Davina
steifen Wind.« Er blickte freundlich grinsend auf das Mädchen und den jungen Mann hinab. Sie sahen erschöpft aus, und das Mädchen wischte sich immer wieder über die Augen.
»Keine Angst«, sagte er, »es geht alles klar.«
»Was hat sie über die anderen gesagt?« fragte ihn Mackie. »Daß einer für die Russen arbeitet. Der andere blieb zurück, damit sie davonkommen konnten. Sie sagte ›sie‹, es muß sich also um eine Frau handeln. Verdammt mutig, Sir. Ich möchte mich nicht von den Kerlen schnappen lassen.«
»Ich auch nicht«, sagte Mackie. »Wir müssen gute Fahrt machen, für den Fall, daß sie uns irgendein schnelles kleines Boot auf den Hals hetzen. Je eher wir im U-Boot sind, desto besser!«
Die Dunkelheit brach plötzlich herein. Zwei starke Scheinwerfer brannten am Bug. Sie liefen vor dem Wind, und die Gischt schoß zu beiden Seiten hoch auf. Irina kuschelte sich in Alexeis Arm.
»Ich kann es noch nicht glauben«, wisperte sie, »ich kann es nicht glauben, daß wir fortkommen … Ich muß immer an sie denken, Alexei. Wenn ich nur für sie beten könnte. Man wird sie doch sicher erschießen?«
»Nein«, flüsterte er zurück, um sie zu beruhigen. »Nein, das werden sie nicht tun. Ich glaube an Gott, Irina. Ich bin schon lange Christ. Ich bete schon die ganze Zeit für sie, seit wir abgefahren sind. Mach die Augen zu, mein Liebling, und versuche zu schlafen.«
Nach einer Weile spürte er, daß sie tatsächlich eingeschlafen war. Wolkenbänke verdeckten den Mond, als der Wind sie auseinander trieb, schien der Mond für kurze Zeit auf sie herab, und er konnte sehen, wie bleich und erschöpft Irina aussah. Er selbst fand keinen Schlaf. Das kleine Schiff schoß durch das Wasser, aber es schlingerte, und ihm wurde übel. Als das Vorgebirge in Sicht kam und sie sich geleitet durch das regelmäßige Aufblitzen des Lichtstrahls vom Leuchtturm annäherten, legte sich der Wind. Das Segelboot befand sich in völliger Dunkelheit, die Scheinwerfer waren gelöscht, seit sie das offene Meer erreicht hatten. Mackie ließ den Motor anwerfen und umrundete das Vorgebirge in einem weiten Bogen, dann wurde die Maschine abgeschaltet, und sie benutzten den geringen, noch verbleibenden Wind zum Kreuzen. Mackie überprüfte die Zeit; sie waren nur zwanzig Minuten hinter dem Plan zurück. Das wartende U-Boot würde sie auf dem Radarschirm erfassen und auftauchen. Irina war aufgewacht; sie saß neben Poliakow am Heck. Die Besatzung manövrierte das kleine Boot, ohne ein Wort zu sprechen. Sie sahen das U-Boot nicht auftauchen; der wolkenverhangene Himmel erzeugte eine undurchdringliche Finsternis. Sie hörten das Rauschen und Gurgeln des Wassers und sahen ein halbabgedecktes Blinklicht. Ferrie antwortete sofort mit seiner Signallampe. Das Segelboot nahm Kurs auf das Licht, und die Umrisse des U-Bootes wurden sichtbar. Männer bewegten sich an Deck. Weitere Lichter erschienen; sie waren sorgfältig abgeblendet und dienten dem Segelboot als Leitlinie. Die See war ruhig und man konnte das Schlauchboot ins Wasser lassen. Dann stieg Irina, gefolgt von Alexei, der durch die Seekrankheit noch benommen war, von der Bordkante hinunter. Der polnisch sprechende Matrose paddelte das Schlauchboot an das U-Boot heran, warf ein Tau hinauf, das oben aufgefangen wurde, und ergriff seinerseits ein elastisches Fallreep. Er hob die Russin mit seiner Schulter so weit hinauf, daß sie sich an die Leiter klammern konnte. Dann kletterte sie weiter, bis der Seemann oben ihre Handgelenke erfassen und sie ganz hinaufziehen konnte. Poliakow war etwas sportlicher. Das Wasser, das gegen das U-Boot klatschte, durchnässte sie bis auf die Haut. Männer bugsierten sie bis zum Turm und von dort durch die offene Luke in den Bauch des Schiffes. Das Schlauchboot fuhr zum Segelboot zurück; der Picknickkorb mit den Handfeuerwaffen und den Handgranaten wurde eingeladen, mit einem Tau gesichert und an Bord des U-Boots gehievt. Mackie gab den Befehl, das Boot zu versenken. Bob Ferrie öffnete die Ventile, dann sprangen beide Männer über Bord und schwammen zum U-Boot hinüber. Sie stiegen das Fallreep hinauf, wo oben der polnisch sprechende Korporal bereits die Luft aus dem Schlauchboot herausließ.
»Werft es über Bord.« Der Kommandant trat zu ihnen. »Gehen wir nach unten und dann nichts wie weg.«
Das Schlauchboot wurde im Meer versenkt, wobei die Luft aus den offenen Ventilen herauszischte. Das Segelboot versank langsam, beginnend mit dem Heck. Die
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