenn wir nach Jalta zurückkommen!«
    »Vielleicht sind sie über Bord gesprungen«, meinte der Kapitän. »Aber man hätte sie gesehen, wenn sie es in der Nähe des Hafens getan hätten. Vielleicht sind sie weiter draußen über Bord gegangen.« Er machte ein hoffnungsvolles Gesicht. »In diesem Fall wären sie ertrunken. Die Strömung ist hier sehr stark. Besonders weiter draußen.«
    »Darauf hoffen Sie also«, fuhr Harrington ihn an. Er drehte sich wütend um. Sie hätten bestimmt keinen todesmutigen Versuch gemacht, an Land zu schwimmen, wenn sie nicht Grund zu der Annahme gehabt hätten, sie würden, wie alle anderen, an Bord des Schiffes festgehalten werden. Wenn sie nach der Bekanntgabe, daß niemand das Schiff verlassen dürfe, ins Wasser gesprungen wären, hätte man sie mit Sicherheit gesehen. Das Schiff hatte bereits angelegt, so konnte es nicht gewesen sein. Sie mußten sich an den Idioten auf der Gangway vorbeigeschlichen haben, eine andere Erklärung gab es nicht. Er zündete sich eine Zigarette an, seine Hände zitterten leicht. Sie waren weg. Das war das einzige, was sicher feststand. Und weil Davina Grahams Handtasche abhanden gekommen war, als sie sie in der Toilette liegenließ, hatte er viel Zeit verloren, bis der Kapitän sich seine Zugehörigkeit zum KGB von Moskau hatte bestätigen lassen. Weil er seinen roten Ausweis nicht bei sich hatte, konnte er weder Davina noch die beiden anderen festnehmen lassen, sobald das Schiff anlegte. Als offensichtlich wurde, daß Wolkow, abgesehen von dieser einzigen Vorsichtsmaßnahme, nichts vorbereitet hatte, um sie in Gewahrsam zu nehmen, hatte er die Fassung verloren. Und während er sich mit dem Matrosen an der Brücke herumstritt und nach Davinas

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